Vor 75 Jahren : Erste Volkszählung in der Bundesrepublik
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs findet am 13. September 1950 die erste Volkszählung in Westdeutschland statt – erfasst werden über 49 Millionen Bürger.

Hamburg in den 1950er-Jahren: Männer sortieren brauchbare Baustoffe aus Trümmern aus. Für eine bessere Organisation des Wiederaufbaus wurde 1950 die erste Volkszählung durchgeführt.
Fünf Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs brauchte die Bundesregierung Informationen über die Lage im Land. Wie viele Menschen leben in der Bundesrepublik? Und wie leben sie? Schließlich lag Deutschland noch immer in Trümmern. Eine Volkszählung am 13. September 1950 sollte Antworten liefern: Sie sollte "nicht nur die Bevölkerung nach ihren wesentlichsten Merkmalen erfassen, sondern auch den Bestand an Gebäuden und Wohnungen, die nichtlandwirtschaftlichen Arbeitsstätten sowie die landwirtschaftlichen Kleinbetriebe".
Größere landwirtschaftliche Betriebe waren bereits 1949 gezählt worden. So wollte man unter anderem die "Belegungsdichte" in dem "verbliebenen Wohnungsbestand" ermitteln, was wiederum "als Unterlage für die Wohnungsbauprogramme und die endgültige Ansiedlung der Zugewanderten" dienen sollte.
Schon zwei Wochen nach der Volkszählung lagen die Ergebnisse vor
Bedenken über die Datensicherheit gab es auch damals schon. Bundespräsident Theodor Heuss (FDP) betonte daher, dass weder Finanzamt noch Wohnungsamt oder Polizei Zugriff auf die Informationen bekämen, die mithilfe von insgesamt 237 Fragen auf fünf Fragebögen erhoben wurden. Er versicherte: "Es wird nicht geschnüffelt." Schon zwei Wochen später lagen die ersten Ergebnisse vor.
Demnach lebten damals in der Bundesrepublik ohne West-Berlin 47.695.672 Bundesbürger, darunter mehr als 7,8 Millionen Heimatvertriebene und knapp 1,6 Millionen Zugewanderte. Die Menschen verteilten sich auf 15,5 Millionen Haushalte. In West-Berlin lebten rund 2,1 Millionen Menschen.
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