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Importe von E-Autos : Europa und China im Zoll-Wettlauf

Die EU verhängt Strafzölle auf die Einfuhr von E-Autos aus China. Peking wird Gegenmaßnahmen verhängen, die besonders die deutschen Premiumhersteller treffen würden.

17.07.2024
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2 Min
Foto: picture alliance / dpa / CFOTO

Autos von BYD stehen im Hafen von Yantai im Osten Chinas bereit für den Export.

Der Verdruss über Zölle und Zöllner reicht in der Geschichte weit zurück. Schon im ersten Jahrhundert nach Christus schrieb der griechische Dichter Plutarch über römische Behörden und Zöllner, sie würden die Provinzen ausbeuten und den Menschen ihre Nahrung wegraffen.

Chinas Antwort dürfte nicht lange dauern

Noch nicht so alt ist der Versuch von Staaten oder Staatengemeinschaften, über hohe Einfuhrzölle die eigene Wirtschaft schützen. Genau das versucht die Europäische Union derzeit. Die Einfuhr von in China hergestellten Elektroautos wird massiv über höhere Zölle verteuert.

Die Antwort des Reiches der Mitte dürfte nicht lange auf sich warten lassen, sodass in China Produkte wie Autos, Nahrungsmittel oder Technik aus Europa massiv teurer werden könnten. Nach einer Untersuchung der EU-Kommission wird die gesamte Wertschöpfungskette für Elektroautos in China stark subventioniert. Deshalb drohe, argumentiert Brüssel, durch die Einfuhr chinesischer Elektroautos eine Schädigung der Industrie in Europa. Die Modelle aus China seien 20 Prozent preiswerter als vergleichbare europäische.

Unterschiedliche Zollsätze je nach Hersteller

Seit dem 4. Juli müssen daher beim Import chinesischer Elektroautos höhere Zölle gezahlt werden. Bisher galt ein Importzoll von rund zehn Prozent. Jetzt muss beispielsweise der Hersteller Shanghai Automotive Industry Corporation (SAIC) weitere 37,6 Prozent Zoll bezahlen, so dass ein Auto der beliebten Marke MG mit einem Zoll von 47,6 Prozent belastet wird. Je nach Hersteller und Modell gelten unterschiedliche Sätze. Der chinesische Produzent Geely, der die Smart-Elektrowagen herstellt, muss einen Zusatzzoll von 19,9 Prozent in Kauf nehmen. BYD und andere Marken werden mit 17,4 Prozent zusätzlich belastet.

Die Zollkeule aus Brüssel trifft auch deutsche Hersteller, die in der Volksrepublik produzieren. Dort in Fabriken deutscher Konzerne oder von Joint-Ventures hergestellte Autos fallen ebenfalls unter den EU-Strafzoll. Die ausländischen Hersteller in China leiden besonders, weil sie nicht subventioniert werden. Erwartet wird jetzt ein Preisschub bei E-Autos, was deren Absatz weiter sinken lassen dürfte.

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Zu den von Peking erwarteten Gegenmaßnahmen könnten Sonderzölle für europäische Oberklasseautos gehören. Dies würde besonders die deutschen Premiumhersteller Mercedes, BMW und Audi treffen, für die China als größter Automarkt der Welt von enormer Bedeutung ist. Auch deshalb hat sich Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) massiv gegen die Brüsseler Zollpläne gestellt. Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) rief Ende Juni im Bundestag die EU-Kommission dazu auf, den Konflikt nicht "bürokratisch" zu lösen. Es sollten keine Märkte kaputtgemacht, und ein Wettlauf um Zölle sollte unterbunden werden.

Ob es beim Sonderzoll für chinesische Autos bleibt, ist noch unklar. Die Brüsseler Maßnahme gilt zunächst nur für vier Monate. Danach muss der EU-Ministerrat entscheiden.