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Foto: picture alliance/dpa/Steffen Trumpf
Noch braucht es die meiste Zeit des Jahres Eisbrecher, um den Arktischen Ozean für den Schiffsverkehr befahrbar zu machen.

Wertvolle Bodenschätze : Das Rennen um die Rohstoffe am Nord- und Südpol hat begonnen

Schmelzendes Eis legt begehrte Rohstoffe in Arktis und Antarktis frei und macht kürzere Handelsrouten möglich. Nicht nur die Anrainer wollen davon profitieren.

10.04.2025
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4 Min

Unter dem Eis der Arktis und der Antarktis lagern Bodenschätze aller Art. Das ruft nicht nur Anrainerstaaten wie im Falle der Arktis Russland, Dänemark, die USA, Kanada, Norwegen, Finnland, Island und Schweden auf den Plan. Auch China - zwar nur sogenannter Nahanrainer - verfolgt seine Interessen. Das Wettrennen, wer sich die Rohstoffe sichert, hat längst begonnen, nur das Ende ist noch offen.

Vor allem die Arktis verfügt über ein erhebliches Rohstoffpotential. Viele Lagerstätten sind teilweise noch nicht erkundet oder wurden aufgrund eines hohen logistischen und damit auch finanziellen Aufwands bislang nicht abgebaut. Doch das Abschmelzen des Meereises erleichtert die Erschließung der Bodenschätze und ermöglicht auch neue, kürzere Schifffahrtsrouten.

Foto: Globus 017341 (editiert)

Im Arktischen Ozean befinden sich zahlreiche Bodenschätze. Das macht die Region besonders für die Anrainerstaaten interessant.

Das Umweltbundesamt schreibt, dass etwa 13 Prozent der weltweiten Erdöl- und rund 30 Prozent der weltweiten Erdgasreserven in arktischen Gebieten liegen. Die wichtigsten derzeit bekannten Öl-Lagerstätten befinden sich in der Barentssee, insbesondere vor der russischen Küste und in Gewässern vor Ost-Grönland sowie im Mackenzie-Delta und an der Beaufort-Küste.

Russland betrachtet das Polargebiet als Teil seines Festlandsockels

Unglaublich, aber wahr: Weder die Arktis noch die Antarktis gehören derzeit jemandem, weder über noch unter dem Eis. Für die Arktis gilt als rechtliche Grundlage dafür das UN-Seerechtsübereinkommen. Danach ist es den fünf Staaten mit Land innerhalb des Polarkreises - Russland, die USA, Kanada, Dänemark und Norwegen - nur erlaubt, eine 320 Kilometer breite, an ihrem jeweiligen Festland beginnende Wirtschaftszone zu nutzen.

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Russland besitzt die mit Abstand längste arktische Grenze aller Anrainerstaaten. Arktis und Subarktis machen ein Fünftel der Festlandfläche Russlands aus. Deshalb betrachtet Russland das Polargebiet als Teil seines Festlandsockels, als ununterbrochene Fortsetzung russischen Landgebiets unter Wasser. Auch Dänemark und Kanada stellen solche Ansprüche. Der Streit beschäftigt seit Jahren eine UN-Kommission, bislang aber ohne Ergebnisse.

Im Kreml wird angenommen, dass der Festlandsockel fünf Milliarden Tonnen Öl und Gas im Wert von umgerechnet 28 Billionen Euro enthält. Außerdem schlummern dort Vorkommen von Nickel, Kobalt, Gold, Diamanten und Bauxit. Neben Russland hat auch Norwegen bereits mehrere Bohrlizenzen für die nördliche Barentssee erteilt, trotz des empfindlichen maritimen Ökosystems.

Grönlands Bodenschätze wecken Begehrlichkeiten

Der meistbeachtete Akteur in der Arktis ist derzeit Grönland. Die von Eis bedeckte Insel ist sechsmal so groß wie Deutschland, hat nur 56.000 Einwohner, aber große Mengen an Bodenschätzen. So verfügt die Insel über das weltweit größte Vorkommen an leichten Seltenen Erden. Außerdem lagern in Grönland Niob, Tantal, Gold, Eisen, Platin, Blei und Zink, alles, was für die Digitalindustrie wichtig ist. 

Diese Bodenschätze und deren geostrategische Bedeutung haben Chinas Interesse an der Insel geweckt. Der chinesische Energieminister Wan Gang ist dort seit Jahren regelmäßiger Gast. Der Professor für die Entwicklung von Wasserstofftechnologie und elektrische Fahrzeuge war Anfang der 1990er Jahre bei Audi in der Abteilung für Forschung und Entwicklung tätig und vor dem Eintritt in die chinesische Regierung Präsident der Tongji-Universität. Auf Grönland wurde bereits ein chinesisch-australisches Konsortium gegründet, das dort am Abbau von Seltenen Erden und Uran beteiligt ist.

Machtspiel um Rohstoffe und um neue Wirtschaftsräume

Das starke Arktis-Engagement Chinas beunruhigt die USA. Bereits die Präsidenten Barack Obama und Joe Biden haben den Einfluss der USA in Grönland forciert. Die Pläne Donald Trumps, Dänemark die Insel Grönland abzukaufen oder einfach unter US-Administration zu stellen, rückt die Region nun vollends ins Rampenlicht der Öffentlichkeit.

Das Machtspiel um Rohstoffe und neue Wirtschaftsräume und der Rückzug des arktischen Eises verändert auch die transkontinentale Schifffahrt. Der traditionelle Seeweg von Europa nach Asien durch den Suezkanal beträgt etwa 21.000 Kilometer, der Weg durch die Nordwestpassage dagegen nur 15.900 Kilometer und die Route durch die Nordostpassage lediglich 14.100 Kilometer. Eine Fahrt von Europa in den asiatisch-pazifischen Raum durch den Suezkanal dauert 22 Tage, durch die Arktis sind es nur zehn Tage.

Staaten wie die USA, Russland und China erheben Gebietsansprüche in der Antarktis

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Das Niemandsland Antarktis weckt die gleichen Begehrlichkeiten wie in der Arktis. Auch am Südpol versuchen die USA, China und Russland ihre Interessen durchzusetzen. Dabei galt der Antarktisvertrag von 1959 lange als Konsens. Mitten im Kalten Krieg hatte sich die Staatengemeinschaft darauf geeinigt, den unbewohnten Kontinent zu schützen. In den folgenden Jahrzehnten kamen Übereinkommen zum Schutz lebender Meeresschätze und das Abbauverbot von Bodenschätzen dazu.

In der Antarktis finden sich Lagerstätten von Eisenerz und Kohle. Ihr Abbau ist durch das kilometerdicke Eis noch zu aufwendig. Forscher vermuten Bodenschätze wie Nickel, Kupfer, Platin sowie geringe Mengen Molybdän und Gold. Im Jahr 2048 endet das Umweltschutzprotokoll, das als Ergänzung zum Antarktisvertrag beschlossen wurde.

Vor 1959 hatten Argentinien, Australien, Chile, Frankreich, Neuseeland, Norwegen und Großbritannien Gebietsansprüche gestellt und diese geografisch oder durch Erforschung begründet. Mit dem Antarktisvertrag wurden diese Ansprüche eingefroren, aber nicht aufgehoben. Sollte der Vertrag in Zukunft nicht mehr gelten, ist vorstellbar, dass die Staaten mit Gebietsansprüchen auf diesen beharren oder diese gar ausweiten. Auch die USA, Russland und China erheben eigene Gebietsansprüche in der Antarktis, sehen den Südpol als Zusatzschauplatz der geopolitischen Arena und beabsichtigen, den eigenen Handlungsspielraum so groß wie möglich zu halten.

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