Atommüll aus Jülich : Linke will Castor-Transporte nach Ahaus stoppen
Teuer, gefährlich und unnötig seien Transporte von Atommüll, kritisierte die Linke und fordert ein neues Zwischenlager. Das überzeugt im Bundestag nur wenige.
Im November 2023 war schon mal Generalprobe: Da rollte ein Schwertransport mit leerem Castor-Behälter, begleitet von einem großen Polizeiaufgebot, quer durch Nordrhein-Westfalen, um die Route vom rheinischen Jülich ins 170 Kilometer entfernte westfälische Ahaus zu testen. In das dortige Zwischenlager sollen - geht es nach der bundeseigenen Jülicher Entsorgungsgesellschaft für Nuklearanlagen (JEN) - noch in diesem Sommer die ersten der 152 Castor-Behälter mit gut 300.000 Kugelbrennelementen aus dem stillgelegten Versuchsreaktor Jülich gebracht werden.
Nach dem Willen der Linken sollen die 152 Castor-Behälter in Jülich bleiben
Doch dagegen gibt es seit langem Widerstand. Die Stadt Ahaus klagte, Umweltverbände und Anti-Atom-Initiativen protestieren. Nun wendet sich auch die Fraktion Die Linke im Bundestag mit einem Antrag gegen die Atomtransporte. Diese seien "ein Risiko für alle", teuer, aufwändig - und noch dazu unnötig, sagte Mareike Hermeier (Linke) in einer ersten Debatte über die Vorlage am Donnerstagabend.

Auf Probefahrt unter Polizeischutz: Ein Schwertransporter mit leerem Castor-Behälter beginnt im November 2023 in Jülich seine Fahrt zum Zwischenlager in Ahaus.
Die Begründung für die Transporte nach Ahaus sei längst entfallen: 2022 habe das Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE) bestätigt, dass der Standort Jülich, anders als früher angenommen, erdbebensicher sei. Die atomrechtliche Anordnung zur unverzüglichen Räumung des Lagers in Jülich, die das nordrhein-westfälische Wirtschaftsministerium 2014 ausgesprochen habe, sei damit überflüssig. Ein neues Zwischenlager in Jülich sei "technisch möglich, fachlich machbar - aber politisch verpennt" worden, kritisierte Hermeier. Die Bundesregierung solle sich für den Verbleib der 152 Castor-Behälter in Jülich einsetzen, forderte sie, zumal die Genehmigung des Zwischenlagers in Ahaus schon 2036 auslaufe.
Unterstützung kam von den Grünen: Harald Ebner kritisierte die Verantwortlichen in Nordrhein-Westfalen scharf: Die JEN habe die Option des Verbleibs des Atommülls in Jülich nach der "veränderten Erdbebensachlage" 2022 anstreben müssen. So hätte man auch angesichts des Risikos von Sabotageakten gefährliche Atomtransporte durch "dicht besiedeltes Gebiet" vermeiden können. Angesichts des Besuchs von Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) bei einem Treffen der "Nuklear-Allianz" in der vergangenen Woche forderte Ebner aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen. Der sogenannten Kugelhaufen-Reaktor, der von 1967 bis 1988 in Jülich betrieben wurde, sei störanfällig gewesen und habe zur Kontamination von Grundwasser und Boden geführt. Der Atomausstieg sei beschlossen, nun müsse Schluss sei mit dem Gerede von der Atomkraft, verlangte Ebner. Statt auf “Small Modular Reactors” zu hoffen, müsse man sich auf die sichere Endlagerung zu konzentrieren.
Koalition und AfD lehnen Lagerneubau aus Kostengründen ab
Gegenwind kam von allen übrigen Fraktionen: Die Linke rede "Risiken herbei", ihre Forderungen nach Transportstopp und Lagerneubau schafften nur neue Probleme und drohten, Steuergeld zu "verschleudern", sagte Vanessa Zobel (CDU).
Die Lagerung der Brennelemente in Jülich sei deutlich teurer als Transport und Lagerung in Ahaus, betonte auch Paul Schmidt (AfD). Zudem gehe von den Brennstoffkugeln kaum noch Gefahr aus: In den Castoren seien sie "gut aufgehoben", zudem gäben sie kaum noch Wärme und Strahlung ab. Jakob Blankenburg (SPD) räumte zwar ein, dass sich niemand Castortransporte "wünscht", aber es brauche endlich eine Lösung für den Atommüll aus Jülich. Die Räumungsanordnung für das Lager dort bestehe. Die Einlagerung des Atommülls in Ahaus sei gerichtlich bestätigt und auch die Transportgenehmigung dorthin befinde sich "kurz vor dem Abschluss". Kurzum: Das sei der "schnellste und sicherste Weg". Die Alternative eines Lagerneubaus in Jülich sei teuer - und werde dauern. Es gebe dafür weder einen Antrag noch das Grundstück.

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