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Ortstermin: Die Honigbienen des Bundestages : Die fleißigsten Arbeiterinnen des Bundestages

Es brummt und summt im Parlamentsviertel. Als Pilotprojekt gestartet, wohnen mittlerweile zwölf Völker Bundestags-Bienen auf dem Dach des Jakob-Kaiser-Hauses.

02.01.2023
2024-02-27T11:17:12.3600Z
3 Min
Foto: DBT/photothek/Florian Gärtner

"Bundestagsimker" Daniel Holstein kümmert sich seit rund sechs Jahren um die Bundestags-Bienen.

Auf dem Dach des Jakob-Kaiser-Hauses weht Mitte Dezember ein kalter Wind. Der Boden ist mit einer dünnen Eisschicht überzogen, die gefrorene Erde knirscht bei jedem Schritt. Zehn Bienenstöcke stehen dort. Von den frostigen Temperaturen bekommen ihre Bewohnerinnen allerdings wenig mit. Denn bis zu 35 Grad warm könne es im Inneren eines Bienenstocks werden, weiß Daniel Holstein. Als "Bundestagsimker" kümmert er sich um die Honigbienen im Parlamentsviertel.

Im Winter gibt es für ihn jedoch nur wenig zu tun. Die Bienen bleiben in ihrem Stock, tummeln sich um die Königin und wärmen sich gegenseitig. 20 Kilogramm Honig und 5.000 Bienen braucht es laut Holstein, damit ein Volk über den Winter kommt.

Zwölf Bienenvölker wohnen mittlerweile im Bundestag

An diesem Tag kontrolliert er die Völker auf Milbenbefall. Seit einigen Jahrzehnten fühlt sich die Varroamilbe in Deutschland heimisch, befällt Honig- und Wildbienenvölker und beschleunigt das Bienensterben. "Je mehr Milbenbefall es gibt, desto geschwächter kommen die Bienen aus dem Winter", sagt Holstein. Findet er auf der herausziehbaren Platte am Boden des Stocks viele Milben, muss er ihn mit Ameisensäure behandeln. Im Inneren des Stocks verdunstet die Säure und tötet die Schädlinge.

Holstein ist seit 2016 für die Bienen des Bundestages verantwortlich. "Imkerei ist viel Erfahrung", sagt er über sein Hobby. Mittlerweile wohnen zwölf Völker im Parlamentsviertel - jedes davon besteht im Sommer aus bis zu 50.000 Individuen. "Die Bienen sind eine schöne Möglichkeit, um auf die Artenvielfalt und Biodiversität in der Stadt aufmerksam zu machen", sagt Holstein.

Angefangen hat alles mit einem Pilotprojekt und rund 2.000 Bienen. Damals arbeitete Holstein noch für die Grünen-Politikerin Bärbel Höhn. Die beiden stellten die Idee von Honigbienen im Parlamentsviertel in der Bundestagsverwaltung vor, Holstein suchte sich einen Imkerpaten und belegte Imkerkurse.

Damals standen die Bienenstöcke noch in einem der vier Höfe im Paul-Löbe-Haus. Doch der Standort war eine Herausforderung für die fleißigen Arbeiterinnen. Denn die Innenhöfe liegen nahe beieinander und ähneln sich sehr. Dadurch hätten die Bienen sich teilweise verflogen und den Weg zurück zu ihrem Volk nicht immer gefunden, erzählt Holstein. Ein neuer Standort musste also her. Seitdem wohnen die Honigbienen auf dem Dach.

Bis zu 100 Kilogramm Honig produzieren die Bundestags-Bienen

Nahrung finden sie in der Hauptstadt genug, sagt Holstein. Teilweise sogar mehr als auf dem Land, wo nur wenig auf den landwirtschaftlich bestellten Feldern blühe. Ob Wildblumen oder Bäume wie Linden, Ahorn oder Kastanien: Mit der ersten Blüte im Jahr schwärmen die Bienen aus und Imker Holstein legt richtig los. Ein- bis zweimal die Woche schaut er dann nach seinen Völkern.

80 bis 100 Kilogramm Honig produzieren Bienen im Jahr - davon kann der Mensch rund 30 Kilo abschöpfen. Holstein schleudert seinen Honig am Ende der Saison und verkauft ihn an die Mitarbeitenden des Bundestages. Doch bis es soweit ist, werden noch einige Monate vergehen. Holstein ist optimistisch, was seine Völker angeht. Milben findet er an diesem Tag kaum welche - ein gutes Zeichen, dass seine Bienen auch 2023 gestärkt in den Frühling starten können.