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Foto: picture alliance/dpa
Sprach von "Cancel Culture" und mangelnder Meinungsvielfalt: Journalistin Julia Ruhs präsentiert im Format "Klar" von NDR und BR künftig nicht mehr alle Folgen allein.

Öffentlich-rechtlicher Rundfunk : Der Fall Julia Ruhs und die "links-grüne Meinungsmacht"

Die Entlassung von Julia Ruhs beim NDR wurde zum Politikum. In ihrem Buch "Links-grüne Meinungsmacht" kritisiert sie einen Journalismus, der das Land spalte.

13.10.2025
True 2025-10-13T14:41:36.7200Z
2 Min

1,7 Millionen Menschen kündigten ihr Disney-Abo, als der Tochtersender ABC die Late-Night-Show von Jimmy Kimmel absetzte. Kimmel blieb! Politikjournalistin Julia Ruhs hatte nicht ganz so viel Glück: Seit September 2025 darf sie das NDR-Magazin "Klar" nicht mehr moderieren. Vorgeworfen wurde ihr Stimmungsmache gegen Flüchtlinge in ihrer Sendung "Migration - was falsch läuft". Aktuell wird sie nur noch bei den vom BR verantworteten Sendungen als Moderatorin eingesetzt.

Der NDR trat nach: Bei "Reschke Fernsehen" wurde die gefeuerte Kollegin als "ein bisschen rechtsextrem" verunglimpft. Rund 250 NDR-Mitarbeitern hatten einen internen Protestbrief gegen Ruhs unterschrieben. Die FAZ sprach von "Großmobbing". Das NDR-Kollektiv warf der Moderatorin vor, die Gesellschaft zu spalten. Genau dieses Thema greift Ruhs in ihrem Buch über "Die Spaltung unseres Landes" auf.

Ministerpräsident Günther erteilt dem NDR eine Absage

Der Fall wurde zum Politikum: Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther nahm nicht am Festakt des NDR in Hamburg teil, sondern an der Präsentation des Ruhs-Buchs in Kiel. In ihrem meinungsstarken Buch wirft Ruhs der Mehrheit ihrer Berufsgruppe "Meinungslenkung" vor, die Manipulation der öffentlichen Meinung im Sinne des von ihr präferierten links-grünen Weltbilds.


Julia Ruhs:
Links-grüne Meinungsmacht.
Die Spaltung unseres Landes.
Langen Müller, 
München 2025;
188 S., 20,00 €


Das Buch ist gut geschrieben und liest sich wie ein kommentiertes Tagebuch, unterfüttert mit vielen Belegen aus Gesprächen mit Kollegen. Sie stützen die These der Autorin: Danach gelten für "links-grüne" Journalisten mittlerweile gemäßigt konservative Positionen als "rechts" im Sinne von radikal. 

Links-grüne Journalisten unterdrücken laut Ruhs eine offene Diskussionskultur 

Da stieß es manchem übel auf, dass Ruhs ihre politische Haltung nicht verschwieg: Sie findet "Gendern doof", die Frauenquote auch und lehnt illegale Migration ab. Ruhs kritisiert: Während es in der Gesellschaft verschiedene Perspektiven gebe, werde eine offene Diskussionskultur von links-grünen Journalisten entweder unterdrückt oder entsprechend ihren politischen Narrativen umgelenkt.

"Müssen wir konservativer werden?", fragten Volontäre den WDR-Intendanten Tom Buhrow. Seine Antwort lautete klar "Nein". Das deckt sich mit Ruhs Erfahrungen. In den Redaktionen erlebt sie die "Schere im Kopf", "Freund-Feind-Denken" und das "Nicht-Thematisieren" von nicht ins Weltbild passenden Vorkommnissen. Dieser Missbrauch habe Wähler "alternativen Parteien" zugetrieben, die nur noch ihre "alternativen Medien" konsumierten.

Mit viel Sachverstand beschreibt Ruhs den Zustand der Medien und wünscht sich eine Gesellschaft, die Streit nicht als Bedrohung empfindet. Ihrem Buch wünscht man viele Leser.

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