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Nahostkonflikt : Die Resolution 181 und das Scheitern der UNO

Yvaat Weiss analysiert in "Verfehlte Mission" das Scheitern der Vereinten Nationen im geteilten Jerusalem nach dem ersten arabisch-israelischen Krieg von 1948.

30.06.2025
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2 Min

Mit Gründung der Vereinten Nationen 1945 gingen große Hoffnungen an eine Weltordnung einher, die den Frieden erfolgreicher bewahren sollte als der Völkerbund. Zu den ersten Entscheidungen der Generalversammlung gehörte die Resolution 181 von 1947, die die Teilung des britischen Mandatsgebiets Palästina vorsah. Daraufhin kam es zum ersten arabisch-israelischen Krieg und der Teilung Jerusalems. 

Jordanien kontrollierte Ost-Jerusalem, Israel den westlichen Teil. Im Nordosten der Stadt, auf dem Skopusberg, war zudem eine Exklave inmitten des von Jordanien kontrollierten Gebietes entstanden. Sie war ebenfalls in zwei Sektoren geteilt und stand als entmilitarisierte Zone unter der Kontrolle der Vereinten Nationen. Hierbei handelte es sich um die erste UN-Beobachtungsmission, die bis zur israelischen Eroberung Ost-Jerusalems im Sechstagekrieg Anfang Juni 1967 bestand.

Trotz Verbot verlegte Israel bereits 1949 seine Ministerien nach Jerusalem

Yfaat Weiss hat zahlreiche Bücher über die Geschichte Israels veröffentlicht und wurde mit dem Hannah-Arendt-Preis ausgezeichnet. Die Historikerin lehrt Neuere und Jüdische Geschichte in Jerusalem und Leipzig, wo sie auch das Leibniz-Institut für jüdische Geschichte und Kultur leitet. Im Mittelpunkt ihres herausragenden Buches steht die Exklave auf dem Skopusberg und das Scheitern der UN-Mission. 

Auf der Grundlage reichen Archivmaterials, den Berichten der UN-Missionschefs und den Aussagen von Augenzeugen schildert Weiss die Geschichte der Exklave im Rahmen des israelisch-arabischen Konflikts. Kritisch begleitet sie die Bemühungen Israels, die Kontrolle über das Gebiet zu gewinnen: Tel Aviv setzte vor allem auf jüdische Eigentumsansprüche, darunter Liegenschaften der Hebräischen Universität. Zudem wurde den UN-Truppen immer wieder der Zugang verwehrt und palästinensischen Bauern in den benachbarten Dörfern das Leben erschwert. Aus einer Position der Stärke - "weil wir hier sind", so David Ben-Gurion - hatte Israel seine Ministerien bereits 1949 nach Jerusalem verlegt, obwohl die UNO dies untersagt hatte.


Yfaat Weiss:
Verfehlte Mission.
Das geteilte Jerusalem und die Vereinten Nationen.
Suhrkamp,
Berlin 2025;
475 S., 34,00 €


Die Geschichte der Exklave sei deshalb so interessant, schreibt Weiss, weil Israel seine Souveränitätsansprüche bis heute nach diesem Muster durchzusetzen suche. Zugleich bestätige sie die Zweifel an den Möglichkeiten des Völkerrechts und der Vereinten Nationen, "die Triebe souveräner Staaten zu zügeln". Die Historikerin betont zurecht, dass es der UNO nicht gelungen sei, die Grundsätze umzusetzen, die der Sicherheitsrat in seiner berühmten Resolution 181 über die Teilung Palästinas verabschiedet hatte. Sie "sollte eine Lösung für Probleme bieten, die bekanntlich noch heute (...) bestehen".

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