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Kritische Halbleiter : Der Konflikt um die digitale Vorherrschaft

Die digitale Gegenwart basiert auf Mikrochips. Die geopolitische Dimension des Zugangs zu dieser Technologie untersucht Chris Miller in seinem Buch "Der Chip-Krieg".

14.10.2023
2024-02-06T12:19:15.3600Z
2 Min

Der Puls der Gegenwart schlägt im Gigahertz-Takt. Mikrochips steuern fast alles um uns herum, ob nun im Computer, im Auto oder in Drohnen und Marschflugkörpern. Auch hinter der Revolution im Bereich der Künstlichen Intelligenz steckt vor allem eines: Rechenpower der Halbleiter. Chips sind, wie der Historiker Chris Miller deutlich macht, eine strategische Ressource. Dass er im Titel seines Buches von einem "Chip-Krieg" spricht, ist nach der Lektüre umso verständlicher. So versuchen die USA und andere Länder, China vom Zugang zu modernster Chiptechnologie auszuschließen, während das Reich der Mitte wiederum versucht, die eigene Industrie auf den neusten Stand zu bringen. Leicht ist das nicht: Um allein den Laser der modernsten sogenannten EUV-Lithografie-System nachzubauen, müssen laut Miller 457.329 Teile "perfekt identifiziert und zusammengesetzt werden". Die Systeme erlauben es, Schaltkreise noch kleiner zu bauen und noch mehr Rechenpower zu erzeugen. Hergestellt wird diese Maschine einzig von der niederländischen Firma ASML - und die darf diese Geräte nicht nach China exportieren.

Covid19-Pandemie hat Verletzlichkeit von Lieferketten gezeigt

Das Beispiel zeigt auch: Die Chip-Infrastruktur ist globalisiert und anfällig. Miller verweist etwa darauf, dass der bedeutendste Chipproduzent der Welt, die Taiwan Semiconductor Manufacturing Company Limited, auf eben jenem Eiland sitzt, das von China beansprucht wird, gern auch mit militärischen Drohgebärden. Doch es braucht keinen heißen Konflikt, schon die Covid-19-Pandemie hat gezeigt, wie verletzlich Lieferketten sind. Weil in Asien die Fabriken geschlossen waren, fehlten in deutschen Auto-Werken die Chips - und die Bänder standen still. So liefert Miller, der seine Geschichte im Kalten Krieg beginnt, einen spannend geschriebenen Hintergrund, um zu verstehen, warum die Bundesregierung just Milliarden Euro an Subventionen auslobt, um Chiphersteller nach Deutschland zu locken.

Chris Miller:
Der Chip-Krieg.
Wie die USA und China um die technologische Vorherrschaft auf der Welt kämpfen.
Rowohlt;
Berlin 2023;
500 S., 30,00 €