Vor 70 Jahren : Verteidigungsministerium wird gegründet
Die Skepsis gegenüber einer eigenen Armee war groß im Deutschland der Nachkriegszeit. Zehn Jahre nach Kriegsende wird das Bundesverteidigungsministerium gegründet.

Vereidigung des neuen Ministers: Verteidigungsminister Theodor Blank (CDU) wird Anfang Juni 1955 von Bundestagspräsident Eugen Gerstenmaier (CDU, r.) vereidigt.
Eine Armee für die Bundesrepublik? In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg lehnten die meisten Bundesbürger solche Pläne ab. Die USA, Frankreich und England, auf deren Zustimmung der christdemokratische Bundeskanzler Konrad Adenauer angewiesen war, zeigten sich ebenfalls skeptisch. Doch schon 1950 begann der CDU-Politiker Theodor Blank im Auftrag Adenauers, erste Verhandlungen zum Aufbau einer westdeutschen Armee zu führen.
1955 war Adenauer dann am Ziel: Er ernannte Blank zum ersten Verteidigungsminister der Republik - am 7. Juni wird Blanks Dienststelle vom “Amt Blank” zum Bundesverteidigungsministerium umbenannt. Am 12. November desselben Jahres begrüßte Blank die ersten 101 freiwilligen Soldaten der Bundeswehr.
Frankreich hatte Angst vor einem wiederbewaffneten Deutschland
Der Weg dahin war steinig. Spätestens seit dem Koreakrieg 1950 neigten die Westmächte zwar dazu, Adenauer eine Armee zu bewilligen. Sie befürchteten, dass sich die Sowjetunion sonst Westdeutschland einverleiben würde. Aber insbesondere Frankreich hatte Angst vor einem wiederbewaffneten Deutschland. Für die Verhandlungen mit den Besatzern wählte Adenauer bewusst den Zivilisten Blank. Auf diese Weise demonstrierte er, dass die Politik die Oberhand über das Militär behalten sollte.
Blank begann mit etwa 20 Mitarbeitern. 1953 waren es ungefähr 700. Der Durchbruch bei den Verhandlungen gelang 1954 mit der Unterzeichnung der "Pariser Verträge", in denen die Bundesrepublik weitgehende Souveränität erlangte. Als Folge wurde sie 1954 in die "Westeuropäische Union" und 1955 in die Nato aufgenommen. Schon 1956 wurde dann der CSU-Politiker Franz Josef Strauß Verteidigungsminister, Blank wechselte ins Arbeitsministerium.

Der Militärhistoriker Sönke Neitzel blickt in seinem neuen Buch zurück auf 70 Jahre Bundeswehr. Und er fordert ein Umdenken in der Verteidigungspolitik.

Am 30. März 1995 wurde Claire Marienfeld-Czesla als erste Frau Wehrbeauftragte. Ein Meilenstein für Frauen in der Bundeswehr – und ein Anlass für Diskussionen.