Piwik Webtracking Image

Digitale Zahlungsmöglichkeiten auf dem Vormarsch : Bares ist nicht mehr Wahres

Unbare Zahlungen werden beliebter, der Euro soll auch digital werden. Die AfD verlangt Garantien, das Bargeld erhalten bleibt und angenommen wird.

05.12.2025
True 2025-12-05T15:10:51.3600Z
3 Min

Bares ist Wahres oder Bargeld lacht, heißen ältere deutsche Sprichwörter. Doch die Beliebtheit von Scheinen und Münzen lässt nach. Zahlungen über Karten oder über Handy werden immer beliebter. Das Interesse an sogenannten Kryptowährungen wie Bitcoin steigt, und die Europäische Zentralbank (EZB) will einen digitalen Euro einführen. Nach einer EZB-Umfrage beträgt der Bargeld-Anteil an Transaktionen in Deutschland 53 Prozent und liegt damit einen Prozentpunkt über dem EU-Durchschnitt. Allerdings ist der Anteil geringer, wenn der Wert der jeweiligen Transaktionen betrachtet wird: Dann sinkt der Bargeld-Anteil auf 39 Prozent. Das heißt: Nur kleinere Geschäfte und Einkäufe werden noch mit Bargeld getätigt.

Foto: picture alliance/dpa/Andreas Arnold

Noch kann auf Weihnachtsmärkten mit Bargeld bezahlt werden. Der Trend geht aber zum Zahlen mit Karte und Handy.

Auch im Bundestag waren Bargeld, digitaler Euro und Kryptowährungen am Freitag ein Thema. Die AfD hatte dazu drei Anträge vorgelegt, die an den Finanzausschuss überwiesen wurden. Ziel der Fraktion ist es, die Akzeptanz von Bargeld in allen Geschäften und Einrichtungen gesetzlich sicherzustellen, die Einführung eines digitalen Euro zu verhindern und die Kryptowährung Bitcoin unter Bedingungen für breitere Schichten zu öffnen

Dirk Brandes (AfD) erklärte, wer über finanzielle Freiheit spreche, spreche nicht über Negativzinsen und irgendwelche virtuellen Bankzahlen, sondern über echte Werte wie Edelmetalle, Bargeld und Bitcoin. Bitcoin sei das erste funktionierende digitale staatsfreie Geld, sei dezentral, begrenzt und nicht manipulierbar. Bitcoin sei "ein digitales Gold". Brandes weiter: "Bitcoin gehört uns. Es gehört den Menschen." Der digitale Euro dagegen sei programmierbar, ein Datenstaubsauger und eine digitale Fußfessel. Zahlungen könnten blockiert werden. Bitcoin sei das Gegenteil. Aber Deutschland diskutiere, wie man Bitcoin bremsen könne, kritisierte Brandes.

Grüne wollen Steuerfreiheit von Krypto-Gewinnen beenden

Redner der Koalition versicherten, dass niemand die Absicht habe, Bargeld abzuschaffen. Anja Karliczek (CDU) sagte: "Das Bargeld bleibt. Niemand drängt das Bargeld zurück." Die AfD schüre in verantwortungsloser Weise Angst. Der digitale Euro solle das Bargeld nicht ersetzen, sondern ergänzen. "Niemand beabsichtigt, Bargeld abzuschaffen", sagte auch Jens Behrens (SPD). 

Max Lucks (Grüne) nannte es eine Ungerechtigkeit, dass Gewinne mit Kryptowährungen nach 366 Tagen völlig steuerfrei seien. Diese "Kryptolücke" müsse dringend geschlossen werden. Ein rein auf Bargeld basierendes Zahlungssystem schaffe ideale Bedingungen für Geldwäsche, Schwarzarbeit und Steuerbetrug, kritisierte Lucks.

Kryptowährung auf einen Blick

💰 Der Bitcoin ist die bekannteste einer Vielzahl von Kryptowährungen. Sie sind durch Verschlüsselung gesichert und existieren dezentral auf Datenbanken. 

🕵️‍♀️ Im Gegensatz zu den heutigen Währungen werden sie nicht von Zentralbanken kontrolliert. Zahlungen sind direkt ohne Beteiligung von Dritten möglich. 

💶 Ernstzunehmende Alternative zum Zentralbankgeld sind Kryptowährungen bisher nicht.



Lisa Schubert (Die Linke) stellte klar: "Bargeld muss bleiben." Eine komplette Abschaffung von Bargeld wäre eine Katastrophe - besonders für alle Menschen mit geringem Einkommen, Ältere und Geflüchtete. Die Argumentation der AfD, Bargeld bedeute Freiheit, wolle die AfD aber nicht für Geflüchtete gelten lassen, kritisierte sie. Das sei eine Fortsetzung der "menschenverachtenden, rechtsextremen Spaltungspolitik".

Interesse der Deutschen an Digitalwährungen steigt

Kryptowährungen haben in Deutschland das Nischendasein inzwischen hinter verlassen. So zeigte sich in einer Umfrage des Digitalverbands Bitkom ein Viertel der Bundesbürger offen für den Kauf von Digitalwährungen und das trotz der Warnungen von Verbraucherverbänden und Finanzaufsicht vor möglichen hohen Verlusten bis zum Totalverlust. Motive für den Kauf sind laut Bitkom Skepsis gegenüber Zentralbank und Staat sowie Hoffnung auf Gewinne. Angst vor Wertverlusten sei der häufigste Grund, einen Kauf auszuschließen.

In der Tat waren die Kursschwankungen des Bitcoin in diesem Jahr atemberaubend: Am 7. April dieses Jahres lag der Kurs bei 78.400 US-Dollar, stieg dann bis zum 6. Oktober auf 124.000 US-Dollar an, um bis zum 5. Dezember wieder auf 91.200 US-Dollar zu sinken. Daher ist der Bitcoin als Spekulationsobjekt äußerst beliebt. Die Anleger, die auf Kapitalerhalt Wert legen, brauchen auch weiterhin starke Nerven. 

Mehr zum Thema

Das Logo der Kryptowährung Bitcoin (BTC) ist auf einer Münze zu sehen, die vor einem Bitcoinchart der Handelsplattform CoinMarcetCap auf einem Laptop steht.
EU-Richtlinie umgesetzt: Auch Krypto-Anleger sollen Steuern zahlen
Mit der Umsetzung der DAC8-Richtlinie sollen Bitcoin und andere digitale Werte künftig so behandelt werden wie klassische Vermögen. Experten begrüßen das Vorhaben.
Ein Kunde bezahlt seinen Einkauf mit dem digitalen Euro per Smartphone und Kartenlesegerät.
Der digitale Euro soll kommen: Der Zeitplan steht, die Skepsis bleibt
Das EU-Parlament ist skeptisch beim digitalen Euro, auch der zuständige Berichterstatter Fernando Navarrete hat Zweifel. Nächste Woche legt er seinen Bericht vor.
Henning Vöpel im Porträt
Interview zu Bargeld und Digitalwährung: "Die Pläne für die Einführung eines digitalen Euro sind verfrüht"
EU-Kommission und EZB planen eine digitale Form des Euro. Henning Vöpel, Chef der Denkfabrik "Centrum für Europäische Politik", zweifelt am Nutzen des Projekts.