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Ausstellung "75 Jahre Technisches Hilfswerk" : Weltweit im Einsatz für Menschen in Not

Ob Flutkatastrophe, Dürre oder Bürgerkriege: Das THW hilft bei Notlagen. Eine Wanderausstellung im Bundestag erzählt die 75-jährige Geschichte der Hilfsvereinigung.

27.06.2025
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3 Min

Tatkräftig. Handlungsstark. Widerstandsfähig. Mit diesen Worten beschrieb die Präsidentin der Bundesanstalt Technisches Hilfswerk, Sabine Lackner, am vergangenen Dienstag die Arbeit des THWs anlässlich der Ausstellungseröffnung zu "75 Jahre Technisches Hilfswerk" im Paul-Löbe-Haus.

Beweisen muss das THW nichts mehr. Ob bei der Sturmflut in Hamburg 1962, dem Jahrhunderthochwasser 1997 an Oder und 2002 an der Elbe oder bei dem bisher größten Einsatz des THW, der Flutkatastrophe im Ahrtal und in Teilen von Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen - das THW beeindruckte vor Ort mit seiner Expertise. Aber auch im Ausland hat das Hilfswerk in den vergangenen Jahrzehnten mit angepackt: bei Dürre, Bürgerkriegen, Erdbeben, Tsunamis oder aktuell in der Ukraine.

Lindholz: Es geht um ein gutes Zusammenspiel aus militärischer und ziviler Verteidigung

Der Bundestag würdigt diesen Einsatz jetzt mit einer Ausstellung. Bei der Eröffnung betonte die Bundestagsvizepräsidentin und Vizepräsidentin der THW-Bundesvereinigung, Andrea Lindholz (CSU), das THW sei sehr wichtig, um die “Handlungsfähigkeit des Staates zu sichern”. Lindholz sprach sich für ein Zusammenspiel aus "militärischer und ziviler Verteidigung" aus. Christoph de Vries (CDU), Parlamentarischer Staatssekretär im Innenministerium, hob die Bedeutung des "Pakts für Bevölkerungsschutz" im kommenden Haushalt hervor, damit "das THW noch besser aufgestellt ist".

Foto: DBT / photothek

Mit einem THW-Helfer beim Rundgang durch die Ausstellung „75 Jahre Technisches Hilfswerk“: Andrea Lindholz (CSU), Bundestagsvizepräsidentin und Vizepräsidentin der THW-Bundesvereinigung.

Über die Schwierigkeit, Familie, Beruf und Ehrenamt miteinander zu vereinbaren, sprach der Abgeordnete Martin Gerster (SPD), Präsident der THW-Bundesvereinigung. Dennoch sehe er ein steigendes Bewusstsein dafür, den "Zusammenhalt in der Gesellschaft zu fördern".

Bei der anschließenden Podiumsdiskussion sprach sich der ehemalige Präsident des THW, Gerd Friedsam, für eine bessere Vorsorge für Krisensituationen aus. In Kriegszeiten wie im Moment müsse der "Zivilschutz in die Breite der Bevölkerung" gebracht werden, dies sei "das A und O". Auch müsse es eine bessere Zusammenarbeit zwischen Bund, Ländern, Kommunen und Freiwilligen geben.

17.000 jugendliche Ehrenamtliche engagieren sich beim THW

An der Diskussion nahm auch Josefine Schubert teil. Sie engagiert sich ehrenamtlich als Ortsvorsteherin beim THW-Ortsverband Tempelhof-Schöneberg in Berlin. Die junge Frau berichtete, dass sich viele junge Menschen gerne beim THW engagieren. Die "Gemeinschaft und der Spaß an der Sache tragen dazu bei", außerdem "wollen sie etwas Sinnvolles machen". Sie wünscht sich, dass die "Jugend noch mehr gesehen, gefördert und unterstützt wird". Immerhin gebe es beim THW mehr als 17.000 jugendliche Ehrenamtliche. Insgesamt hat das THW 88.000 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer.

Foto: DBT / Thomas Imo / photothek

Erfahrungsberichte, Mitmachstationen und digitale Fragestunde: Die Wanderausstellung führt die Besuchenden durch die 75-jährige Geschichte des THWs.

Niklas Kraus ist einer von ihnen. Der 31-jährige Hamburger ist an diesem Abend ebenfalls zu Gast. Er ist Ausbildungsbeauftragter im Ortsverband Hamburg-Altona. Ihn treibt an, "der Bevölkerung und Menschen helfen zu können". Wie zum Beispiel im Ahrtal, wo er Menschen erlebt hat, die fast alles verloren haben. Besonders dankbar ist er für die Momente, in denen Menschen ihre Wertschätzung dem THW gegenüber zeigen. Auf einer Busfahrt im THW-Konvoi von Hamburg ins Ahrtal jubelten und hupten viele Menschen auf der gesamten Strecke ihm und seinen Kollegen zu. Daran erinnere er sich gerne.

Freiwillige berichten bei der Ausstellungseröffnung vom Einsatz im Ahrtal

Ebenfalls im Ahrtal im Einsatz und an diesem Abend bei der Ausstellungseröffnung dabei war Martin Wolter. Der 40-Jährige hat im Ahrtal in Zwölf-Stunden-Schichten 1.000 Einsatzkräfte koordiniert. Sein erstes Engagement für das THW liegt 23 Jahre zurück: das Jahrhunderthochwasser 2002. Der Einsatzort damals: die Autobahn A9 kurz vor Dessau. Dort drohte ein Zulauf zur Elbe einen großen Teil der A9 zu überfluten. Durch die Arbeit des THW wurde das jedoch verhindert. Als Dank schenkten ihm zwei Eisverkäuferinnen aus ihrem Eiswagen eine Kugel Eis seiner Wahl. Er entschied sich für Stracciatella.

Es sind Geschichten wie diese, die die Arbeit des THW prägen. In der interaktiven Ausstellung können die Besucher neben der Geschichte des Hilfswerks vor allem dessen Arbeit bei Einsätzen durch digitale Spiele und Fragen selbst nachvollziehen. Außerdem beantworten THW-Helfer Fragen digital und man kann in einem Sitz aus einem Einsatzwagen Platz nehmen.

Die Ausstellung ist mit Voranmeldung bis zum 11. Juli im Paul-Löbe-Haus zu sehen. Anschließend wandert sie durch Deutschland. Der Eintritt ist frei.

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