Vor 80 Jahren : Vom Politikverbot zur Kanzlerschaft
Es ist der Beginn einer steilen Politikerkarriere: Am 4. Dezember 1945 darf der Kölner Oberbürgermeister Konrad Adenauer sein Amt wieder aufnehmen.
Von Oktober bis Dezember 1945 war er noch noch mit einem Politikverbot belegt. Wenige Jahre später - im September 1949 - wird der ehemalige Kölner Oberbürgermeister Konrad Adenauer zum Bundeskanzler gewählt.
"Eben wurde mir von dem Brigadier eine in scharfem Ton gehaltene Verfügung vorgelesen, in der mir mitgeteilt wurde, dass ich das in mich gesetzte Vertrauen wegen Wohnungsbau, Schutt, der Versorgung vor dem Winter nicht gerechtfertigt habe und daher ab heute meines Amtes enthoben sei", schrieb Konrad Adenauer am 6. Oktober 1945 an einen Freund.
Erst fünf Monate zuvor war der spätere Kanzler von amerikanischen Truppen wieder als Kölner Oberbürgermeister eingesetzt worden. Nun untersagte ihm die britische Militärregierung "irgendeine wie auch immer geartete politische Tätigkeit". Am 4. Dezember wurde das Verbot allerdings wieder aufgehoben.
Nach Adenauers Rehabilitierung beginnt seine parteipolitische Karriere
Es gibt mehrere Theorien, warum die Briten Adenauer entlassen hatten. Eine stützt sich auf einen Vermerk des Brigadiers John Barraclough, der schrieb, man habe "Grund zu der Annahme" gehabt, dass Adenauer "politischen Aktivitäten gegenüber den Amerikanern" und Franzosen "nachging": "Politik zu machen war den Deutschen im September 1945 nicht gestattet."
Nach Adenauers Rehabilitierung begann 1946 seine parteipolitische Karriere. Im Januar schlossen sich die acht CDU-Landesverbände der britischen Besatzungszone zum sogenannten Zonenverband zusammen. Der inzwischen 70-Jährige wurde zum Leiter des Zonenausschusses gewählt, später unter anderem zum Vorsitzenden im rheinischen CDU-Landesverband. Im August 1949 zog Adenauer als Direktkandidat in den Bundestag ein, am 15. September wurde er erster Kanzler der Bundesrepublik.
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