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Ortstermin im Auswanderermuseum Ballinstadt : Hamburgs Tor zur Welt

Das Auswanderermuseum beschäftigt sich mit der Geschichte der Migration und erklärt, warum die Ballinstadt mehr war als nur eine Zufluchtsstätte für Auswanderer.

14.08.2023
2024-02-27T13:17:51.3600Z
3 Min
Foto: BallinStadt HH/picture-alliance/dpa/J. Hamann/Landesbildarchiv HH

Die rekonstruierten Gebäude der Auswandererhallen heute (Bilder links und unten rechts) und die Ballinstadt im Jahr 1909 (oben rechts).

"Mein Feld ist die Welt." In großen, dunklen Lettern prangen die Worte des Unternehmers Alfred Ballin an der Wand des Auswanderermuseums Ballinstadt in Hamburg. Es war das Lebensmotto Ballins und Leitspruch der Reederei Hapag, dessen Generaldirektor er ab 1899 war.

Wo sich heute das Museum befindet und Besucherinnen und Besucher mehr über die Geschichte der Migration und die persönlichen Schicksale von Auswanderern erfahren können, standen zu Beginn des 20. Jahrhunderts die sogenannten Auswandererhallen. Sie dienten zahlreichen Menschen als Zufluchtsstätte vor ihrer Weiterreise vom Hamburger Hafen aus in eine neue Heimat.

Von Hamburg in die "Neue Welt"

Auf der Suche nach besseren Arbeitsbedingungen, ökonomischer Sicherheit oder mehr Religionsfreiheit und später aufgrund von Flucht und Vertreibung während der beiden Weltkriege nutzten zwischen 1850 und 1939 über fünf Millionen Menschen Hamburg als "Tor zur Welt". Neben vielen Deutschen stammte die Mehrzahl der Migranten aus Osteuropa. Das gemeinsame Ziel: Amerika - oder wie es damals bezeichnet wurde: die "Neue Welt".

Zum Ende des 19. Jahrhunderts war die Hansestadt dem stetig wachsenden Migrationsstrom kaum mehr gewachsen. Gäste- und Logierhäuser für Auswanderer sowie Privatquartiere hatten keine Kapazitäten mehr, um weitere Ankommende aufzunehmen. So entschloss sich der geschäftige Kaufmann Ballin, neue "Auswandererhallen" auf der Elbinsel Veddel errichten zu lassen; 1901 wurde das Gelände feierlich eröffnet. Neben mehreren Schlaf- und Wohnpavillons, Speisehallen sowie Desinfektions- und Baderäumen gab es eine eigene Kirche, ein Lazarett und einen Spielplatz. Auch zwei Hotels für die wohlhabenderen Reisenden waren vorhanden. Es entstand eine "Stadt in der Stadt" - die Ballinstadt. In den kommenden Jahren wurde sie ständig erweitert; bis zu 5.000 Personen konnten in den Auswandererhallen unterkommen und versorgt werden.

Vorbereitungen auf eine lange Reise

Doch die Errichtung der Ballinstadt war keineswegs ein reiner Akt der Nächstenliebe, sondern basierte auf handfesten wirtschaftlichen Überlegungen Ballins. In der Annahme "zufriedene Gäste werben für die Stadt und die Hapag" wurden die Ankommenden versorgt. Die Auswanderer mussten vor der langen Schiffsreise in die neue Heimat Gepäck und Kleidung desinfizieren lassen, duschen oder baden und sich einer medizinischen Untersuchung unterziehen.

So wollte die Hapag verhindern, dass sich Infekte an Bord der Schiffe ausbreiten oder kranke Einwanderer bei ihrer Einreise im neuen Heimatland abgewiesen werden. Denn den Rücktransport derjenigen, denen die Einreise verwehrt wurde, musste die Reederei auf eigene Kosten übernehmen.

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Auch heute noch ist Migration für viele mit den Strapazen einer langen Reise, Unsicherheiten bei Einwanderungsbehörden und dem Zurücklassen von Familienmitgliedern und Freuden verbunden. Und das Thema Migration ist aktueller denn je. So gibt es, wie in der Ausstellung des Auswanderermuseum zu lesen ist, weltweit "kein Land, das keine grenzüberschreitende Zu- und Abwanderung oder Wanderungsbewegungen im Landesinneren verzeichnet". Insgesamt leben laut Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung heute mehr als 281 Millionen Menschen in einem anderen Land als dem, in dem sie geboren wurden. 

Auch knapp eine Viertelmillion Deutsche wanderten allein im vergangenen Jahr aus. Anders als zu Zeiten Ballins zog es die meisten jedoch nicht mehr in die Vereinigten Staaten, sondern nach Österreich oder in die Schweiz. Vor allem hochqualifizierte Fachkräfte im arbeitsfähigen Alter verlassen Deutschland. Sie geben mehrheitlich an, aus beruflichen Gründen ins Ausland zu ziehen.