Vor 40 Jahren... : Schatten der Vergangenheit
7.8.1978: Hans Filbingers Rücktritt "Was damals rechtens war, das kann heute nicht Unrecht sein." Der Ministerpräsident von Baden-Württemberg, Hans Filbinger, war 1978 auf dem Höhepunkt seiner Macht und sich keiner Schuld bewusst. Bei der Landtagswahl 1976 holte er mit der CDU über 56 Prozent der Stimmen, immer wieder wurde er sogar als möglicher Bundespräsident gehandelt. Doch ein Beitrag in der Wochenzeitung "Die Zeit" änderte alles - und führte am 7. August 1978 zum Rücktritt Filbingers.
Hans Filbinger war während der NS-Zeit Marinerichter. Ende 1966 wurde er Ministerpräsident. Seine Vergangenheit hatte schon Anfang der 1970er Jahre für Schlagzeilen gesorgt. Doch eine breite Debatte über Filbingers Rolle während des Krieges und in der Zeit des Nationalsozialismus löste erst die genannte Veröffentlichung Rolf Hochhuths in der "Zeit" aus.
Der Schriftsteller schrieb darin von Filbingers Mitwirkung an Todesurteilen bei Kriegsgerichtsverfahren und prägte dabei den Begriff des "furchtbaren Juristen". Filbinger verteidigte sich. Er habe "kein einziges Todesurteil gefällt". Außer in einem Fall, "wo ich vor ein vollendetes Verfahren kam", habe er "an keinem Todesurteil mitgewirkt". Später wurden allerdings drei weitere Todesurteile bekannt, an denen er beteiligt war. "Damit entstand der Eindruck mangelnder Distanzierung von den Gräueltaten während der NS-Zeit", wie die Konrad-Adenauer-Stiftung schreibt. Filbinger kostete dies das Amt. Bis zu seinem Tod im Jahr 2007 entschuldigte er sich nie.
Benjamin Stahl