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Megavermögen : Wie gerechtfertigt sind die Vermögen der Internet-Milliardäre?

Um den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu sichern, fordern Experten eine korrekte Besteuerung und Umverteilung von Megavermögen.

30.12.2023
2024-02-02T11:18:18.3600Z
2 Min

Elon Musk ist der reichste Mensch der Welt. Nach einer Forbes-Erhebung betrug das Vermögen des Tesla-Chefs und Eigentümers der Plattform X (ehemals Twitter) Anfang Dezember 2023 rund 242,1 Milliarden US-Dollar.

Foto: picture alliance / Anadolu Riccardo De Luca

Elon Musk ist der reichste Mann der Welt.

Bei den Frauen führte die Industriellen-Erbin und Autorin Francoise Bettencourt-Meyers mit einem Vermögen von rund 94,7 Milliarden US-Dollar. Die Familie verdiente ihr Geld in erster Linie mit der Kosmetikmarke L'Oréal.

Die fünf großen Tech-Gigantenprägen die Liste der Reichen

Grundsätzlich wird die Liste der reichsten Menschen der Welt geprägt vom Aufstieg der fünf großen Tech-Giganten- Amazon machte Jeff Bezos zeitweise zur reichsten Privatperson, lange Zeit führte auch der Gründer von Microsoft, Bill Gates, die Liste an. Auch Steve Ballmer, ebenfalls durch Microsoft zum Milliardär geworden, ist auf der Liste vertreten. Mit Larry Page und Sergey Brin gehören die Gründer von Google ebenso zu den reichsten Menschen der Welt wie Mark Zuckerberg als Gründer von Facebook. In aller Regel werden diese Reichen immer reicher.

Auf der anderen Seite steigt die Zahl der von extremer Armut betroffenen Menschen weltweit wieder an. Vor diesem Hintergrund sagt Manuel Schmitt, Referent für soziale Ungleichheit bei Oxfam Deutschland: "Mega-, allen voran Milliardenvermögen, sind durch nichts zu rechtfertigen. Sie sind Symptom eines Wirtschaftssystems, das maßlose Profite von Konzernen und ihren Eigentümern und Eigentümerinnen zumeist über den Schutz der Menschenrechte und des Planeten stellt." Die mit den Megavermögen einhergehende wirtschaftliche und politische Macht höhle zudem demokratische Prinzipien aus, sagt Schmitt.

Armutsforscher: "Bestehenden Verteilungsschieflage" beseitigen

Wachsende soziale Ungleichheit tue einer Gesellschaft nicht gut, warnt auch Armutsforscher Christoph Butterwegge. Megavermögen auf der einen sowie Niedriglöhne, Mini-Renten und geringe Transferleistungen auf der anderen Seite seien für die jeweiligen Individuen wie für die Gesellschaft im höchsten Maß problematisch, so Butterwegge.

Der Gesellschaft schade es in jedem Fall, wenn dem Sozialstaat die Mittel fehlten, um eine wachsende Zahl an Bedürftigen finanziell zu unterstützen. Der Wissenschaftler fordert die Beseitigung der "bestehenden Verteilungsschieflage".


„Wenn sie korrekt versteuert werden, sind Megavermögen ein großer Beitrag zur gesellschaftlichen Stabilität.“
Thomas Druyen, Soziologe

Einen etwas anderen Blick wirft Thomas Druyen auf das Phänomen der Megavermögen: "Wenn sie korrekt versteuert werden, sind sie ein großer Beitrag zur gesellschaftlichen Stabilität", sagt der Direktor der Sigmund Freud Privatuniversität Wien. Die korrekte Versteuerung müsse allerdings für Superreiche und Großkonzerne auch sichergestellt werden. "Aus unserer Forschung wissen wir, dass in sehr vielen Fällen diese Megavermögenden enorm zur wissenschaftlichen und transformatorischen Veränderung und Beschleunigung beitragen." Die unternehmerischen, oft gigantischen Aktivitäten sorgten für Millionen Arbeitsplätze.

Auf der anderen Seite, so Druyen, impliziere eine solche Macht natürlich Einfluss und Gestaltungsoptionen. Insofern genössen einige wenige eine enorme und mit dem Rest der Menschheit nicht zu vergleichende Bewegungsfreiheit. "Wie sie damit umgehen, liegt am Charakter, an der Erziehung, an ihrer Kultur, an ihrer Sozialisation und an ihren psychischen Besonderheiten", sagt Deuyen: "Denn niemand kann bei diesem Spielraum normal bleiben."