Kurz rezensiert : Die Fehlbaren

So manche journalistische Recherche hat ihre ganz speziellen Tücken. Dessen war sich Helene Bubrowski wohl bewusst, als sie Politiker jeder Couleur ansprach, um mit ihnen über politische und persönliche Fehlleistungen zu sprechen. Denn Fehler beziehungsweise deren Eingeständnis gelten in der Politik noch immer als ein Tabu, zumindest aber als höchst gefährlich für die Karriere. Der typische Reflex von Politikern bestehe überwiegend eben immer noch im Vertuschen, Leugnen, Aussitzen oder in jener berüchtigten Salamitaktik, die der Wahrheit nur scheibchenweise die Ehre gibt., weiß die Hauptstadt-Korrespondentin der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" zu berichten. Gesprächspartner hat die Autorin dennoch gefunden. Bereut haben dürften diese es nicht, denn Bubrowski hat ihre Recherchen und Gespräche in einem fairen, mitunter gar empathischen Buch zusammengefasst, das aber auch nichts beschönigt. Schließlich weiß die Journalistin, wie hart und mitunter gnadenlos das politische Geschäft sein kann.

Was die Fehlerkultur mit einem Vertrauensschwund verbindet

Bubrowski erkennt in der mangelhaften Fehlerkultur im Politikbetrieb eine der Hauptursachen für das schwindene Vertrauen vieler Bürger. So habe die Ampel-Koalition bereits nach einem Jahr keine Mehrheit mehr in den Umfragen, Bundeskanzler Olaf Scholz aber beharrt darauf, man habe den "richtigen Weg" eingeschlagen. Diese Diskrepanz zwischen Außen- und Eigenwahrnehmung führe zu Frust und Enttäuschung bei den Bürger und schade dem politischen System.

An ausgewählten Beispielen dekliniert die Autorin die höchst unterschiedlichen Verhaltensweisen von Politkern durch - von uneinsichtigen Polit-Rambos wie Andreas Scheuer (CSU) und einem um Entschuldigung bittenden Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (SPD) bis hin zu einer in Sachen Kommunikation völlig überforderten Anne Spiegel (Grüne) und einem geschickt agierenden Philipp Amthor (CDU), dem trotz Fehlleistung das Comeback gelingt.

Helene Bubrowski:
Die Fehlbaren.
Politiker zwischen Hochmut, Lüge und Unerbittlichkeit.
dtv,
München 2023;
224 Seiten, 24,00 €