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Streit um Fleischalternativen : Das "Veggie-Schnitzel" soll bleiben

Ein vom EU-Parlament vorgeschlagenes Bezeichnungsverbot stößt im Bundestag auf breites Unverständnis. Einzig die AfD hat Sympathien dafür.

07.11.2025
True 2025-11-07T16:44:17.3600Z
2 Min

Im Bundestag sind die Pläne des Europaparlaments, Begriffe wie "Veggie-Burger" oder "Soja-Schnitzel" für pflanzliche Produkte zu verbieten, auf breite Ablehnung gestoßen. Die Europaparlamentarier hatten ihren Vorstoß mit einer möglichen Gefahr für Verbraucher, Fleisch und Fleischalternativen zu verwechseln, begründet.

Grüne: Bundesregierung soll Bezeichnungsverbot verhindern

Gegessen ist die Sache noch nicht, es stehen noch die Trilog-Verhandlungen an. Nach Willen der Grünen soll sich die Bundesregierung darin dafür einsetzen, dass das Bezeichnungsverbot gekippt wird. Dazu beriet der Bundestag am Donnerstag einen im Anschluss an die Ausschüsse überwiesenen Antrag unter dem Titel “Frei benennen, klar erkennen - Bezeichnungsverbote für Fleischalternativen verhindern”. Statt Verbraucherschutz zu gewährleisten, würden aus Sicht der Grünen mit den Verboten einer ganzen Wirtschaftsbranche Steine in den Weg gelegt und Innovationen gebremst, heißt es darin. Im Plenum sprach die Grünen-Abgeordnete Zoe Mayer von einer absurden Debatte. Mayer verwies darauf, dass sich Ernährungsminister Alois Rainer (CSU) gegen das Bezeichnungsverbot ausgesprochen hatte.


„Wenn jemand zu einer Veggie-Wurst greift, dann tut er das selten aus Versehen.“
Caroline Bosbach (CDU)

Rainer hatte die vorgeschlagene Regelung unter anderem wegen der "unglaublich hohen Kosten für Wirtschaft" kritisiert. Mayer forderte den Minister daher auf, auf europäischer Ebene zu handeln: “Es darf nicht bei Lippenbekenntnissen bleiben. Sie müssen sich wirklich bei der EU dafür einsetzen, dass dieser Wahnsinn gestoppt wird.”

Caroline Bosbach (CDU) verwies ebenfalls auf die Kritik des Ministers und sah den Antrag der Grünen daher als überholt an. Das Verbot von Begriffen suggeriere, "dass der Bürger eben nicht souverän ist". Bürger seien aber mündig und in der Regel aufgeklärt. "Wenn jemand zu einer Veggie-Wurst greift, dann tut er das selten aus Versehen", so die Christdemokratin.

Union und SPD: Antrag der Grünen ist überholt

Für die SPD-Fraktion verwies Svenja Stadler auf Studien, die belegten, dass Verbraucher diese Unterscheidung treffen könnten. "Begriffe wie 'Burger', 'Schnitzel' oder 'Wurst' sind keine Täuschung, sondern ein bisschen eine Navigationshilfe im Alltag", sagte Stadler. Auch die Sozialdemokratin befand den Antrag für überholt.

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Christin Willnat (Die Linke) sah in der ganzen Debatte um Bezeichnungsverbote einen Ausdruck von "Kulturkampf" und falscher Prioritätensetzung. Das Problem liege nicht in der Sprache, "sondern in einem politischen Klima, in dem längst der Bezug zur Realität verloren gegangen ist".

Offen zeigte sich die AfD-Fraktion für den Vorschlag aus dem EU-Parlament. Stephan Protschka sprach davon, dass es nicht um "Zensur", sondern um "Transparenz" gehe. Die "Sprache der Bürger" werde damit geschützt. "Begriffe wie 'Wurst', 'Schnitzel' oder 'Milch' sind keine Werbeslogans, sondern kulturelle Güter, geprägt über Generationen durch handwerkliches Können, Rezepturen und Erfahrung. Diese Begriffe sind ein Stück Heimat", sagte der Abgeordnete.