Glosse : Baby im Bundestag
Das bisschen Haushalt macht uns inzwischen große Sorgen, aber es gibt ja auch gute Nachrichten.
Der Bundeshaushalt bietet manchen Anlass zum Grübeln, selbst wenn man Optimist ist. "Wehe, wehe, wehe, wenn ich auf das Ende sehe!", lautet die Warnung des hellsichtigen Wilhelm Busch in der berühmten Bildergeschichte "Max und Moritz". Wahrscheinlich kennen Lars und Friedrich die Geschichte, aber ziehen sie daraus die richtigen Schlüsse? Wenn Menschen das Richtige wollen, aber das Falsche tun, sprechen Psychologen von kognitiver Dissonanz. Eine Therapie ist möglich, aber langwierig, Psychiater denken nicht in Legislaturperioden.

Grünen-Politikerin Hanna Steinmüller hat in dieser Sitzungswoche Geschichte geschrieben: Die Abgeordnete aus Berlin sprach als erste Parlamentarierin mit ihrem Baby in der Trage vom Rednerpult aus.
Die Menschen im Land sprechen unwirsch von einem Strom an schlechten Nachrichten, von dem sie jeden Tag unfreiwillig mitgerissen werden. Unser Finanzminister sieht inzwischen aus wie ein Tanzbär, der dringend in den Arm genommen werden muss, weil er sonst seine eigenen Botschaften nicht mehr erträgt. Wir hatten gehofft, mit den zusätzlichen Milliarden wäre jetzt erst mal alles in Butter, aber das viele Geld wird womöglich nur lustig hin- und hergeschoben. Am Ende bleiben marode Brücken marode Brücken. Stell Dir vor, Du hast einen Schuss, und der geht nach hinten los!
Wir unterbrechen nun den Strom an schlechten Nachrichten für eine Meldung aus der Rubrik "Echte Erfolge". In den Hauptrollen: Bärbel Bas, Markus Söder, Ricarda Lang und Hanna Steinmüller. Bas und Söder haben beim Oktoberfest evidenzbasiert dokumentiert, dass Bier doch ein Lebensmittel ist, ja ein parteiübergreifendes Leuchtfeuer geselligen Zusammenseins und natürlich keine Droge. Lang hat endlich ihr Studium abgeschlossen und ist nun sozusagen Juristin light. Die beste Nachricht hat aber Steinmüller mitgebracht: Ihr Baby durfte den Beitrag der Mutter vom Rednerpult aus mitverfolgen und blieb dabei völlig gelassen. Welche Auswirkungen die Finanzdebatte auf die Entwicklung des Jungen haben wird, werden wir freilich abwarten müssen.