Vor 75 Jahren : Der Kanzler wird auch Chef
Am 20. Oktober 1950 beginnt in Goslar der erste CDU-Parteitag der Nachkriegszeit. Ohne Gegenkandidaten wählen die Delegierten dort Konrad Adenauer zum Parteichef.
Das Theater war am Abend des 20. Oktober 1950 bis auf den letzten Platz gefüllt - Vorhang auf für die Christlich-Demokratische Union: Über ein Jahr nach Gründung der Bundesrepublik bestand die CDU noch aus 16 selbstständigen Landesverbänden. Erst bei ihrem dreitägigen Parteitag, der an diesem Herbstabend im Odeon-Theater in Goslar begann, gründete sich die Bundes-CDU.
Vom 20. bis 22. Oktober 1950 hielt die CDU im Odeonsaal der alten Kaiserstadt Goslar ihren ersten Bundesparteitag seit ihrer Gründung 1945 ab.
Der erste Akt des Parteitags unter dem Motto „Einigkeit und Recht und Freiheit“ war gleich staatstragend: Nach der Begrüßung durch den niedersächsischen CDU-Chef Adolf Cillien wurde die dritte Strophe des Deutschlandlieds gesungen – sie war damals noch nicht die offizielle Nationalhymne.
Dann hatte Bundeskanzler Konrad Adenauer das Wort: „Deutschland hat wieder eine Aufgabe: Es will seine ganze Kraft einsetzen für die Gestaltung Europas, für die Sicherung des Friedens“, erklärte der Christdemokrat vor den 386 Delegierten und den internationalen Vertretern verschiedener christdemokratischer Parteien.
Adenauer wurde mit großer Mehrheit zum CDU-Bundesvorsitzenden gewählt
Der zweite Akt am 21. Oktober hatte seinen Höhepunkt mit der Wahl Adenauers zum ersten Bundesvorsitzenden der CDU, ohne Gegenkandidat und mit 302 Stimmen. Das „Statut der CDU“, das bereits zuvor von den Landesvorsitzenden unterzeichnet worden war, wurde unterdessen ohne Gegenstimme verabschiedet.
Den dritten Akt des ersten Bundesparteitages prägte die Rede „Die CDU und die Wirtschaft“. Referent war Ludwig Erhard, der künftige Vater des Wirtschaftswunders. Großes Theater in Goslar.
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