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Foto: picture alliance / REUTERS
Trauer um die 15 Opfer des Anschlags: Am Bondi Beach in Sydney hatten Attentäter das Feuer auf ein jüdisches Chanukka-Fest eröffnet.

Antisemitischer Terror am Bondi Beach : Klöckner betont besondere Verantwortung gegenüber Juden

Nach dem Attentat auf Juden am Bondi Beach in Sydney warnt die Bundestagspräsidentin vor tödlichem Hass auf Juden. Sie kritisiert zudem die Relativierung der Taten.

17.12.2025
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2 Min

Nach dem antisemitischen Anschlag auf Juden im australischen Sydney am vergangenen Sonntag hat Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU) die "sehr besondere Verantwortung" des Parlamentes gegenüber Jüdinnen und Juden betont und vor wachsendem Antisemitismus gewarnt. "Unser Auftrag ist es, die Stimme zu erheben, wenn Juden bedroht, beleidigt oder angegriffen werden. Aber wie viel mehr müssen wir dies noch tun, wenn Juden gar ermordet werden, weil sie ihren Glauben leben", sagte Klöckner am Mittwoch zu Sitzungsbeginn. “Wir trauen um die Toten, denken an ihre Familien und an alle, die noch um ihre Liebsten bangen in dieser Stunde.”

Foto: picture alliance/dpa

Zeichen der Solidarität: Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU) und Rabbiner Yehudi Teichtal entzündeten am Brandenburger Tor am Mittwochabend die Lichter am Chanukka-Leuchter.

Am Sonntag hatten nach aktuellen Erkenntnissen zwei Attentäter, Vater und Sohn, das Feuer auf Menschen am Bondi Beach eröffnet. Dort feierte die jüdische Gemeinde gerade ein Festival zu Beginn des Chanukka-Festes. 15 Menschen wurden von den Angreifern getötet, zahlreiche weitere verletzt. Den Ermittlern zufolge sollen die Attentäter der Ideologie des „Islamischen Staates“ nahestehen.

Klöckner erinnert an Holocaust-Überlebenden unter den Opfern von Bondi Beach

Klöckner hob im Bundestag das Schicksal des ermordeten Holocaust-Überlebenden Alex Kleytman hervor. Er sei der Shoa entkommen. “Nun wurde er wieder Opfer des Judenhasses und am Bondi Beach getötet - offenbar, während er seine Frau mit seinem Körper vor den Kugeln schützte.”


„Die Wahrheit ist: Sydney hätte auch in Deutschland liegen können.“
Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU)

Die Christdemokratin mahnte, dass der Hass auf Jüdinnen und Juden "ständig offener und lauter" werde. Der Hass werde tödlich. Sie könne nicht mit ihrem Finger auf die andere Seite der Erdkugel zeigen, sondern zeige auch auf Deutschland: “Die Wahrheit ist: Sydney hätte auch in Deutschland liegen können.”

Die Bundestagspräsidentin erinnerte daran, dass das Grundgesetz in seinem ersten Artikel - "Die Würde des Menschen ist unantastbar" - eine Antwort auf die "millionenfache Entmenschlichung" während der Zeit des Nationalsozialismus liefere. "Wer heute jüdisches Leben bedroht, greift diese Antwort an", sagte Klöckner. Wer die Ermordung von Juden relativiere, verlasse den Boden des zentralen Grundwertes unserer Verfassung. "Und das wird dieser Deutsche Bundestag niemals tolerieren." Zuvor hatte Klöckner kritisiert, dass "selbst auf das Massaker am Bondi Beach teils mit offener oder stiller Genugtuung und Häme reagiert wurde".

Erste Chanukka-Feier im Bundestag unter Eindruck des Attentats

Am Mittwochabend wohnte die Bundestagspräsidentin zudem der feierlichen Entzündung der vierten Chanukka-Kerze vor dem Brandenburger Tor bei und hielt eine Rede. Bereits am Montag wurde im Bundestag erstmals das jüdische Lichterfest gefeiert. Die auf Initiative der Interessengemeinschaft Bernhard-Kreis veranstaltete Feier hatte Bundestagsvizepräsident Bodo Ramelow (Die Linke) mit einer Gedenkminute für die Opfer des Anschlags begonnen. "Es war kein Mord an einem anderen Ort, sondern ein Mord, der an uns allen geschehen ist", sagte Ramelow.

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