Piwik Webtracking Image

Klimaneutrale Wärmeversorgung : Grünes Licht für Geothermie

Der Bundestag hat dem Gesetzentwurf der Bundesregierung zur Beschleunigung des Ausbaus von Geothermie, Wärmepumpen und Wärmespeichern zugestimmt.

05.12.2025
True 2025-12-05T12:57:04.3600Z
3 Min

In Grünwald im Süden von München entsteht mit dem Geothermie-Vorhaben Laufzorn II gerade so etwas wie ein Pilotprojekt für die Wärmeversorgung der Zukunft. Ab 2027 sollen per Erdwärme bis zu 100.000 Fernwärme-Kunden mit regenerativer Wärme versorgt werden. 

Die Erdwärme Grünwald GmbH versorgt bereits heute das größte geothermische Fernwärmenetz Kontinentaleuropas mit über 120 Kilometern Leitungsnetz in Grünwald und weiteren 65 Kilometern in Unterhaching. Aktuell werden rund 70 Prozent der möglichen Hausanschlüsse erreicht, deutlich mehr als ursprünglich prognostiziert.

Foto: picture alliance/dpa/Tobias Hase

Die Geothermie-Bohrungen für das Projekt Laufzorn II bei München sind erfolgreich verlaufen. Bei dem Vorhaben wurden Casing-Röhren ins Bohrloch eingesetzt, um die Seitenwände zu stabilisieren.

Damit der Ausbau der geothermischen Wärmeversorgung schneller vorankommt, hat die Bundesregierung das "Gesetz zur Beschleunigung des Ausbaus von Geothermieanlagen, Wärmepumpen und Wärmespeichern für den klimaneutralen Ausbau der Wärmeversorgung" auf den Weg gebracht, über das der Bundestag am Donnerstag abgestimmt hat. Die Koalitionsfraktionen von CDU/CSU und SPD votierten für das Gesetz, die Oppositionsfraktionen von AfD, Grünen und Die Linke lehnten den Entwurf ab.

Anteil erneuerbarer Energien an der Wärmeversorgung ist bislang gering

Mit dem Gesetz ist die Beschleunigung des Ausbaus von Geothermieanlagen, Wärmepumpen und Wärmespeichern vorgesehen, um die Wärmeversorgung in Deutschland klimaneutral zu gestalten. Der Anteil erneuerbarer Energien an der Wärmeversorgung ist bislang gering. Die Geothermie gilt als Schlüsseltechnologie für die Dekarbonisierung der Wärmeversorgung, ihr Ausbau verlief hierzulande aber eher langsam.

Dazu sollen nun Planungs- und Genehmigungsverfahren umfassend digitalisiert, vereinfacht und beschleunigt werden, insbesondere im Wasser- und Bergrecht sowie für Wärmeleitungen. Die Anlagen erhalten ein überragendes öffentliches Interesse, um die Umsetzung zu erleichtern.


„Geothermie könnte rund vierzig Prozent unserer Wärmeversorgung liefern.“
Maria-Lena Weiss (CDU)

Vor allem Fragen zu Genehmigungsverfahren, die Sicherung der Trinkwasserversorgung sowie die Regelung bei Schadensfällen dominierten die Aussprache im Bundestagsplenum.

"Wärmeenergie von hier für hier", lobte Maria-Lena Weiss (CDU) Geothermie als eine Energieform, die ganzjährig verfügbar und zuverlässig sei. "Rund vierzig Prozent unserer Wärmeversorgung könnte sie liefern", sagte Weiss. Bei den Verhandlungen sei es gelungen, dass bei der Absicherung von Bergschäden den Betroffenen im Schadensfall geholfen werde. Die Schadenssummen würden nicht auf 13 Millionen Euro gedeckelt, sondern die Behörden vor Ort würden entscheiden, "welche Vorsorge nötig und welche Versicherungssumme richtig ist".

Ziel der Koalition sei das Erreichen der Klimaneutralität bis 2045

Helmut Kleebank (SPD) betonte: "Unsere Regierung hat im Koalitionsvertrag ein klares Bekenntnis zu den Klimaschutzzielen verankert". Die Grundlage und Leitlinie sei also das Ziel, die Klimaneutralität bis zum Jahr 2045 zu erreichen. Mit der Bergschadensvermutung sei im Grunde eine Beweislastumkehr ins Gesetz mit aufgenommen worden, "die es im Schadensfall den Betreffenden erleichtern soll, ihre Rechte durchzusetzen".

Das Vorzeige-Projekt bei der Geothermie

🔥 Laufzorn II ist ein Tiefengeothermieprojekt im Süden Münchens, es soll die Wärmeversorgung von 100.000 Menschen sicherstellen.

🌊 Heißes Thermalwasser aus rund 3.500 Metern Tiefe, mit einer Temperatur von bis zu 140 Grad soll zum Heizen verwendet werden. Der Start ist für das erste Halbjahr 2027 geplant.

💶 Die Baukosten belaufen sich auf rund 190 Millionen Euro, 75 Millionen Euro davon trägt der Bund.



Marc Bernhard (AfD) kritisierte, dass Geothermie-Projekten "zukünftig oberste Priorität gegenüber allen anderen Belangen der Menschen eingeräumt wird". Mit dem "überragenden öffentlichen Interesse" würden wichtige Prüf- und Schutznormen für die Menschen ausgeschaltet werden. "Gleichzeitig weigern Sie sich aber nach wie vor, die Menschen ausreichend gegen die von Ihnen verursachten Gefahren der Geothermie zu schützen", sagte Bernhard und verwies auf Projekte in Landau und Böblingen, bei denen es vor Jahren zu Schäden gekommen ist, die Bürger dort aber immer noch auf Entschädigung warteten.

Grüne befürchten Fracking bei Geothermie-Projekten 

Für Alaa Alhamwi (Grüne) ist das Gesetz nicht "umweltfreundlich genug". Anstatt die Vorlage der Ampelregierung zu verabschieden, habe man die Möglichkeit versäumt, die Wärmenetze klimafreundlich zu machen. "Vor allem der Trinkwasserschutz und das Frackingverbot müssen klar und unmissverständlich im Gesetz stehen", so Alhamwi, doch das sei mit dem nun vorliegenden Gesetz nicht der Fall.

Jörg Cezanne (Die Linke) nannte das Gesetz "ungenügend". Die Nutzung der Energie aus dem Erdinnern erfordere hohe Anfangsinvestitionen, zum Beispiel für Bohrungen bis zu fünftausend Meter Tiefe. Um die hohen Kosten zu schultern, bräuchten Städte und Gemeinden Finanzierungen und Förderprogramme. "CDU und SPD beschleunigen Planungen für Projekte, die niemand finanzieren kann", sagte Cezanne.

Mehr zum Thema

Röhren für die Geothermie-Bohrung
Klimaneutrale Wärmequelle: "Bei der Ampel abgeschrieben"
Mit dem Geothermie-Beschleunigungsgesetzes will Schwarz-Rot den Einsatz erneuerbarer Wärme voranbringen - und setzt damit die Vorschläge der Vorgängerregierung um.
Geothermie: Heizen mit Erdwärme soll einfacher werden
Geothermie spielt in der Wärmeversorgung nur eine untergeordnete Rolle. Das will die Bundesregierung ändern.
Das Bild zeigt ein Bohrgestänge auf einer Baustelle.
Erneuerbare Energien: Mini-Deutschlandpakt für Geothermie?
Bei der Bundestagsdebatte über einen Unions-Antrag zur Geothermie zeigen sich große Übereinstimmungen mit den Ampelfraktionen.