Parlamentarisches Profil : Die Logische: Katharina Beck
Das Thema nachhaltiges Wirtschaften hat Katharina Beck in die Politik geführt. Den schwarz-roten Investitions-Booster sieht die Finanzexpertin kritisch.
Manche Menschen beherrschen die Kunst, Fundamentalkritik fröhlich vorzutragen. Bei Katharina Beck schimmert im Gespräch stets Vorwärtsgewandtes durch, während die Oppositionspolitikerin die neuesten Regierungspläne zerpflückt. "Der sogenannte Investitions-Booster ist ein finanzpolitisches Harakiri", befindet sie am Telefon.
"Was als Booster verkauft wird, ist doppelt irreführend." Zum einen klinge das Wort, als geschehe nun etwas Neues, und zum anderen komme dieser Geldfluss nur bei Unternehmen an, die bereits Gewinne erzielen. "Da kann eine Menge schlicht versickern, etwa an Aktionäre ausgeschüttet werden."

Die Wirtschaftsexpertin Katharina Beck (Bündnis 90/Die Grünen) ist seit 2021 Mitglied des Bundestages und finanzpolitische Sprecherin ihrer Fraktion.
Es ist Donnerstagvormittag, gerade hat der Bundestag ein milliardenschweres Paket zur Ankurbelung der Konjunktur verabschiedet; es sieht Abschreibungsmöglichkeiten und eine schrittweise Senkung der Körperschaftsteuer ab 2028 vor. "Dafür in die Schuldenkiste zu greifen, ist nicht nur ungerecht mit Blick auf die jüngeren Generationen, es ist auch vom Aufwand und Ertrag her nicht sinnvoll." Seit 2021 sitzt Beck für die Grünen im Bundestag und ist auch finanzpolitische Sprecherin ihrer Fraktion.
Während ihres Studiums entdeckt Beck ihr Interesse an nachhaltiger Entwicklung
"Natürlich ist es wichtig, Impulse für die Wirtschaft zu setzen", setzt Beck fort, “aber besser wäre es, Forderungen aus der Wirtschaft aufzunehmen und in die Infrastruktur zu investieren. Die vielen maroden Straßen und Brücken sind unserer großen Volkswirtschaft nicht würdig.
Sie schlägt eine Initiative aus den USA vor: "Man sollte Tax Credits einführen. Das sind einfache Instrumente im Steuerrecht, mit denen wir eine Investitionsgarantie in bestimmte Zukunftsbereiche bekommen." Davon würden auch Unternehmen profitieren, die Verluste schreiben oder gerade an der schwarzen Null kratzen. “Unser Vorschlag ist konkret und besser.”
„Als Unternehmerin merkte ich, dass die politischen Anreize für nachhaltiges Wirtschaften nicht stimmen.“
Bei Becks Redefluss fällt auf, dass sie für Finanzthemen brennt. Dabei begann ihre Auseinandersetzung damit auf einem Umweg. Sie studierte Regionalwissenschaften Lateinamerika in Köln und Argentinien und entdeckte für sich das Thema nachhaltige Entwicklung. Sie engagierte sich in verschiedenen studentischen Vereinigungen, darunter "Oikos" - für die Integration von Nachhaltigkeit in die Studiengänge BWL und VWL.
Nach dem Diplom absolvierte sie ein Fernstudium als Finanzbetriebswirtin. "Mich faszinierte von Beginn an nachhaltiges Wirtschaften innerhalb der planetaren Grenzen. Mit dieser Motivation gründete ich auch ein Unternehmen - damals noch ohne betriebswirtschaftliche Kenntnisse." Geld, sagt sie, habe eine unfassbare Macht, eben auch eine positive Gestaltungsmöglichkeit. "Ich wollte mehr eintauchen und mehr bewirken."
Bei den Grünen fiel Beck schnell durch ihre Wirtschafts- und Finanzexpertise auf
Seit 2011 lebt sie in Hamburg. Beck arbeitete als Geschäftsführerin des Institute for Social Banking und später bei der Unternehmensberatung Accenture, wo sie Projekte zur Umsetzung nachhaltiger Strategien leitete. Erst wenige Jahre zuvor war sie bei den Grünen eingetreten. "Als Unternehmerin merkte ich, dass die politischen Anreize für nachhaltiges Wirtschaften nicht stimmen - und dass die Grünen das am besten machten." Ihre Mitgliedschaft erschien ihr logisch. “Ich bin ein sehr logischer Mensch. Ich schaue, wo ich am meisten für die Menschen und die Umwelt erreichen kann. Ich habe eine Leidenschaft für Nächstenliebe.”

Mit Maßnahmen wie Abschreibungen und Steuersenkungen hat der Bundestag am Donnerstag ein Gesetz beschlossen, das die Wirtschaft wieder in Fahrt bringen soll.

Mit einer neuen Super-Abschreibung als "Investitions-Booster" will die Koalition die Wirtschaftswende einläuten. Bei Ökonomen stößt der Ansatz auf Zustimmung.

Super-Abschreibungen sollen zum "Investitions-Booster" werden und die Elektromobilität voranbringen. Ein super Signal, meint CDU-Finanzpolitiker Fritz Güntzler.
Beck lebte die ersten fünf Jahre mit ihrer alleinerziehenden Mutter - und in der Nähe von deren Bäcker-Handwerks-Großfamilie in Düsseldorf. "Meine Mutter finanzierte sich ihr Musikstudium als Hauswirtschafterin." Sie lebten damals in einer kleinen Kellerwohnung. "Ich kannte lange nicht, dass man entspannt auch andere Eissorten wählen kann als die untersten und billigsten auf der Langnese-Karte." Aber Beck lernte, wie sich ihre Mutter durchsetzte und Opernsängerin wurde. "Das prägte mich. Auch die Inspiration durch die Handwerksfamilie."
Politik dagegen spielte in ihrer Kindheit eine kleinere Rolle. "Klar haben wir Tagesschau geguckt und manchmal diskutiert - aber es war nicht so wichtig." Bei den Grünen fiel Beck mit ihrer Wirtschafts- und Finanzexpertise auf. Dass der Bundestag dann seine Türen für sie öffnete: irgendwie logisch.