
Nächtliche Film- und Lichtprojektion : Bunte Lichter und ein satter Sound am Spreeufer
Jede Menge deutsche Demokratiegeschichte ist diesen Sommer wieder allabendlich im Berliner Regierungsviertel zu erleben: Am Spreeufer findet ein Freilichtkino statt.
Ein warmer Sommerwind weht am Montagabend durchs Parlamentsviertel in Berlin-Mitte. Es ist bereits dunkel, die Lichter der Straßenlaternen spiegeln sich auf der Spree. Spaziergänger laufen entspannt an den Bundestagsgebäuden vorbei. Auf der Freitreppe am südlichen Spreeufer zwischen Friedrich-Ebert-Platz und Paul-Löbe-Haus sitzen etwa 50 Menschen. Man hört viele Sprachen und die typischen Geräusche der abendlichen Stadt - Autos, Fußgänger, die sich unterhalten, Fahrräder, Getränkeflaschen aus Glas, die die sitzenden Menschen neben sich abstellen. Die auf- und abfahrenden Ausflugsschiffe auf der Spree sorgen für einen leichten Wellengang an den Ufern.
Plötzlich wird die Spree zum Lichtermeer
Mit Einbruch der Dunkelheit um 21:45 Uhr wird es plötzlich bunt. Direkt gegenüber den Freitreppen, an der Außenfassade der Bibliothek im Marie-Elisabeth-Lüders-Haus, beginnt eine große Filmprojektion. Gleichzeitig wird entlang der Spree die Fassade des Lüders-Hauses mit wechselnden Farben angestrahlt. Mit der Spiegelung wird die Spree zum Lichtermeer. Musikstücke, die in den Film eingearbeitet sind, verbreiten über die Lautsprecher Konzertfeeling. "Die Lichter und die Musik sind unglaublich!", schwärmt Pier Luigi aus Modena in Italien. Der 58-Jährige genießt das Spektakel entspannt mit seiner Frau. Er freut sich, etwas über die deutsche Geschichte lernen zu können. Besonders die Berliner Mauer hat es ihm angetan.
Das Thema der allsommerlichen Film- und Lichtprojektion lautet dieses Jahr: "Menschen und Parlament - Lebendige Demokratie in Deutschland". Die rund 40-minütige Vorführung zeichnet die Entwicklung der parlamentarischen Demokratie in Deutschland von 1945 bis in die Gegenwart nach, blickt auf die Rolle des Bundestags und zeigt, wie Bürger sich politisch einbringen können.
Film zeigt Machtverhältnisse in Ost und West
Zu Beginn erinnert der Film an die Gründung der beiden deutschen Staaten in Ost und West nach dem Zweiten Weltkrieg und stellt ihre unterschiedlichen Entwicklungen dar: Im Westen die Bundesrepublik, eine parlamentarische Demokratie mit einem Sozialstaat und einer sozialen Marktwirtschaft, die eng mit den westlichen Demokratien verbunden ist, insbesondere mit den USA. Im Osten die DDR, die sich als sozialistischer Staat begriff. Sie wurde von einer einzigen Partei, der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED), kontrolliert, war stark von der Sowjetunion beeinflusst und hatte eine zentralistische Planwirtschaft. Nach der friedlichen Revolution von 1989, dem Ende der DDR und der Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 gilt das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland im gesamten Land.
Neben den Meilensteinen der Demokratiegeschichte liegt ein weiterer Fokus des Films auf historischen Debatten im Bundestag, darunter die Berlin-Bonn-Debatte im Jahr 1991 um die Frage nach der Hauptstadt des vereinten Deutschlands.
Besucher aus dem In- und Ausland verfolgen die Projektion am Bundestag
Das Spreeufer hat sich seit Filmbeginn weiter gefüllt. Etwa 300 Personen schauen mittlerweile zu: Die Freitreppen sind voll besetzt, manche stehen am Ufergelände, andere sitzen weiter hinten. Einer von ihnen ist Taneli Sprenger aus Chemnitz. Der 16-Jährige hat es sich auf einem Steinhocker gemütlich gemacht und findet: "Für Leute, die nicht so im politischen Tagesgeschäft sind, ist es ein wirklich gutes niedrigschwelliges Angebot, das die Demokratiebildung sicher fördern kann", sagt er.
Ans Spreeufer gelockt hat es an diesem Abend auch Jesper, 21, und India, 18, aus Rotterdam in den Niederlanden. Beide machen für ein paar Tage Urlaub in Berlin und haben bereits einige Museen besucht. Die Projektion sei nun der krönende Abschluss ihrer Berlin-Visite. Jesper findet: "Die Projektion fasst zusammen, was wir in den Museen gelernt haben. Dazu die Lichter und der Sound - wirklich schön." Einzig die englischen Untertitel könnten ihrer Meinung nach etwas zentraler platziert sein, aber ansonsten: "beeindruckend".
Als es schließlich ruhig wird und die Vorführung auf das Ende zugeht, ist es 22:25 Uhr. Es gibt Applaus, und die ersten leisen Gespräche sind wieder zu hören. Der Platz leert sich in ruhigem Schritttempo, die Zuschauer ziehen weiter in die nächtliche Hauptstadt.
Die rund 40-minütige Film- und Lichtprojektion ist noch bis zum 3. Oktober 2025 zu sehen. Ab dem 28. Juli geht es um 21.45 Uhr los, ab 1. August um 21.15 Uhr, ab 25. August um 20.45 Uhr und ab 8. September bis 3. Oktober um 20.15 Uhr.
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Die Projektion im Video
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