
Das neue Bistro im Bundestag : Geschmackvoll, belebt und inklusiv
Die neue Location „Marie. Das Bistro im Bundestag“ zeigt, dass Inklusion in der Mitte der Gesellschaft ankommt - und im Regierungsviertel.
Die Aussicht auf das Reichstagsgebäude, "das ist einzigartig und wirklich besonders an dieser Location", sagt Jens Kern, der Betriebsleiter, über "Marie. Das Bistro im Bundestag" im Marie-Elisabeth-Lüders-Haus. Im selben Moment weht ein sommerwarmer Windzug über die Terrasse. Bereits im Juni wurde die untere Etage des neuen Bistros im Bundestag eröffnet, Ende August folgte die obere. Das Besondere: Das Bistro ist ein inklusiver Betrieb. Es arbeiten dort fünf Personen ohne und drei mit Beeinträchtigungen. Zudem gibt es zwei Praktikanten mit Beeinträchtigung.
"Der Gedanke war, Inklusion im Herzen der Stadt zu etablieren und sichtbar zu machen", so Kern, der bereits seit Jahrzehnten Restaurants leitet. Als der Bundestag nach einem Pächter für ein neues Restaurant suchte, gab es die Idee, dort ein Inklusionsprojekt zu etablieren. Dadurch ist die Zusammenarbeit mit Proclusio Services entstanden, einem Inklusionsbetrieb der Johannesstift Diakonie. Deren Ziel ist es, Menschen mit Beeinträchtigung, wie zum Beispiel Lernschwierigkeiten, die Teilhabe am Arbeitsleben zu ermöglichen. Neben dem Bistro gibt es zum Beispiel noch ein Hotel oder ein barrierefreies Second-Hand-Kaufhaus, welche von Proclusio Services betrieben werden.

Jens Kern (2.v.l.), Betriebsleiter von "Marie. Das Bistro im Bundestag", mit Teilen des Teams.
Die Einbindung der Menschen mit Beeinträchtigung funktioniere "extrem gut", erzählt Kern. Vor allem freue ihn zu sehen, wie Mitarbeiter, die zum Teil herausfordernde Situationen im Leben hatten, "regelrecht aufblühen", nachdem sie ihren Job im Bistro begonnen haben.
Die Teammitglieder haben überwiegend langjährige Gastroerfahrung
Auch Küchenchef Alexander Herzberg findet, dass die Inklusion vor Ort gut funktioniere. Der 39-Jährige blickt bereits auf eine vielseitige Karriere in der Gastronomie zurück. Zu seinen Stationen gehören zum Beispiel das Delikatessenhaus "Dallmayr" in München, Restaurants von Alfons Schuhbeck und gastronomische Stationen in Kanada.
Zur Vorbereitung auf seine neue Position arbeitete er eine Zeitlang in einem Café, das ebenfalls ein Inklusionsprojekt war. Dort lernte er unter anderem, welche Situationen eintreten könnten, zum Beispiel ein epileptischer Anfall und welche Maßnahmen er in einem solchen Fall zu ergreifen hat.
Um die passenden Tätigkeiten für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu organisieren, besprechen sich der Küchenchef und der Serviceleiter mit den Angestellten, was sie gerne machen möchten. Serviceleiter Nico Cordes drängte es nach 20 Jahren im Hotel Adlon zu einer beruflichen Veränderung: "Ich wollte nach jahrelanger Arbeit in der 5-Sterne-Gastronomie etwas im sozialen Bereich machen. Da kam der Inklusionsbetrieb sehr passend." Die Motivation der Bistroleitung kommt bei allen Angestellten an. Eine von ihnen ist Melanie Herzberg.
„Wir sind alle gleich. Man sollte nur ein bisschen geduldiger werden.“
Der 42-jährigen erfahrenen Servicemitarbeiterin fällt es oft schwer, ihre Beeinträchtigung anzuerkennen, denn bis in ihre späten 20er war sie gesund. "Ich bin ein sehr ehrgeiziger Mensch. Ich bin auch so erzogen worden, dass man immer alles durchzieht", erzählt sie. Ihre klare Meinung lautet: "Wir sind alle gleich. Man sollte nur ein bisschen geduldiger werden. Ich glaube, davon können wir groß profitieren. Auch mal fünfe gerade sein lassen und einfach ein bisschen lässiger werden", sagt die Mutter eines neunjährigen Kindes.
Servicekraft Aisha Mossad (36), sie hat ebenfalls Erfahrung in der 5-Sterne-Gastronomie, gefallen besonders die Gespräche mit den Kunden - und dass sie in ihrem Job etwas über Menschen mit Beeinträchtigungen lernt. Von der Speisekarte empfiehlt sie vor allem die Pommes: “Sie sind größer als normale Pommes und besonders knusprig.”
"Marie. Das Bistro im Bundestag" ist öffentlich zugänglich. Die Öffnungszeiten sind montags bis freitags von 9 bis 18:30 Uhr.
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