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Entbudgetierung für Hausärzte : Das Hausärztebudget fällt künftig weg

Viele Hausärzte sind schon älter. Mit dem Wegfall der Honorarbudgets für Hausärzte soll der Beruf auch für Nachwuchsmediziner wieder attraktiver werden.

31.01.2025
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3 Min

Für manche Ärzte ist es ein Traumjob, für andere ein Hamsterrad: Hausärzte sind ganz nah dran an den Patienten und gelten als fundamental wichtig für die Gesundheitsversorgung. Jedoch beklagen sie einen Mangel an Wertschätzung, der sich nicht nur ausdrückt in ausufernder Bürokratie, sondern auch in einer gesetzlichen Deckelung ihrer Honorare. Daher trommeln Allgemeinmediziner seit Jahren für bessere Arbeitsbedingungen und vor allem für die Streichung ihres Honorarbudgets.

Foto: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild

Wer eine Hausarztpraxis in der Nähe hat, weiß das meist sehr zu schätzen. Hausärzte sind für viele Familien wichtige Ansprechpartner und Vertrauenspersonen.

Die Ampel-Koalition hatte das Anliegen erhört und einen Gesetzentwurf vorgelegt, der den Verzicht auf die Hausärzte-Budgetierung vorsah, das Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz (GVSG), das schon ausverhandelt vorlag - da brach die Koalition zusammen.

Dennoch können die Allgemeinmediziner durchatmen, denn die sehnlich erwartete gesetzliche Änderung kommt doch noch. Die ehemaligen Bündnispartner SPD, Grüne und FDP verständigen sich auf das GVSG in abgespeckter Form und damit auf die Entbudgetierung. Daneben wird eine quartalsübergreifende Versorgungspauschale zur Behandlung chronisch kranker Patienten eingeführt sowie eine Vorhaltepauschale zur Wahrnehmung des hausärztlichen Versorgungsauftrags. Diese Regelung zielt auf Hausbesuche und Besuche in Pflegeheimen, bedarfsgerechte Öffnungszeiten der Praxis sowie die Nutzung der Telematikinfrastruktur.

Viele Hausärzte sind schon älter, es fehlt an Nachfolgern

Bei einer Anhörung im November 2024 hatte der Deutsche Hausärzteverband, der mehr als 32.000 Mitglieder vertritt, auf die Notwendigkeit hingewiesen, die Budgetierung schnell aufzuheben. Viele der rund 55.000 Hausärzte seien schon älter und würden nicht jahrelang auf bessere Arbeitsbedingungen warten, sondern notfalls früher in den Ruhestand gehen. Ohne die Entbudgetierung drohte die Versorgung in ohnehin unterversorgten Gebieten noch schlechter zu werden. 

Die Bundesärztekammer (BÄK) schloss sich der Forderung an und erklärte, angesichts des Mangels an Hausärzten dürften Versorgungsleistungen nicht durch Budgets begrenzt werden. Nach Angaben der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) fehlen für eine ausreichende Versorgung rund 5.000 Hausärzte. 

Der tatsächliche Aufwand wird derzeit nicht honoriert

Die Hausärzte wandten sich auch mit einer Petition an den Bundestag. Darin erinnern die Mediziner an das etablierte System der Hausarztzentrierten Versorgung (HZV), das die medizinische Versorgung für Millionen von Menschen umfasse. In der Petition heißt es: "Die sogenannte Budgetierung der hausärztlichen Leistungen führt dazu, dass weder der tatsächliche Aufwand vollständig vergütet noch die Bedeutung der hausärztlichen Arbeit angemessen honoriert wird." Junge Ärzte könnten angesichts der schlechten Rahmenbedingungen kaum noch für die hausärztliche Tätigkeit gewonnen werden.

Darum geht es im Gesetz

💸 Honorarbudget: Die Deckelung der Hausarzthonorare entfällt künftig. Die Ärzte bekommen also alle Leistungen auch vergütet.

🤒 Chroniker: Zur Behandlung chronisch kranker Patienten wird eine Versorgungspauschale eingeführt.

👩‍⚕️ Vorhaltepauschale: Die Regelung zielt auf Hausbesuche und Besuche in Pflegeheimen sowie bedarfsgerechte Öffnungszeiten der Praxis.



In der Nacht zu Freitag beschloss der Bundestag den veränderten Gesetzentwurf mit den Stimmen von SPD, Grünen und FDP und gegen das Votum der Gruppe Die Linke. Die Fraktionen von Union und AfD enthielten sich. Die Entbudgetierung der Hausärzte wird allgemein begrüßt. Allerdings hat die Opposition zwei Schönheitsfehler ausgemacht: Zum einen werde die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) die geschätzten jährlichen Mehrkosten in Höhe eines niedrigen dreistelligen Millionenbetrages tragen müssen, zum anderen gälten für Fachärzte die Honorarbudgets weiter. Das geänderte Gesetz, monierte die Opposition, bleibe zudem weit hinter den ursprünglichen Plänen für eine Strukturreform in der medizinischen Versorgung zurück.

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