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Ortstermin Podiumsdiskussion zur Malariabekämpfung : "Aus einer Mücke einen Elefanten machen"

Alle zwei Minuten stirbt ein Kind an Malaria. Expertinnen und Experten haben im Bundestag über die Bekämpfung der Tropenkrankheit diskutiert.

02.05.2022
2024-02-28T10:12:34.3600Z
3 Min
Foto: DBT/Xander Heinl/photothek.de

Der Austausch von Expertinnen und Experten zum Thema Malaria bildete den Auftakt zur neuen Veranstaltungsreihe "TA im Dialog".

Die Zahlen sind erschütternd. Laut Katrin Gerlinger, Leiterin des Projekts "Medikamente für Afrika" beim Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag (TAB), stirbt noch immer "aller zwei Minuten ein Kind an Malaria". Was aber kann getan werden, um dieser durch den kleinen Pieks eines Moskitos übertragenen und vor allem für die Länder Subsahara-Afrikas so gefährlichen Infektionskrankheit Herr zu werden? Anlässlich des Welt-Malaria-Tages am vergangenen Montag haben Expertinnen und Experten auf Einladung des Forschungsausschusses dazu eine Podiumsdiskussion geführt.

Einigkeit herrschte darüber, dass es eine Bündelung von Maßnahmen braucht, um Malaria erfolgreich bekämpfen zu können. Benötigt würden zudem mehr Forschungsgelder und eine Zusammenarbeit zwischen dem globalen Norden und dem globalen Süden bei der Forschung.

Malaria-Impfung hat nur eine Wirksamkeit von etwa 30 Prozent

Zwei Hauptschlaglinien gibt es derzeit bei der Malariabekämpfung. Da ist zum einen die Weiterentwicklung eines Impfstoffes, der inzwischen von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlen wird, aber nur eine Wirksamkeit von etwa 30 Prozent hat, "was deutlich unter dem Wert der Covid-Impfstoffe liegt", wie Volker Öppling vom Paul Ehrlich Institut sagte.

Francine Ntoumi, Präsidentin der kongolesischen Stiftung für medizinische Forschung, forderte daher, diese Impfung als Zusatz zu den bisherigen Schutzmaßnahmen, wie etwa Moskitonetzen, zu betrachten. Ntoumi glaubt, dass mittels der sogenannten Gene Drives-Technologie, dem zweiten diskutierten Ansatz, die Ausrottung der Malaria übertragenden Moskito-Population möglich wird. "Eines Tages wird es durch diese Genveränderung gelingen, Malaria auszurotten", gab sie sich überzeugt.

Hoffnung liegt auf neuen Impfstoffen

Kommt es dazu, und wenn ja wann? Der Entwicklungsbiologe Ernst Wimmer zeigte sich skeptisch, ob es überhaupt gelingen kann, plasmodienübertragende Mücken auf diese Art und Weise auszurotten. Wenn Gene Drives, also eine Genveränderung an den Mücken, zum Einsatz komme, brauche es eine Regulation, sagte er. Persönlich habe aber eher Bedenken, "dass das Verfahren nicht funktioniert, als dass es nicht kontrollierbar ist".

Also doch auf den nächsten Durchbruch in Sachen Impfstoff hoffen? Der Tropenmediziner Benjamin Mordmüller sieht in dem Bereich "derzeit einiges in Bewegung". Die Forschung an abgeschwächten Parasiten, die zur Impfung genutzt worden seien, komme voran und führe dazu, dass andere erfolgreiche Technologien eingesetzt würden, wie etwa molekulare Antikörper. Zwei der dabei entwickelten Impfstoffe würde "nahezu in Covid-Manier durchexerziert", sagte Mordmüller. Benötigt würden aber mehr Forschungsgelder, denn klinische Studien seien nun mal sehr teuer.

Malaria-Erkrankung stärker ins Bewusstsein rücken

Durch die Podiumsdiskussion, die den Auftakt des neuen Formats "TA im Dialog" darstellte, soll die Malaria wieder stärker in das Bewusstsein der Öffentlichkeit gebracht werden. Vielleicht, so sagte es Bundestagsvizepräsidentin Yvonne Magwas zur Eröffnung der Veranstaltung , sei es hier sogar angebracht "aus einer Mücke einen Elefanten zu machen".

Mit der vom TAB und dem Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung organisierten Veranstaltungsreihe "TA im Dialog" soll eine zusätzliche Möglichkeiten eröffnet werden, aktuelle Forschung und technologische Entwicklungen zeitnah aufzugreifen und zu diskutieren, um den Austausch von Wissenschaft, Politik und Zivilgesellschaft zu stärken, heißt es von Seiten des TAB. "TA im Dialog" richtet sich an Abgeordnete und Bundestagsmitarbeiter genauso wie an die interessierte Öffentlichkeit. In welchen Abständen die Reihe stattfinden wird, steht derzeit noch nicht fest.