Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge : Mahnmale gegen das Vergessen kämpfen gegen den Verfall
Kriegsgräberstätten mahnen zum Frieden und erinnern an die Opfer von Krieg und Gewalt. Ihr Erhalt ist wichtig, doch die Finanzierung ist kostspielig.
Die Totenburg in El Alamein braucht ein neues Dach. Mehr als 4.300 deutsche Soldaten sind in diesem monumentalen Gruftbau in Sichtweite der ägyptischen Mittelmeerküste, der aktuell durch Risse im Beton und in den Natursteinmauern gefährdet ist, beigesetzt. 30 der hier Bestatteten kamen im Ersten Weltkrieg um, die meisten aber starben im Zweiten Weltkrieg. Die Schlacht um El Alamein im Herbst 1942 gilt als Wendepunkt des Krieges in Afrika.
Versöhnungsgedanke ist zentral für den Volksbund
Um die Restaurierung dieser - wie auch den Betrieb weiterer mehr als 820 Kriegsgräberstätten in 45 Ländern - kümmert sich der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Die humanitäre Organisation widmet sich im Auftrag der Bundesregierung der Aufgabe, Kriegstote im Ausland zu suchen und zu bergen, sie würdig zu bestatten und ihre Gräber zu pflegen. Außerdem werden Angehörige ebenso wie öffentliche und private Stellen in Fragen der Kriegsgräberfürsorge beraten, auch international.

Die Kriegsgräberstätte El Alamein ist sanierungsbedürftig - rund 80.000 Euro werden für die Instandsetzung benötigt. 4.313 Tote ruhen dort.
Nicht zuletzt engagiert sich der Volksbund in der Erinnerungskultur und fördert die Begegnung und Bildung junger Menschen an den Ruhestätten der Toten. Dazu werden in Deutschland oder im europäischen Ausland internationale Jugendbegegnungen und Workcamps organisiert. In den Sommerferien 2025 gibt es beispielsweise ein deutsch-polnisches Zeltdorf am Ufer der Oder. Dort, wo 1945 die letzte große Schlacht des Zweiten Weltkriegs stattfand und die Wehrmacht alte Männer und Jugendliche in einen sinnlosen Kampf an die Front schickte. Zehntausende verloren dabei nur wenige Tage und Wochen vor Kriegsende ihr Leben.
5,4 Millionen Daten von Kriegstoten in der Online-Gräbersuche
Eine Hilfe für Angehörige ist die Online-Gräbersuche. 5.396.494 Kriegstote und Vermisste sind darin erfasst. Unter Eingabe des Namens der Angehörigen kann die jeweilige Grabstätte gefunden werden. Auch um Umbettungen kümmert sich der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Unlängst erst wurden die sterblichen Überreste von acht Wehrmachtssoldaten auf dem Friedhof eines kleinen Dorfes im Nordwesten Ungarns gefunden, exhumiert und auf eine Kriegsgräberstätte umgebettet.
Noch immer werden jährlich die Gebeine von rund 11.000 Kriegstoten geborgen. Ein Ende ist nicht in Sicht: Der Volksbund geht von mehr als zwei Millionen Toten aus, die noch nicht geborgen sind - allein in Osteuropa.
Instandhaltungsrückstau wird auf etwa 50 Millionen Euro geschätzt
Hinter all dem Tun steckt der Versöhnungsgedanke, wie Volksbund-Präsident Wolfgang Schneiderhan immer wieder betont. Auch für die Bundesregierung hat die Kriegsgräberfürsorge einen zentralen Stellenwert, wie es in der Antwort auf eine Anfrage der Unionsfraktion heißt: Als Orte der Trauer und des mahnenden Gedenkens an Kriege und ihre Folgen würden Kriegsgräber gepflegt und Kriegsgräberstätten geschaffen und bewahrt. Sie leisteten so einen Beitrag zu Versöhnung, Völkerverständigung und Frieden. Dass die Zuwendung an den Volksbund von Haushaltskürzungen ausgenommen und die Fördersumme der letzten Jahre von 19,38 Millionen Euro auch im Haushalt 2025 beibehalten worden sollte, darf durchaus als Beleg für die Wertschätzung der Arbeit des Volksbundes seitens der alten Bundesregierung gewertet werden. Wie sich die künftige Regierung positioniert, wird sich zeigen. Den Instandhaltungsrückstau für 330 Kriegsgräberstätten schätzt der Volksbund auf rund 21 Millionen Euro, den Instandhaltungsrückstau für alle 826 Kriegsgräberstätten hochgerechnet auf circa 50 Millionen Euro.
Damit die Totenburg in El Alamein saniert werden kann, braucht es allein 80.000 Euro. Das schreibt der Verein auf seiner Homepage und bittet um Spenden.

Zwischen 12.000 und 15.000 Kriegtote exhumieren die Umbetter des Volksbundes im Jahr. Ein Besuch in Litauen, wo im September der einmillionste Soldat geborgen wurde.

Die frühere Bildungsministerin Annette Schavan will die Erinnerungsarbeit mehr in die Breite der Gesellschaft tragen und sieht dabei auch Unternehmen in der Pflicht.

In Deutschland erinnern heute zahlreiche Gedenkorte an die Opfer des NS-Terrors und ihre Schicksale. Der Weg zur Anerkennung war lang – und dauert oft noch an.