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Parlamentarisches Profil : Die Vielgereiste: Katrin Uhlig

Der Klimawandel motivierte Katrin Uhlig, in die Politik zu gehen. Im Bundestag vertritt sie den Wahlkreis Bonn.

11.04.2023
2024-03-13T11:10:06.3600Z
3 Min

Dass die Entscheidung für den Ort des Parlamentarischen Rates auf Bonn fiel, nicht auf Frankfurt, Karlsruhe oder Celle, das kann Katrin Uhlig verstehen: "Es ist Zuhause", sagt sie. Uhlig vertritt im Bundestag in Berlin den Bonner Wahlkreis, und wenn die Grüne am Rhein auf den alten Plenarsaal des Bundestags blickt, "ist das für mich ein Zeichen des demokratischen Lebens".

Foto: Abgeordnetenbüro Uhlig

Die Energiepolitikern ist Mitglied im Ausschuss für Energie und Klimaschutz sowie stellvertretendes Mitglied im Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.

Für sie, die 2021 mit einem Vorsprung von 216 Voten die Erststimmen gewann, war Bonn als Lebensort erste Wahl gewesen. Sie arbeitete in den Zehnerjahren für die Landtagsfraktion in NRW, brauchte eine neue Wohnung und entschied sich für 45-minütiges Pendeln zwischen Bonn und Düsseldorf. Da sei das Stadtzentrum, der Bezug zu Beethoven, der rheinische Karneval "und ein internationales Flair", schwärmt sie. Immerhin beherbergt die Stadt immer noch Bundesbehörden und den extraterritorialen UN-Campus, "Leute mit ihren Badges prägen zuweilen schon die Straßen".

In Berlin sitzt die 40-Jährige im Ausschuss für Klimaschutz und Energie, "ich bin froh, dass die Fraktion mir dieses Privileg gegeben hat." Im Gespräch, hier in ihrem Büro aus Holzwänden, wird ihr selbst auffallen, dass sie dieses Wort oft benutzt: Privileg. Dass sie irgendeine Tätigkeit nur nebenbei verrichten würde, kann man sich schwer vorstellen. An diesem Freitag fährt sie nicht mit dem Zug von Berlin nach Bonn zurück: Es gibt einen digitalen Parteitermin am Abend - "bei den Baustellen und Funklöchern auf der ICE-Strecke ist mir das zu unsicher mit dem W-LAN, deshalb nehme ich den Zug erst am Samstag".

Politikerin gegen den Klimwandel 

In die Politik kam sie wegen des Klimawandels. "Das war und ist einfach zu wichtig", sagt sie, erklärt es wie eine Selbstverständlichkeit: Die in Wuppertal Aufgewachsene arbeitete nach ihrem Studium bei der European Climate Foundation in Den Haag, dann als wissenschaftliche Mitarbeiterin für Energie und Klimaschutz im Landtag und als Fachgebietsleiterin beim Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft. Es war die Zeit, in der sie bei den Grünen eintrat, es passte am besten.

Und Uhlig begann sich auf lokaler Ebene zu engagieren, wurde Beisitzerin im Kreisvorstand Bonn und dann Co-Vorsitzende. Man hört, sie habe damals eine Menge geleistet - dann also die Kandidatur für den Bundestag und dann die Klimapolitik in Berlin; folgerichtig angesichts ihres Lebenslaufs, aber für eine Newcomerin auch nicht selbstverständlich in einer Fraktion, die auf dem Gebiet eine gewisse Kernkompetenz für sich beansprucht.

Zuerst hatte die Abiturientin an ein Medizinstudium gedacht, sich auch erfolgreich auf einen Platz beworben. Aber Uhlig hatte auch von einem Fach gehört, das in wenigen Worten schwer zu beschreiben ist - vielleicht reizte das Studium in Sprachen, Wirtschafts- und Kulturraumstudien an der Passauer Universität sie auch deshalb. Sie kam herum. Nach Spanisch und Mandarin im Vordiplom zog sie für ein Jahr nach Peking; die USA hatte sie bereits als Austauschschülerin kennengelernt, im Studium legte sie ferner in San Juan einen Stopp ein. "Die Sprache und Kultur faszinierten mich", sagt sie zum Chinesischen.

Aber dann war da der Klimawandel. Der legte sich über jede Faszination. Uhlig begann nach dem Studium in Den Haag, der Rest ist bekannt.

Berlin oder Bonn?

Ihr Büro ist spartanisch eingerichtet, Informationen über die beste Pekingente in Berlin, oder rheinische Lokale in der Hauptstadt, sind ihr schwer zu entlocken - "ich bin in Berlin, um zu arbeiten". Und in Bonn? "Für mich als Wahlkreisabgeordnete ist es ein Privileg, so viele Themenbereiche kennenzulernen - das würde ich in einer anderen Position nicht. Zu erfahren, was Menschen bewegt, im Positiven wie im Negativen."

Nun sucht sie in einem großen unausgepackten Pappkarton nach einer Karte. Die erklärt vielleicht, warum sich die Delegierten des Parteitages für sie als Wahlkreiskandidatin entschieden: Sie hatte vorher an ihrem Monitor geklebt, darauf der Spruch: "Könnte, wollte, müsste, machen." Die ersten drei Worte sind durchgestrichen.