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Demonstration zum Frauenkampftag in Berlin: Auch im Bundestag sehen die Abgeordneten noch viel Handlungsbedarf.

Debatte zum Frauentag : Die Opposition vermisst Taten, die Regierung kündigt sie an

Anlässlich des Weltfrauentages am 8. März fordern Abgeordnete im Bundestag, nicht nachzulassen im Kampf für Frauenrechte, denn dafür gebe es keinen Grund.

15.03.2024
2024-03-18T10:53:13.3600Z
3 Min

Idealerweise finden Debatten, die sich auf einen Jahrestag beziehen, vor diesem Tag statt. So sollte es eigentlich auch mit der Aussprache zum Weltfrauentag sein, die bereits vor drei Wochen auf der Tagesordnung des Bundestages stand, aber dann anderen Abstimmungen weichen musste. Darüber hat sich Dorothee Bär (CSU) offensichtlich besonders geärgert. "Es gab ja Wichtigeres, wir mussten Cannabis legalisieren", schimpfte sie, als sich am Freitagmorgen vor allem Frauenpolitikerinnen unter der Kuppel versammelt hatten, um über Frauenrechte zu reden.

Union beklagt mangelde Umsetzung von Projekten

Doch dabei blieb es nicht, denn sowohl Bär als auch andere Unionsabgeordnete stellten der Frauenpolitik der Ampel ein vernichtendes Zeugnis aus: "Machen Sie endlich mal ein Projekt richtig, wir brauchen die Umsetzung von Dingen und nicht immer nur Verweise auf Strategien", forderte Bär. So müsse der Bund nicht nur international die feministische Außenpolitik mit Leben füllen, sondern auch in Deutschland zum Beispiel die Plätze in den Frauenhäusern massiv ausbauen. "Es fehlen 14.000 Plätze. Diese Zahlen können Sie doch nicht zufriedenstellen." Der Bund müsse sich endlich am Ausbau der Hilfsangebote beteiligen anstatt auf die Länder zu verweisen, sagte die CSU-Abgeordnete.

Auf einen neuen Höchststand bei Partnerschaftsgewalt, von der fast ausschließlich Frauen betroffen sind, verwies auch Ekin Deligöz (Grüne), die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesfamilienministerium: "Damit dürfen wir uns keinesfalls abfinden!" Und weiter: "Der Bund hat die Länder unterstützt, um mehr als 349 neue Frauenhausplätze in den letzten Jahren zu schaffen, aber wir wollen noch mehr. Wir wollen ein Bundesgesetz, um Frauenhäuser besser abzusichern." Außerdem forderte Deligöz eine Steuerreform, um die Erwerbstätigkeit von Frauen zu unterstützen. Eine Hausaufgabe sei auch, die Richtlinie zur Entgelttransparenz umzusetzen.


„Die autoritären Herrscher hassen Frauenrechte.“
Richarda Lang (Bündnis 90/Die Grünen)

Josephine Ortleb (SPD) betonte, wie auch die Grünen Co-Chefin Richard Lang, dass Frauenrechte Menschenrechte sind, also "kein nice-to-have, sondern ein must-have", wie Ortleb sagte. Heftige Kritik übten beide an der AfD, die Frauen zurück am Herd sehen wolle. "Aber wir verteidigen das Erreichte gegen rechts bis zum Schluss", so die Sozialdemokratin kämpferisch. Das Entgelttransparenzgesetz müsse jetzt kommen, ergänzte sie, denn es könne nicht sein, "dass wir jedes Jahr wieder über die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen reden". Richarda Lang betonte: "Die autoritären Herrscher hassen Frauenrechte, und deshalb sind diese Rechte für uns der Gradmesser für die Demokratie, und als solche verteidigen wir sie auch." Das Argument der AfD, wonach sich immer mehr Frauen in Deutschland wegen der Migranten unsicher fühlten, drehte sie um: "Ja, viele Frauen fühlen sich unsicher, weil Sie die Uhr zurückdrehen wollen!"

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Zuvor hatte Mariana Iris Harder-Kühnel (AfD) die Situation von Frauen vor allem angesichts der Migrationspolitik beschrieben. So habe deshalb fast die Hälfte der Frauen in Deutschland Angst vor einer Vergewaltigung. Für Meinungsdelikte komme man in den Knast, für Gruppenvergewaltigungen nicht, empörte sie sich.

Nicole Bauer (FDP) setzte den Fokus ganz woanders, nämlich auf die Bedeutung von Frauen für die Innovationskraft der Wirtschaft. "Frauenpolitik ist Wirtschaftspolitik. Es kann nicht sein, dass Frauen an einer Selbständigkeit gehindert werden, weil es für sie dann keinen Mutterschutz gibt", betonte Bauer.