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Vor 35 Jahren... : Kanzler-Kritik an der DDR

Wie eine Äußerung von Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) über politische Gefangene in der DDR am 4. Januar 1987 die Gemüter erhitzte.

03.01.2022
2024-02-27T12:13:13.3600Z
1 Min
Foto: picture alliance/Hermann Wöstmann

Helmut Kohl beim Deutschlandtreffen in der Dortmunder Westfalenhalle 1987.

Die DDR sei ein politisches System, "das immerhin über 2000 unserer Landsleute als politische Gefangene drüben (...) in Gefängnissen und Konzentrationslagern hält". Die Äußerung von Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) beim Deutschlandtreffen seiner Partei am 4. Januar 1987 - wenige Wochen vor der Bundestagswahl -, sorgte für scharfe Kritik. Er sei "erschrocken und empört", sagte der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde in Berlin, Heinz Galinski,. Die Grünen im Bundestag sprachen von einem "schlimmen völkisch-nationalen Getöse". Aus der SPD hieß es: Jeder politische Gefangene in der DDR sei einer zu viel. Die Verwendung des KZ-Begriffs sei hier jedoch völlig unangemessen. SPD-Kanzlerkandidat Johannes Rau betonte, wer die Zusammenarbeit mit Ost-Berlin verbessern wolle, dürfe "nicht so reden wie dieser Bundeskanzler". Selbst vom Koalitionspartner der Union kam Kritik: "Das ist nicht die Sprache der FDP", hieß es.

Streit über Konzentrationslager-Vergleich

Regierungssprecher Friedhelm Ost betonte dagegen, der Begriff Konzentrationslager, die es bis 1950 in der damaligen sowjetisch besetzten Zone gegeben habe, sei bis heute im Sprachgebrauch, besonders der politischen Gefangenen der DDR, erhalten. Kohl wiederholte wenige Tage später in einem Pressegespräch den Begriff nicht. "Ich streite nicht über den Begriff", sagte er. Er wisse, dass es auch nach Kriegsende in der heutigen DDR Konzentrationslager gegeben habe. Ehemalige Häftlinge würden das in Briefen an ihn auch so formulieren. Die DDR selbst legte über ihren Ständigen Vertreter in Bonn offiziellen Protest ein.