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Parlamentarisches Profil : Der Mittelständler: Hans Koller

CSU-Politiker Hans Koller setzt bei der Frage nach dem Energiemix für Deutschland auf Pragmatismus - und auf Gaskraftwerke als Brückentechnologie.

07.11.2025
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3 Min

Wenn man bedenkt, dass er jetzt im Hof nach dem Rechten schauen könnte, oder in die Gastwirtschaft rein, um den Gästen etwas einzuschenken, denn Hans Koller besitzt beides, dann fragt man sich schon einen Moment, warum er sich das hier antut.

Foto: picture alliance / dts-Agentur

Hans Koller sitzt seit 2025 für die CSU-Fraktion im Bundestag. Der Abgeordnete ist Mitglied im Wirtschafts- und Umweltausschuss.

Gehetzt wirkt er nicht, als er im Gehen anruft. Es ist 18 Uhr, er läuft durch das Reichstagsgebäude zu einem Berichterstatter-Gespräch, danach muss er ins Plenum - und später gibt es noch ein Treffen mit Vertretern der Europäischen Volkspartei (EVP). Kein Flanieren übers eigene Land, keine Partie Schafkopf. Selber schuld.

Der CSU-Abgeordnete fordert mehr marktwirtschaftliche Orientierung

Doch Koller, Abgeordneter der CSU aus dem Wahlkreis Passau, ist so etwas wie die entspannte Version eines Politik-Nerds. "Ich bin eigentlich aus einem unpolitischen Elternhaus", sagt er, "aber mit zwölf war ich schon großer Fan von Franz Josef Strauß". Das ging so weit, dass er seine Mutter damals bekniete, ihm eine Entschuldigung für die Schule zu schreiben: “Ich wollte unbedingt zum Politischen Aschermittwoch, da hatte ich dann offiziell einen Termin beim Kieferorthopäden.”

Was faszinierte ihn an der Politik? "Ich weiß nicht, woher das kam. Klar, mir gefällt, etwas für die Menschen zu tun, und zwar mit Herzblut." Seit 2025 sitzt er im Bundestag und vertritt seinen Wahlkreis. In den Ausschüssen für Wirtschaft und Energie sowie für Umwelt, Klimaschutz, Naturschutz und nukleare Sicherheit beschäftigt er sich in dieser Woche mit der Energiepolitik


„Wenn die AfD immer so tut, als könne man die AKW wieder in Gang bringen, streut sie den Bürgern Sand in die Augen.“
Hans Koller (CSU)

Nach dem idealen Energiemix für Deutschland gefragt, antwortet der 54-Jährige: "Auf jeden Fall dezentral organisiert." Er sehe weiterhin eine wichtige Rolle für nachwachsende Rohstoffe und regenerative Energien. "Aber es braucht mehr marktwirtschaftliche Orientierung." Dabei setzt der Bayer auch auf Gaskraftwerke als Brückentechnologie, weint der Abschaltung der letzten drei Kernkraftwerke zwar eine Träne nach, sagt aber auch: "Das ist unumkehrbar. Wenn die AfD immer so tut, als könne man die wieder in Gang bringen, streuen sie den Bürgern Sand in die Augen."

Pragmatismus ist ihm nicht fremd. Beim Stromtrassenbau zum Beispiel favorisiert er überirdische Kabel - was viele in seiner CSU anders sehen. "Es ist einfacher und kostengünstiger", entgegnet er, "ein Kraftwerk ist auch nicht schön". Und Gegenwind für seine Position, nun ja, "das muss man auch aushalten".

Koller übernahm den Familienbetrieb, Politik machte er in der Freizeit

Koller stammt aus einer Familie mit langer landwirtschaftlicher und gastronomischer Tradition. Den Strombedarf seines Hofs und auch der Gastwirtschaft deckt er zu 80 Prozent durch die Photovoltaik auf seinen Dächern.

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In der vierten Klasse habe man ihn schon gefragt, erzählt Koller, ob er das Gymnasium besuchen wolle. Doch sein Vater hatte andere Pläne. "Ich war das einzige Kind, und er sagte: 'Du übernimmst den Betrieb. Hier ist deine Zukunft.'" Da habe es für ihn keine Option gegeben. Bereute er das niemals? Bei seinem Interesse für die Politik? "Das wurmte mich nie. Ich bin im Betrieb aufgewachsen. Das hat auch mit Verantwortung zu tun, eine Familientradition fortzuführen." 

Das Politische war dann für ihn Freizeit. Er trat mit 15 in Junge Union ein. Wurde mit 25 in den Gemeinderat gewählt, "ich war auf Listenplatz 8, bekam aber die drittmeisten Stimmen". Da hatte er nach der mittleren Reife, Lehre und Fachschule schon den elterlichen Betrieb übernommen. Im Gemeinderat sitzt er immer noch. Nahm dann weitere Ämter an, die oft ein "Vize" im Titel trugen: Vize-Bezirksvorsitzender und Vize-Kreisvorsitzender in der Partei, 2. Bürgermeister in Thyrnau und Vize-Landrat war er auch schon mal. 

Die Gelegenheit, nach Berlin zu wechseln, ergab sich, als der langjährige Wahlkreisinhaber, Andi Scheuer, sich aus der Politik zurückzog. Nun also das durchaus streng getaktete Bundestagsleben. "Mich freut es und es ist mir eine Ehre. Ein Parlament sollte ein Querschnitt der Bevölkerung sein. Lehrer und Juristen sind gewiss nicht unterrepräsentiert"; da passe ein Mittelständler wie er schon gut rein.


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