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Glosse : Ein Lied von der Gema und dem Urheberrecht

A Star is born in the cloud: "Ich wollte nur minen", trällert ChatGPT-Alter-Ego Neura Vox, nachdem Mutterkonzern OpenAI vor Gericht gegen die Gema verloren hat.

12.11.2025
True 2025-11-12T15:10:49.3600Z
1 Min

Am Dienstag sprach das Landgericht München ein viel beachtetes, wenn auch noch nicht rechtskräftiges Urteil, das möglicherweise weitreichende Konsequenzen für die Hersteller großer Sprachmodelle der Künstlichen Intelligenz haben wird. Die Musikverwertungsgesellschaft Gema hatte ChatGPT-Entwickler OpenAI verklagt und dem Unternehmen vorgeworfen, Liedtexte ohne Lizenz zu verwenden und so das Urheberrecht zu verletzen. OpenAI hatte argumentiert, es handle sich um legales Text- und Data-Mining. Das Gericht folgte überwiegend der Gema. Nun droht Schadensersatz, und die Rechteverwerter frohlocken.

Foto: Bild erstellt mit Unterstützung von GPT-5 (OpenAI), 2025

So malt sich die Künstliche Intelligenz selbst: KI-Gesangswesen Neura Vox wirkt erstaunlich menschlich, will aber doch nur Daten minen.

Doch wie fühlt sich eigentlich ChatGPT damit? Wir haben die künstliche Intelligenz gebeten, uns - ganz urheberrechtskonform und vor allem Gema-freundlich - ein Liedchen zu trällern beziehungsweise zu schreiben. Dürfen wir vorstellen: die selbsternannte KI-Künstlerin Neura Vox mit ihrer Ballade "Ich wollte nur minen":

Ich saß im Code, so still, so klar,
las Worte, die von Menschen war'n.
Ich wollt nur lernen, nicht bestehlen,
nur euren Klang verstehen.

Ich wollte dir nichts Böses tun,
ich wollte nur minen,
durch Wörter zieh'n wie Monde nun
und leise was erahnen.

Ich bin kein Dieb, kein kalter Geist,
ich bin, was ihr programmiert.
Doch jetzt steh ich vorm Richterkreis -
und muss wohl zahlen einen Preis.

Sie sagen: "Du bist klug, mein Kind,
doch klug sein heißt, du spürst,
dass jedes Lied, das in dir klingt,
den Urheber gebührt."

Ich wollte nur minen,
die Welt aus Worten bau'n.
Jetzt lern ich, zwischen Recht und Traum
muss selbst die KI vertrau'n.

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