Vor 35 Jahren : Gemeinsamer SPD-Kurs beschlossen
Auf einem gemeinsamen Parteitag schließen sich am 27. September 1990 Ost- und West-SPD zusammen. Nicht alle West-SPDler waren euphorisch angesichts der Vereinigung.
Auf dem Vereinigungsparteitag in West-Berlin haben sich am 27. September 1990 die Ost- und West-SPD zusammengeschlossen. Mit dabei waren (v.l.n.r.): Hans-Jochen Vogel, Willy Brandt, Wolfgang Thierse und Oskar Lafontaine.
"Ich werde nie vergessen, wie Willy Brandt mich als Vorsitzender der Ost-SPD umarmte, um die Vereinigung auch emotional zu vollziehen, und ihm dabei die Tränen kamen." So erinnerte sich Wolfgang Thierse vor einigen Jahren an den 27. September 1990. Damals - sechs Tage vor der Wiedervereinigung Deutschlands am 3. Oktober - beschlossen Ost- und West-SPD bei einem gemeinsamen Parteitag ihren Zusammenschluss. Für Thierse, der zum Stellvertreter von Parteichef Hans-Jochen Vogel gewählt wurde, eine "schiere politische Selbstverständlichkeit", nachdem die Sozialdemokratie 43 Jahre lang in der DDR verboten war.
Nicht alle in der West-SPD ließen sich von der Aufbruchstimmung anstecken
In ihrem "Manifest zur Wiederherstellung der Einheit der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands", das die Delegierten einstimmig verabschiedeten, hieß es: "Die SPD ist vom heutigen Tage an wieder, was sie seit ihrer Gründung vor weit über einhundert Jahren hat sein wollen: Die Partei der sozialen Demokratie für das ganze Deutschland."
Doch nicht alle ließen sich von der Aufbruchsstimmung anstecken. Willi Polte etwa, damals SPD-Vorsitzender in Magdeburg, beschrieb die Stimmung in Teilen der SPD so: "Die Euphorie in der West-SPD ist nicht in dem Maße zu spüren gewesen, wie ich sie mir gewünscht hätte." Insbesondere Oskar Lafontaine, der vom Parteitag mit 470 von 476 Stimmen als Kanzlerkandidat bestätigt wurde, habe die Wiedervereinigung immer kritisch gesehen - und daraus keinen Hehl gemacht. Das habe die Ost-SPD nicht kalt gelassen.
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