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Helmut Schmidts Erbe : Warum sich Demokratie immer wieder neu erfinden muss

Was haben die Debatten der 1970er und 80er mit den heutigen gemein? Eine Ausstellung gibt Einblicke in das, was die Demokratie heute wie damals schützt und bedroht.

24.04.2024
2024-04-24T18:53:43.7200Z
2 Min

Er ist die Grundlage einer lebendigen Demokratie: Dialog. Ob auf der Straße, am Küchentisch, in den Medien oder im Parlament: Andere Perspektiven verstehen zu wollen, Demokratie auszuhandeln, fordert alle täglich heraus. Egal ob Globalisierung, Klimawandel, Extremismus, Tempolimit oder ziviler Ungehorsam: Viele Themen aktueller Diskussionen wurden schon vor 50 Jahren leidenschaftlich verhandelt. Das zeigt die Wanderausstellung „#Challenging Democracy" der Bundeskanzler-Helmut-Schmidt-Stiftung, die seit Dienstag Station im Berliner Paul-Löbe-Haus macht. „Jede Zeit hat ihre eigenen Debatten“, sagte Bundestagsvizepräsident Wolfgang Kubicki (FDP) bei der Eröffnung – und doch fühle man sich „ganz merkwürdig erinnert“, wenn man Berichte von damals lese.

Besucher machen Prioritäten-Check

Die Ausstellung fordert Besucher aktiv auf, Farbe zu bekennen: Was beschützt Demokratie, was bedroht sie? Wie sozial ist Demokratie und wie nachhaltig? Welche politische Priorität würden sie setzen, wenn sie Bundestagsabgeordnete wären: Den Pflegenotstand bekämpfen oder zuerst die Staatsverschuldung? Ressourcenknappheit oder die organisierte Kriminalität? Cyberkriminalität oder Korruption den Kampf ansagen?


„Schmidt war immer auf der Suche nach der besseren Lösung – nicht der besten – für das Wohl möglichst vieler Menschen.“
Peer Steinbrück, Kuratoriumsvorsitzender Helmut-Schmidt-Stiftung

Genau hier, beim Ringen um das bessere Argument, setze die Ausstellung an, erklärte Peer Steinbrück, Kuratoriumsvorsitzender der Helmut-Schmidt-Stiftung. „Schmidt war immer auf der Suche nach der besseren Lösung – nicht der besten – für das Wohl möglichst vieler Menschen“, so Steinbrück. Dabei habe Schmidt eine Leidenschaft für praktische Vernunft angetrieben, die heute durch die „Unkultur einer Empörungs- und Erregungsbereitschaft in der öffentlichen wie auch der medialen Debatte“ spürbar gefährdet sei, sagte der ehemaliger Finanzminister weiter.

Von Friedenspolitik bis zur sozialen Frage: Themen, die Deutschland bewegen

Anhand von vier großen Themen und Bildern gesellschaftlicher Kontroversen der 1960er, 1970er und 1980er Jahre fokussiert die Ausstellung auf Themen, die Kanzler Schmidt besonders bewegten: Innere Sicherheit, der Schutz der Demokratie, Solidarität und die Energiepolitik.

Neben biografischen Details zur Person Helmut Schmidts mit Einblicken in sein Leben, Wirken und seine Kanzlerschaft (1974-1982) zeigt die Ausstellung auch, wie die Grenzen zwischen Privatperson und Politiker zunehmend verschwimmen.

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An einem Wunschbaum können Besucher auf Postkarten ihre Wünsche für die Demokratie von morgen hinterlassen: „Mehr Solidarität“ hat Lisa aus Berlin geschrieben. „Mehr Geld für Bildung und Soziales“ wünscht sich Tom. Lilly hat – ohne Steinbrück gehört zu haben  – „eine bessere Diskussionskultur mit mehr Nuancen“ notiert. Gleichzeitig wollen die Macher der Ausstellung, dass sich der Betrachter fragt: Welchen Beitrag zur Zukunft der Demokratie will und kann ich leisten?


Die Ausstellung wird noch bis zum 16. Mai in der Halle des Paul-Löbe-Hauses in Berlin gezeigt und kann nach vorheriger Anmeldung von Montag bis Freitag zwischen 9 und 17 Uhr bzw. dienstags von 9 bis 19 Uhr besucht werden. Danach wird sie in Bonn, Leipzig und Rostock gezeigt.