Ortstermin: Juniorwahl 2021 : Die Wähler von morgen
Politikluft schnuppern: Bei den Juniorwahlen können Schülerinnen und Schüler ab der 7. Klasse ihre Stimme abgeben. Das soll das Vertrauen ins Wahlsystem stärken.
Bündnis 90/Die Grünen sind Wahlsieger. Mit 20,6 Prozent liegen sie damit knapp vor der SPD (19,4 Prozent) und der FDP (18,5 Prozent). Nein, dies sind keine alternativen Wahlergebnisse oder "Fake News", sondern das Resultat der diesjährigen Juniorwahl. Parallel zur 18 Uhr-Prognose haben die Organisatoren der Juniorwahl am Wahlsonntag ihre Ergebnisse präsentiert und gezeigt, wie der Bund womöglich zukünftig regiert werden würde, läge die Entscheidung in den Händen von Schülern.

Anfang September hat Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU, rechts im Bild) sechs Berliner Schülerinnen und Schüler zum politischen Gespräch in das Reichstagsgebäude eingeladen.
"Besonders in den oberen Jahrgängen ist der Frust natürlich da, dass wir ganz knapp nicht wählen dürfen", erklärt die 17-jährige Diane vom Humboldt-Gymnasium in Berlin Tegel. Durch die Juniorwahl hätten sie wenigstens schon etwas politischen Wind schnuppern können. Für alle Schulformen geeignet, konnten Schüler ab der Jahrgangsstufe 7 in den zwei Wochen vor der Wahl ihre Stimme abgeben. Insgesamt rund 4.500 Schulen, darunter auch 60 Auslandsschulen, haben sich beteiligt. Der Ablauf ist ganz ähnlich wie bei der echten Wahl. "Man kommt in den Raum, weist sich mit seinem Schülerausweis aus, es wird geprüft, ob man auf der entsprechenden Wählerliste steht. Dann bekommt man den Wahlzettel und kann seine Kreuze machen", sagt Diane.
Juniorwahlen sollen Interesse an Wahlbeteiligung fördern
Bevor die Schüler den Gang an die Wahlurne antreten, machen sie sich im Unterricht mit den demokratischen Prozessen sowie den Parteien und ihren Programmen vertraut. "Wählen soll so zu etwas ganz Selbstverständlichem werden", erklärt Gerald Wolff vom überparteilichen Verein Kumulus e.V.. Seit mehr als 20 Jahren organisiert dieser die Juniorwahlen, die parallel zu allen Bundestags-, Landtags-, und Europawahlen stattfinden.
Für Wolff ist die Juniorwahl nicht nur ein "Instrument für einen lebendigen Politikunterricht", sondern auch eine gute Möglichkeit, den Wahlablauf bereits in der Schulzeit kennenzulernen. Vor allem bei nicht-gymnasialen Schulformen erhöhe sich durch die Teilnahme an der Juniorwahl die Wahlbereitschaft und das Vertrauen ins Wahlsystem, argumentiert Wolff.
Bundestagspräsident Schäuble will Wahlalter nicht herabsetzen
Mit welchen politischen Fragen Schüler sich aktuell beschäftigen, davon konnte sich Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) bereits Anfang September ein Bild machen. Am letzten Sitzungstag der vergangenen Legislaturperiode lud er als Schirmherr der Juniorwahl Diane und fünf weitere Schüler zum politischen Gespräch ein.
Er selbst habe schon zu Schulzeiten kräftig über Politik gestritten, berichtete der erfahrene Politiker den Schülern gleich zu Beginn des Gesprächs. Beinahe eine Stunde lang wurde diskutiert, auch über die Rolle der Jugend im politischen Diskurs. Der Bundestagspräsident spricht sich dabei gegen ein Herabsetzen des Wahlalters aus. Allerdings findet er, dass junge Menschen auch anders "jede Menge Druck" machen könnten. "So blöd ist keine Partei, dass sie nicht darauf hören, wenn junge Menschen ihre Meinung sagen", so Schäuble.