
Chronik der Anti-Atomkraft-Bewegung : Von Wyhl nach Gorleben
Bauern mit Treckern, Menschenketten, Platzbesetzungen: Ein Überblick über die Anti-Atomkraft-Bewegung in Deutschland und die Jahrzehnte der Auseinandersetzung.
16. September 1972
Zwölf Kilometer lange Trecker-Demonstration gegen das geplante AKW bei Breisach. Es gibt 65.000 Bürgereinwände gegen das Vorhaben.
27. April 1974
Tausende protestieren in Wyhl gegen Atomkraft, 400 Trecker rollen mit. Beim Erörterungstermin kommt es zu Tumulten.
18. Februar 1975
200 Menschen erzwingen in Wyhl einen Abbruch der Arbeiten. Fünf Tage später besetzen 30.000 den Bauplatz.
30. Oktober 1976
Gegen den Baubeginn in Brokdorf demonstrieren 8.000 Menschen. Polizisten treiben Besetzer mit Hunden, Schlagstöcken und Tränengas vom Platz.
13. November 1976
40.000 AKW-Gegner ziehen zum Brokdorfer Bauplatz. Polizisten verteidigen den Platz in einer bürgerkriegsähnlichen Schlacht.
19. Februar 1977
50.000 Menschen ziehen trotz Demonstrationsverbotes durch die Wilster Marsch Richtung Brokdorf.
22. Februar 1977

Mehr als 20.000 Atomkraftgegner demonstrieren am 19. Februar 1977 in Itzehoe gegen ein Atomkraftwerk in Brokdorf.
Niedersachsens Ministerpräsident Ernst Albrecht (CDU) benennt Gorleben als Standort für ein "Nukleares Entsorgungszentrum".
19. März 1977
Bei der “Schlacht um Grohnde” liefern sich 20.000 meist militante AKW-Gegner und die Polizei stundenlange Kämpfe. Hunderte werden verletzt.
24. September 1977
60.000 protestieren in Kalkar gegen den Bau des Schnellen Brüters. 10.000 Polizisten kontrollieren Demonstranten, stoppen Züge und durchsuchen Häuser.
16. November 1977
Der Lehrer Hartmut Gründler verbrennt sich in Hamburg, um gegen den Betrieb von AKW zu protestieren.
31. März 1979
150 Bauern aus dem Wendland fahren mit Treckern nach Hannover, 100.000 AKW-Gegner empfangen sie dort.
16. Mai 1979
Albrecht erklärt den vorläufigen Verzicht auf eine Wiederaufarbeitungsanlage.
10. September 1979
Hunderte Demonstranten blockieren Tiefenbohrungen für ein mögliches Endlager in Gorleben.
3. Mai 1980
5.000 AKW-Gegner besetzen die Bohrstelle 1004 bei Gorleben und rufen die "Republik Freies Wendland" aus.
28. Februar 1981

Demonstranten und Polizeikräfte stehen sich am Bauzaun gegenüber: Es kommt zu schweren Zusammenstößen und zahlreichen Verletzten.
Neuerliche Großdemonstration in Brokdorf mit rund 100.000 Teilnehmern. Es kommt zu gewaltsamen Auseinandersetzungen.
27. März 1982
Die Wiederaufarbeitungsanlage soll nach Bayern. 15.000 kommen zur ersten Demonstration nach Wackersdorf.
4. April 1982
Großkundgebung an der legendären "NATO-Rampe" im Wyhler Wald mit 50.000 Menschen.
8. Oktober 1984
Erster Transport von schwach radioaktivem Atommüll ins Zwischenlager Gorleben. Umweltschützer blockieren Straßen.
Ostern 1986
100.000 Menschen am Bauzaun in Wackersdorf. Es kommt zu schweren Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei. Ein 38-jähriger Asthmatiker stirbt.
26. April 1986
Es kommt zur Reaktorkatastrophe in Tschernobyl. In der Bundesrepublik gehen Hunderttausende gegen Atomkraft auf die Straße.
19. Mai 1986

Nach der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl verstärkte sich der Widerstand: An Pfingsten 1986 demonstrieren Zehntausende gegen den Bau der Wiederaufarbeitungsanlage in Wackersdorf.
Ausnahmezustand in Wackersdorf. 600 Menschen werden durch Stockschläge, Hundebisse und Tränengas verletzt.
7. Juni 1986
Noch einmal demonstrieren 100.000 AKW-Gegner in Brokdorf.
11. März 1990
Erste größere Anti-Atom-Demo in der DDR. 5.000 Menschen protestieren gegen das geplante AKW Stendal.
25. April 1995
"Tag X" im Wendland. Begleitet von massiven Protesten, erreicht der erste Castor-Transport mit hochradioaktivem Atommüll Gorleben.
26. März 2010
Der Bundestag setzt einen Gorleben-Untersuchungsausschuss ein. Er soll klären, wie die Entscheidung für den Standort fiel.
11. März 2011
Ein Erdbeben und ein Tsunami lösen im japanischen Fukushima ein schweres Atomunglück aus. Hunderttausende demonstrieren in deutschen Städten. Acht von 17 AKW werden abgeschaltet, die anderen sollen bis 2022 vom Netz genommen werden.
28. November 2011
Der bislang letzte Castor-Transport braucht 125 Stunden nach Gorleben. Tausende Umweltschützer haben den Konvoi aufgehalten.

Widerstand prägte die Geschichte beider deutscher Staaten unterschiedlich. Eine Chronik des Protests - vom Wiederbewaffnungsstreit bis zum Eintreten für Klimaschutz.

Am 31. März 1979 machen sich Landwirte aus dem Wendland mit ihren Traktoren in Richtung Hannover auf, um gegen das Atommüll-Endlager Gorleben zu demonstrieren.

Markus Brauckmann erzählt die Geschichte der deutschen Umweltbewegung und ihrer Protagonisten, die für ihre grünen Ziele Staat und Wirtschaft herausforderten.