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Vor 60 Jahren... : Ost-West Deserteure

06.07.2020
2023-08-30T12:38:19.7200Z
1 Min

18.7.1960: Zahlen zu Fahnenflucht im geteilten Deutschland. Für die DDR-Propaganda waren sie ein Glücksfall: Bundeswehrangehörige, die die Seiten wechselten - von West nach Ost. Am 18. Juli 1960 veröffentlichte das Bonner Bundesverteidigungsministerium Zahlen zu den Fahnenflüchtigen. Demnach waren seit 1951 insgesamt 161 Bundeswehrsoldaten in die DDR desertiert. Umgekehrt waren aus der DDR im selben Zeitraum mehr als 21.000 Soldaten in die Bundesrepublik geflohen. Trotz des gravierenden Zahlenunterschieds wurde das Thema in Ost-Berlin für die eigenen Zwecke benutzt.

In den Wochen zuvor hatte die DDR-Propaganda Fahnenflüchtige der Bundeswehr und Überläufer aus der zivilen Wehrverwaltung präsentiert. Deren Aussagen wurden als Beweis dafür angeführt, dass die Bundeswehr mit westlichen Verbündeten einen "Blitzkrieg" gegen die DDR plane. Unterdessen befasste sich am 20. Juli 1960 auch das Bundeskabinett mit den Deserteuren. Im entsprechenden Protokoll heißt es, die Regierung habe die "verhältnismäßig große Zahl der Deserteure der Bundeswehr" unter anderem "auf den Zeitdruck" zurückgeführt, "unter dem die Bundeswehr seinerzeit aufgebaut wurde". Vor allem aber "fehle es dem Bund auf diesem Gebiet an Exekutivbefugnissen", heißt es weiter. Bundeskanzler Konrad Adenauer (CDU) machte dabei einen unkonventionellen Vorschlag, wie man der Fahnenflucht Richtung Osten begegnen könne: Er bat unter anderem zu prüfen, "ob die Bundesregierung nicht ein privates Detektivinstitut beschäftigen könne". Benjamin Stahl