Von Kyoto bis Belém : Wie die Staatengemeinschaft um globale Klimaziele ringt
Worum geht es auf der COP30 in Belém und was tut die Weltgemeinschaft gegen den Klimawandel? Die wichtigsten Fakten zu dieser und vergangenen Klimakonferenzen.
Inhalt
Die diesjährige Klimakonferenz (COP) findet vom 10. bis 21. November in der brasilianischen Amazonas-Metropole Belém statt. Es werden rund 50.000 Teilnehmende aus fast 200 Staaten erwartet. Das Gastgeberland unter Präsident Lula da Silva hat sich viel vorgenommen: Lula will die Umsetzung des Pariser Abkommens beschleunigen und das Auslaufen fossiler Energien festschreiben. Arme indigene Völker und lokale Gemeinschaften sollen im Kampf gegen die Erderwärmung stärker unterstützt werden.
Vor der Kulisse des Amazonas-Regenwaldes wird es in Belém insbesondere um den Schutz von tropischen Wäldern gehen. So soll auf der Klimakonferenz über einen neuen, von Brasilien initiierten Fonds entschieden werden, den Tropical Forest Forever Facility (TFFF). Mit ihm sollen 125 Milliarden US-Dollar aus öffentlichen und privaten Quellen aufgebracht werden, um eine Milliarde Hektar Wald in bis zu 74 Ländern schützen. Brasilien selbst will eine Milliarde US-Dollar in den Fonds einzahlen und hofft auf weitere Beiträge von anderen Staaten. Die Bundesregierung prüft bereits eine Beteiligung.
UN-Klimakonferenzen
Seit 1995 gibt es sie jährlich, um gemeinsam konkrete Maßnahmen zum globalen Klimaschutz zu beschließen. Teilnehmer sind die aktuell 198 Vertragsstaaten der 1994 in Kraft getretenen Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen, kurz UNFCCC. Mit ihr erkennt die internationale Staatengemeinschaft weltweite Klimaänderungen als ernstes Problem an und verpflichtet sich zum Handeln.
Die häufig verwendete Abkürzung „COP“ für die Weltklimakonferenzen steht übrigens für „Conference of the Parties“, also für die Konferenz der Vertragsstaaten.
Rio-Deklaration
Die am Montag beginnende elftägige Klimakonferenz im Belém ist bereits die 30. COP und das dritte wichtige Treffen zum Klima, das in Brasilien stattfindet. So verabschiedeten Teilnehmer aus 172 Staaten 1992 in Rio de Janeiro nicht nur Konventionen zum Wald- und Artenschutz, sondern auch die Rio-Deklaration. Darin wurden 27 Grundsätze wie das Recht auf nachhaltige Entwicklung erstmals global verankert.
Auch die Klimarahmenkonvention wurde in Rio beschlossen, mit ihr sollte der weltweite Ausstoß an Treibhausgasen begrenzt werden. Die Bilanz war jedoch enttäuschend: Das Jahrzehnt von 2001 bis 2010 war damals das wärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Drei Folgekonferenzen, eine davon erneut in Rio, änderten daran nichts.
Kyoto-Protokoll von 1997
Als ein Meilenstein bei der Umsetzung der Klimarahmenkonvention gilt dennoch das Protokoll von Kyoto. Der 1997 in der gleichnamigen japanischen Stadt geschlossene und 2005 in Kraft getretene Klimaschutzvertrag gilt als Blaupause für internationale Klimaabkommen und legte erstmals völkerrechtlich verbindliche Zielwerte für den Ausstoß von Treibhausgasen fest. Letztlich beteiligten sich 55 Industriestaaten, der zweitgrößte Emittent nach China, die USA, jedoch nicht. Auch das war ein Grund, warum trotz eingehaltener Zielvorgaben der weltweite CO2-Ausstoß bis 2010 um rund 29 Prozent gegenüber 1990 anstieg.
Pariser-Klimaabkommen
Der Nachfolger des Kyoto-Protokolls, das auf dem Pariser Weltklimagipfel 2015 verabschiedete Klimaabkommen, nahm zum ersten Mal alle Staaten in die Pflicht, auch Entwicklungs- und Schwellenländer, ihre Emissionen zu senken. Unterzeichnet und ratifiziert haben es fast alle Staaten der Welt, außer Iran, Libyen und Jemen. Die USA sind unter Präsident Donald Trump 2025 schon das zweite Mal aus dem Abkommen ausgetreten.
Gastgeber der diesjährigen Weltklimakonferenz ist Brasilien. In Belém, im Nordosten des Landes, treffen sich ab dem 10. November rund 50.000 Teilnehmer aus fast 200 Staaten.
Die 195 Unterzeichnerstaaten verpflichten sich darin, die Erderwärmung möglichst auf 1,5 Grad Celsius im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter, mindestens aber auf unter zwei Grad zu begrenzen. Die Bilanz ist gemischt: Viele Staaten haben Klimaziele verabschiedet, aber den Vereinten Nationen (UN) zufolge sinken die Emissionen nicht schnell genug, um die Ziele zu erreichen. Einem aktuellen UN-Bericht zufolge steuert die Erde bis zum Ende des Jahrtausends auf eine Erwärmung von bis zu 2,8 Grad Celsius zu.
Nationale Klimabeiträge (NDC)
Das Pariser Abkommen verpflichtet die Unterzeichnerstaaten, national festgelegte Klimabeiträge (Nationally Determined Contribution, kurz NDC) festzulegen. Darüber müssen sie dem Sekretariat des UNFCCC alle fünf Jahre berichten. Vor der diesjährigen Klimakonferenz in Belém sollten sie ihre Pläne für die Zeit bis 2035 einreichen. Doch laut einem Ende Oktober veröffentlichten UN-Bericht haben das nur 64 Staaten fristgerecht getan.
Einigung auf EU-Klimaziele
Auch die Europäische Union hat die Frist zur Vorlage ihres Klimaplans versäumt. Gerade noch rechtzeitig vor Beginn der Weltklimakonferenz gelang es den Umweltministern der Union immerhin, sich nach monatelangen Auseinandersetzungen auf ein Klimaziel bis 2040 zu einigen. Danach will die EU, wie ursprünglich auch geplant, ihren CO2-Ausstoß bis 2040 um 90 Prozent im Vergleich zu 1990 reduzieren. Doch sie öffnet den Staaten eine Hintertür: Fünf Prozentpunkte können sie durch Emissionseinsparungen in anderen Staaten – zum Beispiel durch Aufforstung oder CO2-Speicherprojekte – finanzieren und auf ihre eigene Bilanz anrechnen. Damit sinkt der Anteil der in der EU zu erzielenden Emissionsreduktionen auf 85 Prozent.
Brasiliens Klimapolitik: Weniger Abholzung im Amazonas
Im brasilianischen Amazonas-Regenwald ist die Abholzung nach Angaben der Regierung das vierte Jahr in Folge zurückgegangen. Zwischen August 2024 und Juli 2025 sei eine Fläche von 5.796 Quadratkilometern zerstört worden - elf Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum und die niedrigste Zahl seit 2014, teilte das Nationale Institut für Weltraumforschung (Inpe) mit.
Für den Goldabbau abgeholzte Flächen im Amazonas-Regenwald. Brasiliens Präsident Lula will die Abholzung bis 2030 auf Null reduzieren.
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