Vor 60 Jahren... : Schwarz-gelbe Neuauflage
Bei der Bundestagswahl im September 1965 wird die Koalition aus CDU/CSU und FDP wiedergewählt. Doch nur ein Jahr später zerstreitet sie sich wegen Steuererhöhungen.
Die Bundestagswahl am 19. September 1965 stand unter besonderen Vorzeichen. Für den amtierenden Kanzler Ludwig Erhard (CDU) war es die erste Kandidatur: 1963 hatte er den zurückgetretenen Konrad Adenauer beerbt. Und da es schon länger in der amtierenden schwarz-gelben Koalition rumort hatte, war das Regierungsbündnis zur Zweckgemeinschaft geworden.

Bundeskanzler Ludwig Erhard (CDU) gibt am Abend der Bundestagswahl am 19. September 1965 ein Statement zum Ergebnis der Union ab. Diese holte mit 47,6 Prozent die Mehrheit der Stimmen.
Schließlich war da noch der Gegenkandidat der SPD, Berlins Regierender Bürgermeister Willy Brandt. Während man bei der Union alles auf Erhard, den "Vater des Wirtschaftswunders" setzte, konnte der für Modernität stehende Brandt den Wahlkampf offen gestalten.
Streit über Steuererhöhungen: Koalition aus Union und FDP zerbricht ein Jahr später
Am Ende wurde die Union mit 47,6 Prozent aber doch stärkste Kraft, ihr bisheriger Koalitionspartner FDP verlor zwar mehr als drei Prozentpunkte und kam nur noch auf 9,5 Prozent. Dennoch reichte es, die SPD, die auf 39,3 Prozent zulegte, in der Opposition zu halten.
Die schwarz-gelbe Neuauflage sollte allerdings nur bis Ende 1966 halten: Weil Kanzler Erhard die Milliardenlöcher im Bundeshaushalt durch Steuererhöhungen stopfen wollte, traten im Oktober alle vier FDP-Minister zurück. Umgehend nahmen Union und SPD Koalitionsverhandlungen miteinander auf - der Beginn der ersten Großen Koalition, von der vor allem die sozialdemokratischen Abgeordneten nicht überzeugt waren: Nur 340 der 447 Großkoalitionäre wählten am 1. Dezember 1966 Kurt Georg Kiesinger für den zurückgetretenen Erhard zum Kanzler. Und die FDP-Fraktion stellte fortan mit nur 49 Abgeordneten eine winzige Opposition.
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