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Foto: picture alliance/dpa
Ende Oktober 2023 verließ die Fregatte „Baden-Württemberg“ Wilhelmshaven: Mehr als siebzehn Monate Seefahrt im Rahmen der UN-Mission UNIFIL wurden es bis zur Rückkehr in den Heimathafen.

Drei Kontinente, neun Missionen : Wo die Bundeswehr im Auslandseinsatz ist

Rund 900 deutsche Soldatinnen und Soldaten sind derzeit im Ausland im Einsatz. Ein Überblick darüber, mit welchem Auftrag sie wo genau eingesetzt sind.

22.08.2025
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5 Min

Seit den 1990er-Jahren ist die Bundeswehr an militärischen Auslandseinsätzen mit Bündnispartnern aus den Vereinten Nationen (UN), der Nato oder der Europäischen Union beteiligt. Vor vier Jahren, im August 2021, endete nach 20 Jahren der Bundeswehreinsatz in Afghanistan. Es war mit zeitweise rund 5.300 entsendeten deutschen Soldatinnen und Soldaten der größte und mit fast 60 Toten der opferreichste Auslandseinsatz in der Geschichte der Bundeswehr. 

Aktuell sind - Stand 22. August 2025 -  891 deutsche Soldatinnen und Soldaten in Europa, Afrika, Asien, im Mittelmeer und im Roten Meer im Einsatz.

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Gut zu wissen: Die Bundeswehr unterscheidet zwischen Einsätzen und sogenannten anerkannten Missionen. Die Voraussetzung für einen bewaffneten Auslandseinsatz ist immer ein Bundestagsmandat. Der Bundestag muss also jedem solchen Einsatz der Bundeswehr im Ausland zustimmen. In einem Mandat werden auch die Bedingungen des Einsatzes festgelegt, etwa die Anzahl der maximal zu entsendenden Soldatinnen und Soldaten, ihr Auftrag und das Einsatzgebiet. Die Bedingungen werden in regelmäßigen Abständen überprüft und angepasst. Der Bundestag entscheidet in der Regel im Jahresrhythmus über die Verlängerung eines Einsatzmandats.

Kosovo: Der längste Einsatz der Bundeswehr

Bereits seit 1999 beteiligt sich die Bundeswehr an der Nato-Sicherheitstruppe Kosovo Force (KFOR). Die Mission hat seit dem Ende des Kosovokrieges den Auftrag, ein sicheres Umfeld für den Aufbau einer zivilen Friedensordnung zu schaffen und für die öffentliche Sicherheit und Ordnung zu sorgen. Außerdem leistet KFOR beispielsweise humanitäre Hilfe in Notsituationen und unterstützt internationale Hilfsorganisationen bei ihrer Arbeit. 

Als Reaktion auf die Unruhen im Jahr 2023 und die instabile Lage im Nordkosovo hat die Nato zur Verstärkung der KFOR-Sicherungskräfte aufgerufen. Von den derzeit insgesamt 4.800 dort eingesetzten Soldatinnen und Soldaten kommen circa 293 aus Deutschland. Das aktuelle Mandat gestattet den Einsatz von bis zu 400 deutschen Soldatinnen und Soldaten. 

Jordanien und Irak: Beteiligung am Kampf gegen den IS

Die Bundeswehr gehört seit 2015 zur Koalition der internationalen Kräfte im Kampf gegen die Terrororganisation Islamischer Staat (IS). Der Einsatz soll zu einer Stabilisierung der Region beizutragen. Ziel auch des deutschen Engagements ist es, die irakischen Streitkräfte in die Lage zu versetzen, die Sicherheit ihres Landes selbst zu gewährleisten. Das Einsatzmandat vom Oktober 2024 ist bis zum 31. Januar 2026 befristet. Danach können sich bis zu 500 Soldatinnen und Soldaten am Einsatz beteiligen. Gegenwärtig sind circa 285 in Jordanien und im Irak stationiert.

Mittelmeer: Überwachungseinsatz Sea Guardian

Ziel der maritimen Operation Sea Guardian ist es, zur Sicherheit im Mittelmeer und zur Stärkung der Südflanke der Nato-Allianz beizutragen. Zusätzlich sollen damit frühzeitig krisenhafte Entwicklungen im Mittelmeerraum erkannt werden. Zu den Aufgaben gehört damit, den Seeraum zu überwachen und Terrorismus zu bekämpfen. Die Bundeswehr ist seit 2016 an der Nato-geführten Operation beteiligt. 

Zuletzt Ende Januar hat der Bundestag das Mandat für Sea Guardian vorzeitig bis November 2025 verlängert. Die Personalobergrenze für Sea Guardian liegt bei 550. Aktuell nehmen nach Angaben der Bundeswehr aber keine Bundeswehrsoldatinnen und -soldaten an der Operation im Mittelmehr teil.

Libanon: Seegrenzen sichern und Waffenschmuggel unterbinden

Ziel der United Nations Interim Force in Lebanon (UNIFIL) war es seit 1978 zunächst, den angestrebten Waffenstillstand und den Abzug israelischer Sicherheitskräfte aus dem Libanon zu überwachen. Nach dem Zweiten Libanonkrieg im Jahr 2006 wurde das Mandat ergänzt. Seitdem unterstützt UNIFIL die libanesische Regierung dabei, die Seegrenzen zu sichern und den Waffenschmuggel über See zu verhindern. Die Bundeswehr beteiligt sich seit 2006 mit Schiffen und Booten an der UN-Mission. Seit vielen Jahren unterstützen deutsche Soldatinnen und Soldaten auch die Ausbildung der libanesischen Marine. Der Bundestag hat zuletzt Ende Juni das Einsatzmandat verlängert. Bis zu 300 Soldatinnen und Soldaten können danach an die libanesische Küste entsendet werden können. Aktuell sind 239 Mitglieder der Truppe dort im Einsatz.

Bosnien und Herzegowina: Rückkehr zu EUFOR Althea

Von 1992 bis 1995 gab es im ehemaligen Jugoslawien Krieg. Nach Unterzeichnung des Friedensvertrags 1995, das sogenannte Dayton-Abkommen, begann zunächst eine Nato-Mission (SFOR-Operation), die die Trennung der ehemaligen Konfliktparteien überwachen sollte. 2004 beendete die Nato ihren Einsatz, und die Europäische Union übernahm die Verantwortung für die Stabilisierung des Gebiets. An der darauffolgenden EU-Mission EUFOR Althea war die Bundeswehr bereits von 2004 bis 2012 beteiligt. Zehn Jahre nach Ende des Einsatzes ist die Bundeswehr wieder dabei und seit 2022 zurück in Bosnien und Herzegowina. Grund dafür ist die Sorge, Russland könne nach seinem völkerrechtswidrigen Angriff auf die Ukraine über die Destabilisierung des Balkans Druck auf die EU ausüben.

Die Bundeswehr hat in Bosnien und Herzegowina den Auftrag, die Behörden vor Ort bei der Aufrechterhaltung eines sicheren Umfelds und der Einhaltung des Dayton-Abkommens zu unterstützen. Das zuletzt im Juni 2025 verlängerte Mandat sieht den Einsatz von bis zu 50 Bundeswehrsoldatinnen und -soldaten in Bosnien und Herzegowina vor. 35 sind dort stationiert.

Südsudan: Friedenssicherung im jüngsten Staat der Welt

UNMISS (United Nations Mission in South Sudan) ist ein Einsatz der Vereinten Nationen zur Friedenssicherung im jüngsten Staat der Welt. Die Bundeswehr war bereit seit 2005 an der Vorläufermission UNMIS beteiligt, seit 2011 schickt sie auch Soldatinnen und Soldaten im Rahmen von UNMISS in den Südsudan. Zu ihrem Auftrag gehört es, die Bevölkerung zu schützen und Menschrechte zu bewahren. Aktuell sind 13 deutsche Soldatinnen und Soldaten dort stationiert. Das aktuelle Mandat erlaubt den Einsatz von bis zu 50 Soldatinnen und Soldaten. 

Mittelmeer: Überwachung des Waffenembargos gegen Libyen

Ziel der Mission EUNAVFOR MED Irini (European Union Naval Force Mediterranean Irini) ist es, das Waffenembargo der Vereinten Nationen gegen Libyen mit Luftfahrzeugen, Satelliten und Schiffen zu überwachen. Weitere Aufgaben sind das Überwachen und Sammeln von Informationen über illegale Exporte von Erdöl, Rohöl und raffinierten Erdölprodukten aus Libyen. Die Mission unterstützt zudem den Aufbau von Kapazitäten der libyschen Küstenwache/Marine und der Ausbildung von Strafverfolgungsaufgaben auf See. Deutschland beteiligt sich seit dem Jahr 2000 an der EU-geführten Operation im zentralen Mittelmeer. Der Bundestag hat das Mandat im Januar vorzeitig bis November 2025 verlängert. Es sieht den Einsatz von bis zu 300 Soldatinnen und Soldaten vor. Aktuell sind elf für EUNAVFOR MED Irini im Einsatz.

Rotes Meer: Schutz von Handelsschiffen vor Huthi-Angriffen

Um die Handelsschiffe zu schützen und die Freiheit der internationalen Seefahrt durchzusetzen, hat die Europäische Union am 19. Februar 2024 die Operation EUNAVFOR Aspides (European Union Naval Force) beschlossen. Ihr Ziel ist es, Schiffe auf einer der wichtigsten internationalen Handelsrouten gegen Angriffe der Huthi-Milizen aus dem Jemen zu schützen. Die Bundeswehr beteiligt sich seit dem 23. Februar 2024 an der EU-geführten Operation, zeitweise unter anderem mit der Fregatte “Hessen” die Handelsschiffe zum Schutz durch das Rote Meer begleitete. Derzeit sind elf deutsche Soldatinnen und Soldaten im Einsatz. Das aktuelle Mandat, das der Bundestag zuletzt im Januar vorzeitig bis Ende Oktober verlängert hat, erlaubt die Entsendung von bis zu 700 Soldatinnen und Soldaten.

Westsahara: Der kleinste Einsatz der Bundeswehr

Die UN-Mission MINURSO (United Nations Mission for the Referendum in Western Sahara) soll den 1991 nach Jahrzehnten der militärischen Konfrontation geschlossenen Waffenstillstand zwischen Marokko und der Frente Polisario überwachen. Die Unabhängigkeitsbewegung hatte 1976 die Demokratische Arabische Republik Sahara ausgerufen. Marokko kontrolliert zu einem großen Teil die Westsahara. Der völkerrechtliche Status der Westsahara ist aber noch immer ungeklärt. Die Bundeswehr beteiligt sich seit 2013 mit vier Soldatinnen und Soldaten als Militärbeobachter an der UN-Mission. Weil es sich hierbei um keinen bewaffneten Einsatz handelt, muss der Bundestag nicht zustimmen.

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