Vor 60 Jahren : Serienfertigung des "Leopard" geht an den Start
Ende September 1965 begann die Serienproduktion des "Leopard"-Kampfpanzers der Bundeswehr - ursprünglich ein deutsch-französisches Projekt.
Der neue Panzer solle "allein der Erhaltung des Friedens und nicht zum Angriff dienen, nur zum Schutz unserer Arbeitsplätze und der Freiheit unserer Heimat", betonte Bundesverteidigungsminister Kai Uwe von Hassel (CDU) im September 1965. Nachdem das erste Modell bereits an die Bundeswehr übergeben worden war, begann am 30. September 1965 die Serienproduktion eines Kampfpanzers, der ein Erfolgsmodell werden sollte: der "Leopard 1".
Nach einhelliger Expertenmeinung galt er als "bester Kampfwagen seiner Zeit". Der "Leopard" sei "jedem Panzer seiner Zeit überlegen", zitierte die "New York Times" damals einen Sprecher des Verteidigungsministeriums. Im Zuge der Wiederbewaffnung hatte die junge Bundesrepublik ihr erstes Wehrmaterial von verbündeten Nato-Staaten, allen voran von den USA, bezogen. Der "Leopard" sollte den bis dahin eingesetzten, jedoch schon 1956 bei seiner Übergabe als veraltet geltenden, amerikanischen Panzer M47 ersetzen.

In den 1970er Jahren springen Soldaten auf dem kanadischen Truppenübungsplatz Shilo von ihrem Kampfpanzer Leopard 1.
Schon Ende der 1950-er Jahre, nur gut ein Jahrzehnt nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, hatten Frankreich und die Bundesregierung ein Abkommen geschlossen: Die einstigen Feinde wollten gemeinsam einen neuen Standardkampfpanzer entwickeln.
Der "Leopard 1" wurde zum Exportschlager
Auf deutscher Seite waren mehrere Unternehmen beteiligt, darunter Porsche, Rheinmetall, allen voran aber Krauss-Maffei. Als Grundlage diente ein Anforderungskatalog der Nato und des Führungsstabes des Heeres, in dem auch Erfahrungen des Zweiten Weltkrieges berücksichtigt worden waren. Im Fokus standen eine hohe operative Beweglichkeit sowie eine effektive Mischung aus Panzerung und Feuerkraft. 1963 war die Entwicklungsphase abgeschlossen.
Das Ergebnis: ein gut 42 Tonnen schwerer Panzer mit 830 PS, einer Höchstgeschwindigkeit von 65 Stundenkilometern, ausgerüstet mit einer 105-Millimeter-Kanone und zwei Maschinengewehren. Tests an der Panzertruppenschule im niedersächsischen Munster und an wehrtechnischen Einrichtungen der Bundeswehr folgten.
„Wir sind frei von allen Nebentönen eines überwundenen nationalen Hochgefühls beim Anblick neuer Waffen.“
Etwa zeitgleich verabschiedete sich Frankreich aus dem Projekt. Vor allem wegen Finanzierungsproblemen, wohl aber auch wegen der Haltung von Präsident Charles de Gaulle, der den wachsenden Einfluss der USA in der Nato kritisch sah und Frankreich daher zumindest militärisch aus dem Bündnis zurückzog.
Mit dem Rückzug Frankreichs aus dem Panzerprojekt bekam es auch einen deutschen Namen. Dabei blieb man einem bekannten Muster treu und benannte den neuen Panzer - nach dem "Panther" und dem "Tiger" der Wehrmacht - erneut nach einem Tier.
Mehr als 2.400 Panzer sollten zum Einsatz kommen
Der Bundestag stellte 1965 zunächst 1,5 Milliarden D-Mark für die Anschaffung von 1.500 "Leopard"-Panzern bereit. Insgesamt sollten bei der Bundeswehr mehr als 2.400 zum Einsatz kommen. Darüber hinaus wurde aus dem "Leopard 1" ein Exportschlager. Bis zu seinem Produktionsende im Jahr 2003 wurden insgesamt 4.700 Exemplare gebaut und in neun Länder verkauft.
Den ersten serienmäßigen "Leopard", der bereits am 9. September 1965 in München vom Band gerollt war, übergab von Hassel an die 4. Kompanie des Panzerlehrbataillons 93. "Wir sind frei von allen Nebentönen eines überwundenen nationalen Hochgefühls beim Anblick neuer Waffen", betonte der Verteidigungsminister.