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Wahlen in Deutschland : Korte attestiert "moderate politische Mittigkeit"

Der Politologe Karl-Rudolf Korte analysiert in seinem Buch "Wählermärkte" das Wahlverhalten der Deutschen und erinnert die Mitte-Parteien an ihre Rolle als Kümmerer.

13.03.2024
2024-03-13T12:39:53.3600Z
2 Min
Foto: DBT/Tobias Koch

Wunsch nach Sicherheit und Stabilität: Das zeichne die Wähler in Deutschland mehrheitlich aus, sagt Politikwissenschaftler Karl-Rudolf Korte.

Mit der Europawahl am 9. Juni und den Landtagswahlen in Brandenburg, Sachsen und Thüringen im September blickt Deutschland auf eine kleines Superwahljahr. Die aktuellen Umfragen verheißen für die im Bund regierenden Ampelparteien nichts Gutes. In Europa wird ein Rechtsruck erwartet und auch in den drei Ostländern führt die AfD vor allen anderen Parteien. Noch unübersichtlicher erscheint die Lage durch die Gründung der neuen Partei "Bündnis Sahra Wagenknecht", die sich anschickt, bei den Landtagswahlen die Fünf-Prozent-Hürde aus dem Stand zu überspringen.

In diesen politisch aufgeregten und von viel medialem Lärm begleiteten Zeiten entfaltet die Lektüre von Karl-Rudolfs Korte Buch "Wählermärkte" eine schon fast beruhigende Wirkung. Dem TV-Publikum ist der Politikwissenschaftler als besonnener Wahl-Analytiker bekannt. Und ebenso besonnen und der empirischen Wahlforschung verpflichtet kommt sein Buch daher. Sein Befund: Strukturell seien die deutschen Wähler mehrheitlich vom Wunsch nach Sicherheit und Stabilität geprägt, es herrsche eine "moderate politische Mittigkeit" vor.


Karl-Rudolf Korte:
Wählermärkte.
Wahlverhalten und Regierungspolitik in der Berliner Republik.
Campus,
Frankfurt/M. 2024;
231 Seiten, 26,00 €


Das Potenzial der AfD sieht Korte bundesweit als ausgeschöpft an. Der Partei gelinge es vor allem, Nichtwähler zu mobilisieren und den Wunsch nach einfachen Antworten in einem "Zeitalter des Gewissheitsschwundes" zu befriedigen. Überzeugungswähler habe sie hingegen nur wenige. Zugleich räumt er ein, dass der Wählermarkt im Osten gänzlich anderen Gesetzmäßigkeiten unterliege als im Westen und deshalb nur schwer kalkulierbar sei. Und Korte will auch nicht die "autoritäre Versuchung", die von der AfD ausgehe, kleinreden. Er sieht die Parteien der Mitte in der Pflicht, sich den Wählern wieder verstärkt als "Kümmerer und Gestalter" zu präsentieren und ihnen eine "zuversichtliche Zukunftsperspektive" zu vermitteln. Nur dann werde es gelingen, auch "zunächst Unpopuläres mehrheitsfähig" zu machen.

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