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Deutsche Agentur für Transfer und Innovation : Das eingestellte Großprojekt

Die Bundesregierung hat die Pläne zur Forschungsagentur Dati in Erfurt gestoppt. Für die Hochschulen ist das ein herber Schlag.

28.11.2025
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3 Min

Unweit des Erfurter Hauptbahnhofs sind die Bauarbeiten in vollem Gange. Auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs soll die sogenannte ICE-City entstehen. Neben dem DB-Campus, mehreren Büros und einem Hotel sollte sich dort auch die Deutsche Agentur für Transfer und Innovation (Dati) ansiedeln.

Durch zielgerichtete Förderung sollte sie die Verknüpfung von Wissenschaft und Wirtschaft stärken sowie Forschungsergebnisse und Innovationen schneller in die Anwendung bringen.

Foto: picture alliance/dpa

Im Erfurter Rathaus ist man enttäuscht über das Aus der geplanten Transferagentur. Die Stadt hatte sich als Standort gegen zahlreiche Kandidaten behauptet.

Die schwarz-rote Bundesregierung unter Kanzler Friedrich Merz (CDU) hat das Vorhaben, das noch aus den Zeiten der Ampel-Koalition stammt, jedoch verworfen.

Ministerium nennt keine genauen Gründe für Dati-Aus

"Dass die Gründung einer Dati als Vorhaben der vorangegangenen Bundesregierung nicht weitergeführt wird, ergibt sich aus dem Ergebnis der Koalitionsverhandlungen", schreibt die Bundesregierung dazu auf eine Anfrage der AfD-Fraktion. Genaue Gründe für das Aus des einstigen Vorzeige-Projekts des Forschungsministeriums unter Bettina Stark-Watzinger (FDP) nennt sie nicht. Über zwei Millionen Euro waren in den Jahren 2022 bis 2024 bereits in die Planung geflossen.

Um die deutsche Innovationslandschaft zu stärken, hatte die Ampel-Regierung bereits kurz nach ihrem Amtsantritt Ende 2021 die Gründung einer solchen Transferagentur angekündigt. Laut einem Konzeptpapier vom November 2024 sollten für Personal- und Sachkosten bis einschließlich 2029 rund 96,82 Millionen Euro zur Verfügung stehen.

Zwar hatte das Bundeskabinett am 6. November 2024 - wenige Stunden vor dem Bruch der Regierungskoalition - noch die Gründung von Dati als bundeseigene GmbH beschlossen, doch dazu kam es nicht mehr.


„Wir müssen Instrumente finden, um Firmen, insbesondere auch mittelständische Unternehmen mit den Forschungspartnern stärker zusammenzubringen.“
Klaus Jansen, Deutsche Industrieforschungsgemeinschaft Konrad Zuse

Stattdessen, heißt es in der Antwort, wolle das Forschungsministerium (BMFTR) die anwendungsorientierte Zusammenarbeit von Wissenschaft und Wirtschaft anderweitig voranbringen und prüfe derzeit "konkrete Maßnahmen". Der Koalitionsvertrag sieht beispielsweise die Gründung einer Deutschen Anwendungsforschungsgemeinschaft vor. Wie diese genau aussehen soll, ist nach Regierungsangaben allerdings noch offen.

Forschung fordert schnelles und agiles Handeln von der Politik

Wichtig sei, dass es nicht wieder drei Jahre dauere, bis etwas passiere, sagte Klaus Jansen, Geschäftsführer der Deutschen Industrieforschungsgemeinschaft Konrad Zuse, schließlich stehe man sonst erneut kurz vor einer Wahl.

Für Jansen braucht es nicht zwingend eine neue Behörde, um den Transfer von Forschungsergebnissen in die Wirtschaft schnell zu verbessern. "Wir müssen Instrumente finden, um Firmen, insbesondere auch mittelständische Unternehmen mit den Forschungspartnern stärker zusammenzubringen", sagte er. Hierfür könnten auch bereits bestehende Strukturen angepasst und genutzt werden.

Die 80 Industrieforschungseinrichtungen der Zuse-Gemeinschaft sind seit vielen Jahren auf eine Teilfinanzierung aus der Wirtschaft angewiesen. Daher besteht laut Jansen bereits ein „intensiver Transfer“ zwischen diesen anwendungsorientierten Einrichtungen und der Wirtschaft. Anders sei dies bei den Hochschulen für angewandte Wissenschaft. Für sie sei der Dati-Stopp ein herber Schlag, da sie sich viel von der geplanten Forschungsförderung versprochen hatten.

Ähnlich sieht das auch der Berufsverband der Professorinnen und Professoren an Hochschulen für angewandte Wissenschaften in Deutschland. Rund 3.000 eingereichte Projekte bei der „DatiPilot“-Förderlinie zeigten, wie hoch der Bedarf an einer kurzfristigen Forschungsförderung sei. 

Erfurt fordert “adäquaten” Ersatz für gestopptes Projekt

In Thüringen und Erfurt ist die Enttäuschung über das Dati-Aus ebenfalls groß. „Der Dati-Standort hätte für Erfurt signifikante Investitionen bedeutet. Das wäre ein deutliches Zeichen für den Wissenschaftsstandort Thüringen gewesen“, sagte der Thüringer Wissenschaftsstaatssekretär Steffen Teichert. 

Die Stadt fordert vom BMFTR eine „adäquate“ Entschädigung. „Wir erwarten vom Bund, dass er zu seinem Wort steht und auch im Osten größere Bundesbehörden ansiedelt“, sagte Erfurts Stadtentwicklungsdezernent Lars Bredemeier. Ob diese Forderung erfüllt wird, ist offen. Derzeit laufen Gespräche mit dem BMFTR, heißt es aus dem Thüringer Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur.

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