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Deutsch-israelische Beziehungen : Eine wechselvolle Geschichte

Der langjährige ARD-Korrespondent Werner Sonne blickt auf die Beziehungen zwischen Deutschland und Israel - und fragt nach dem Gehalt der deutschen "Staatsräson".

11.04.2024
2024-04-11T16:04:41.7200Z
2 Min
Foto: picture alliance/dpa

Solidarität mit Israel: Kundgebung der "Allianz gegen Antisemitismus" am 7. April in Köln.

Nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel kam die Rede wieder einmal auf eine viel diskutierte Formel: Israels Sicherheit, sie sei deutsche "Staatsräson". Was darunter zu verstehen ist, wie die aus der historischen Verantwortung Deutschlands angesichts des Holocaust sich ableitende Solidarität mit dem Staat der Juden aussieht, das blättert Werner Sonne in seinem Buch "Israel und wir" auf. Als langjähriger ARD-Fernsehjournalist und Korrespondent kann er dabei aus eigenem Erleben, aus zahlreichen Gesprächen mit Politikern, Diplomaten, Vertretern aus Armee, Polizei und Geheimdiensten schöpfen und weite Bögen schlagen. So sieht er etwa frappierende Parallelen zwischen dem Jom-Kippur-Krieg vor 51 Jahren und dem Hamas-Überfall auf Israel vom 7. Oktober 2023.

U-Boot aus deutschen Werften

Das lesenswerte Buch beleuchtet eine wechselvollen Geschichte der deutsch-israelischen Beziehungen: "Staatsräson" - das hieß eben oft auch, die Sicherheit Israels ganz konkret mit Waffenlieferungen zu hinterlegen, insbesondere mit U-Booten aus deutschen Werften, die dem Land mit seiner atomaren strategischen Ambiguität die Zweitschlagfähigkeit verschaffen sollten. Sonne fördert denkwürdige Umstände der Anbahnung von so manchen Rüstungsgeschäften, von Geheimdienstkooperationen zwischen BND und Mossad zu Tage, bei denen die deutsche Seite offenbar häufiger bereit gewesen ist, ein Auge zuzudrücken. Wiederkehrend wirft er deshalb auch die Frage auf, ob der Rückhalt für Israel grenzenlos sein kann. So thematisiert er die Vorwürfe, in Deutschland schaue man beim Schicksal der Palästinenser, aktuell beim Leid in Gaza, nicht so genau hin. Zu den Stärken des Buches gehört ein unbestechlicher Blick, der sich von den Hitzigkeit so mancher Debatte - was ist legitime Kritik an Israels Politik, wo beginnt Antisemitismus? - nicht anstecken lässt.

Werner Sonne:
Israel und wir.
Geschichte einer besonderen Beziehung.
C.H. Beck,
München 2024;
212 S., 23,00 €

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