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Parlamentarisches Profil : Der Ausgleichende: Oliver Vogt

Mit Zahlen kennt sich CDU-Abgeordneter Oliver Vogt aus: Der promovierte Mathe- und Physiklehrer aus Nordrhein-Westfalen sitzt für die Union im Haushaltsausschuss.

26.09.2025
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3 Min

Wenn sich ein Mensch aus der Welt der Zahlen über den geplanten Bundeshaushalt für 2026 beugt, fallen ihm die vielen Minuszeichen auf. "Die Schulden besorgen mich schon", sagt Oliver Vogt. "Das sind Hypotheken für die kommenden Generationen." Vogt, 48, CDU-Bundestagsabgeordneter aus dem Wahlkreis Minden-Lübbecke, ist promovierter Physiker und Mathelehrer. Und nun sitzt er im Haushaltsausschuss und muss die vielen Querstriche vor den Ziffern rechtfertigen. "Die Mittel sollen zusätzliche Investitionen darstellen. Und sie sollen private Investitionen ankurbeln." 

Foto: Peter Hübbe

Oliver Vogt sitzt seit 2021 für die CDU/CSU-Fraktion im Bundestag. Der Politiker aus dem Wahlkreis Minden-Lübbecke ist Mitglied im Haushaltsausschuss.

Ganz verfliegt seine Sorge nicht, immerhin droht in den kommenden vier Jahren eine Verdopplung der Zinsbelastung. Also, was tun, an diesem Dienstagnachmittag in seinem Büro? "Die Ausgaben müssen auf den Prüfstand gestellt werden", sagt Vogt und kommt auf die Sozialpolitik zu sprechen: "Wer Arbeit verweigert, muss sanktioniert werden." Und nein, fügt er auf die Rückfrage hinzu, das seien keine Peanuts, "sondern ein Signal, dass Leistung anerkannt und nicht missbraucht wird". So sei zielgenauer in Arbeit zu vermitteln, Langzeitarbeitslose bräuchten eine besondere Unterstützung.

Entscheidung gegen eine Hochschullaufbahn

Wer sich mit Vogt unterhält, erhält oft zwei Seiten einer Medaille präsentiert: Einerseits eine Aufforderung und andererseits einen unterstützenden Blick. Immerhin weiß er, wovon er spricht, schließlich war Vogt selbst einmal ein paar Monate arbeitslos. "Nach der Promotion entschied ich mich gegen die Hochschullaufbahn, denn die arg zeitlich begrenzten Arbeitsverträge schreckten mich ab", sagt er.

Ein Unding sei dieses Prekariat, bis heute. Er heuerte in der Produktentwicklung eines Unternehmens an, welches wenig später im Zuge der Wirtschaftskrise 2008 in Schwierigkeiten geriet und Entlassungen aussprechen musste - ihn als einen der Jüngsten traf es auch.

Vogts Familie zog nach dem Mauerfall von Thüringen nach Ostwestfalen

Die Sache ging gut aus, denn Vogts Zuversicht scheint Schwankungen auszuhalten. Mit 14 zog er 1991 aus einem thüringischen Dorf nach Ostwestfalen. "Für mich war das anfangs schlimm, ich war doch behütet aufgewachsen, hatte Freunde und Spaß - auch bei den Jungpionieren", erinnert er sich. Aber sein Vater habe vorausgesehen, dass das marode Wirtschaftssystem der DDR zusammenbrechen werde; also habe der doppelt diplomierte Elektrotechniker und Informatiker nach dem Mauerfall rübergemacht. 

Vogt Junior orientierte sich um, wurde aktiv in der Schülervertretung, aber Parteipolitik kannte er nur aus dem Fernsehen. "Dennoch fand ich es schon damals richtig und wichtig, dass man sich einmischt." Noch in Erinnerung sei der Stasi-Besuch daheim, wenige Tage nachdem der Vater in der Kneipe bei Silvester gesagt hatte: "Die Stasi wollen wir nicht am Tisch haben."


„Von Schäuble lernte ich, dass man auch mal innehalten muss - und den römischen Grundsatz: Höre auch die andere Seite an.“
Oliver Vogt (CDU)

Nach dem Abitur, im Wehrdienst, fand Vogt viel Zeit zum Lesen - bei den Nachtschichten. Es war die Zeit des Regierungswechsels weg von Helmut Kohl und hin zu Gerhard Schröder, "und da merkte ich, dass ich mich bei der CDU am meisten aufgehoben fühlte"; mit Ausnahmen, der Atomkraft etwa habe er eher kritisch gegenübergestanden, und zwar wegen der ungelösten Endlagerfrage.

Bevor Vogt in den Bundestag einzog, arbeitete er als Mathe- und Physiklehrer

Es war auch die Zeit, in der in der CDU Espelkamps ein Generationenwechsel stattfand, und da fragte man den damals 22-Jährigen, ob er nicht für den Stadtrat kandidieren wolle. Dies tat er, und wurde Mitglied bis 2021, als er in den Bundestag einzog. In der Zwischenzeit war Vogt Gymnasiallehrer für Mathe und Physik geworden, "das Unterrichten machte mir Spaß", sagt er. Doch irgendwann wurde er wieder gefragt - und ein neues Kapitel wurde aufgeschlagen.

"Dass ich Bundestagsabgeordneter werde, stand nun wirklich nicht in meiner Lebensplanung", sagt er. "Doch ich bin für die vielen Erfahrungen dankbar, die ich hier sammeln darf." In seinem Regal im Büro stehen die Bücher von Helmut Kohl, dem Idol der Einheit, über denen von Wolfgang Schäuble. "Die sind halt alphabetisch sortiert." Wenn er von Schäuble spricht, kriegt seine Stimme einen Glanz. “Von ihm lernte ich, dass man auch mal innehalten muss - und den römischen Grundsatz: Höre auch die andere Seite an.”

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