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Energieversorgung mit Öl und Gas : Sorge vor dem Einbruch

Experten warnen vor den ökonomischen Risiken von Ölembargo und Lieferstopp bei russischem Gas.

16.05.2022
2024-01-05T20:58:14.3600Z
2 Min

Die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs auf die Energieversorgung in Deutschland sind spürbar, die Preise für Öl und Gas steigen enorm. Ein sofortiger Lieferstopp von russischem Erdgas - beispielsweise als Reaktion auf ein Öl-Embargo - wäre laut Expertenmeinung hochriskant für die deutsche Wirtschaft und für Verbraucher. Der Einbruch wäre mit dem des Corona-Jahres 2020 oder der Finanzkrise 2009 vergleichbar.

Wirtschaftsexperten befürchten gravierende Folgen

Bei einem sofortigen vollständigen Lieferstopp von russischem Erdgas könnte die Wirtschaftsleistung in Deutschland um bis zu zwölf Prozent einbrechen. Zu diesem Ergebnis kommt der Ökonom Tom Krebs, Professor für Makroökonomik an der Universität Mannheim. Nicht nur Krebs zeichnete bei einer öffentlichen Anhörung im Ausschuss für Klimaschutz und Energie am vergangenen Montag ein düsteres Bild. Auch Industrievertreter sowie Arbeitgeberverbände und Gewerkschaften machten deutlich, dass Produktionsausfälle, Schließungen von Anlagen und steigende Arbeitslosigkeit die Folge eines kompletten Lieferstopps wären.

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Andreas Niedermaier, Vorstandsvorsitzender beim Chemieunternehmen Alzchem Group AG, schloss die Verlegung von Standorten nicht mehr aus, beispielsweise in die USA. Johann Overath, Hauptgeschäftsführer Bundesverband Glasindustrie, sprach von "einem Totalschaden" im Falle eines Lieferstopps. Frederik Moch, Leiter der Abteilung Struktur-, Industrie- und Dienstleistungspolitik im Bundesvorstand des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB), warnte vor den Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. Erstmals seit vielen Jahren wären auch hochqualifizierte Arbeitnehmer von Arbeitslosigkeit bedroht.

Die Linke fordert Ausnahmeregelungen für die PCK Raffinerie in Schwedt

Die Fraktion Die Linke hatte zu geplanten Sanktionen gegen russische Erdölimporte am Donnerstag eine Aktuelle Stunde verlangt. Sören Pellmann (Die Linke) forderte Ausnahmeregelungen für die PCK Raffinerie; russisches Öl müsse trotz Embargos weiter nach Schwedt gelangen. Steffen Kotré (AfD) schloss sich dem an und warnte, im Fall eines Ölembargos würden "die Lichter in Schwedt ausgehen". Dem widersprach Carsten Schneider (SPD), Ostbeauftragter der Bundesregierung. Er verteidigte ein Ölembargo, weil dadurch die Abhängigkeit von russischen Lieferungen beendet werde.

Unterstützung bekam er von Michael Kellner (Bündnis 90/Die Grünen), Parlamentarischer Staatssekretär für Wirtschaft und Klimaschutz. Kellner unterstrich die Notwendigkeit, "ohne russisches Öl auszukommen". Mit einer Ausnahmeregelung würde man Ungarn folgen, das sei "der falsche Weg". Olaf in der Beek (FDP) gab zu bedenken, dass ein Zusammenbruch der Versorgung durch die PCK Raffinerie Lieferketten bundesweit lahmlegen würde, das gelte es zu verhindern. Sepp Müller (CDU) drängte auf den Erhalt von PCK, in Schwedt dürften nicht die gleichen Fehler wiederholt werden, wie sie in den 1990er Jahren in Ostdeutschland gemacht worden seien.