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Foto: picture alliance/dpa/Jens Kalaene
In vielen Regionen Deutschlands fiel im Frühjahr, der Säzeit für viele Getreidearten, zu wenig Regen.

Dürre in Deutschland : Grüne und Linke fordern entschlossene Klimaanpassung

Niedrigwasser, Waldbrände - die Bundesregierung dürfe die Bekämpfung von Klimafolgen nicht vernachlässigen, drängen die Fraktionen. Die Koalition beschwichtigt.

06.06.2025
True 2025-06-06T15:11:12.7200Z
4 Min

Ein Traktor, der Staubwolken beim Pflügen eines Ackers aufwirbelt, Jungpflanzen, die auf dem Feld verdorren, erste Waldbrände bereits im März - seit Wochen hat es in vielen Regionen Deutschlands kaum geregnet. Das Frühjahr 2025 gehört laut Deutschem Wetterdienst (DWD) zu den drei trockensten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1881. Rot und dunkelrot markiert auch der Dürremonitor des Helmholtz Zentrums für Umweltforschung vor allem den Norden und den Osten des Landes - ein Zeichen für "extreme" und "außergewöhnliche" Dürre im Oberboden bis 25 Zentimeter Tiefe. 

Und der Sommer könnte laut den Klimamodellen des DWD und des Europäischen Zentrums für mittelfristige Wettervorhersagen ebenfalls mit hoher Wahrscheinlichkeit zu warm und trocken werden.

Grüne wollen eine zügige Umsetzung der Wasserstrategie

Hiobsbotschaften, die die Fraktionen von Bündnis 90/Die Grünen und Die Linke zum Anlass nehmen, um im Bundestag auf mehr Einsatz der Bundesregierung gegen Hitze, Dürre und ihre Folgen zu dringen. Um Waldbrände besser bekämpfen zu können, fordern die Linken etwa in einem Antrag die Beschaffung von Löschflugzeugen und die Finanzierung der Brandbekämpfung mit solchem Spezialgerät aus Bundesmitteln.


„Schaffen Sie Amtshilferechnungen für Katastropheneinsätze ab und Löschkapazitäten auf Bundesebene an.“
Jan Köstering (Linke)

Die Grünen drängen in einem Antrag auf die Umsetzung der Nationalen Wasserstrategie und der Deutschen Klimaanpassungsstrategie - beide hatte die Bundesregierung in der vergangenen Legislaturperiode beschlossen. Auch das Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz (ANK), das 3,5 Milliarden Euro bis 2028 für die Renaturierung unter anderem von Mooren, Wäldern oder Flussauen bereithält, solle ausgebaut und fortgesetzt werden, verlangen die Grünen. 

Hintergrund

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"Hat das Hohe Haus die Situation in ihrer Dramatik wirklich schon verstanden?", fragte die frühere Umweltministerin Steffi Lemke (Grüne) bei der ersten Beratung der Vorlagen am Donnerstag im Plenum. Deutschland erlebe das vierte Dürrejahr seit 2018. Sie erwarte, dass die Bundesregierung das "genauso ernst nehme" wie die anderen Krisen, sagte Lemke. Wenn es nicht gelinge, Wasser in der Landschaft zu halten, verlören Böden und Wälder ihre Funktion als Kohlenstoffspeicher. Dann könne Deutschland seine Klimaziele nicht einhalten; Wirtschaft und Wohlstand drohten "den Bach runterzugehen", warnte die Grünen-Politikerin. Es gelte, sich auf Extremwetter einzustellen, etwa durch Hitzeschutzpläne, um vulnerable Gruppen, wie chronisch Kranke, Schwangere und Kinder, besser vor hohen Temperaturen zu schützen.

Eine bessere Ausstattung der Feuerwehr fordern die Linken

Jan Köstering (Linke) verwies darauf, dass sinkende Wasserstände auch die Feuerwehr zunehmend vor Probleme stellten. Angesichts häufigerer Waldbrände sei diese umso mehr gefordert. Es brauche daher mehr Spezialgerät, über das die Länder als die für den Katastrophenschutz Zuständigen weder verfügten noch finanzieren könnten, monierte Köstering und schlug vor: "Schaffen Sie Amtshilferechnungen für Katastropheneinsätze ab und Löschkapazitäten auf Bundesebene an".

"Klimaalarmismus" warf hingegen Michael Blos (AfD) Grünen und Linken aus "ideologischen und politischen Interessen" vor. Beweise für die "Panikmache" hätten sie nicht, so Blos. Es gebe keinen eindeutigen Trend bei Sommerniederschlägen und Waldbränden. Um dem Wassermangel zu begegnen, müsse man nicht Milliarden für die Wiedervernässung von Landstrichen ausgeben, sondern nur "aufhören, intakte Infrastruktur wie Talsperren" verfallen zu lassen. Statt teuer Löschflugzeuge brauche es "einen gesunden Wald, Brandschutzschneisen und leicht erreichbare Forstwege".

Diese Folgen können Hitze und Dürre haben

🌡️ Geschätzt 2.800 Menschen starben laut dem Robert-Koch-Institut im Sommer 2024 infolge hoher Temperaturen. Im Hitzesommer 2023 waren es geschätzt 3.100, 2018 geschätzt 8.500 Menschen.

🔥 2022 vernichteten laut Waldbrandstatistik des Bundeslandwirtschaftsministeriums rund 2.400 Brände mehr als 3.000 Hektar Waldfläche. Das ist der höchste Wert seit über zehn Jahren.

🚜 Die Verluste in der Landwirtschaft und der Forstwirtschaft etwa durch Ernteeinbußen und Trockenschäden beziffert eine vom Bundesklimaschutzministerium 2022 veröffentlichte Studie für die Hitzesommer 2018 und 2019 auf rund acht beziehungsweise 18 Milliarden Euro.



Abgeordnete der Koalition jedoch beschwichtigten: Bei "Problembeschreibung und Zielen" sei man sich weitestgehend einig, sagte Christian Moser (CSU). Alle nähmen Extremwetterereignisse wahr. Im Koalitionsvertrag habe man sich darauf verständigt, das ANK zu verstetigen, das Gleiche gelte für die Wasserstrategie. Auch die Entsiegelung und den Umbau zu Schwammstädten werde die neue Bundesregierung stärker angehen. Um die Klimaziele zu erreichen, wolle man indes auf "mehr Anreize und Forschung" setzen.

Koalition: Anreize statt “Klimaschutz mit der Brechstange”

Bezahlbaren Klimaschutz statt "Klimaschutz mit der Brechstange" versprach Esra Limbacher (SPD). Man wolle "keine Überforderung, keine neuen gesellschaftlichen Gräben", so Limbacher mit einem kleinen Seitenhieb auf die Grünen und das umstrittene Heizungsgesetz. Die Koalition suche pragmatische Lösungen: Sie setze auf Innovation, Investitionen in klimaresiliente Infrastrukturen - und den "Schulterschluss mit Wirtschaft und Gesellschaft".

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