Piwik Webtracking Image

Parlamentarisches Profil : Die Zuverlässige: Bettina Lugk

SPD-Politikerin Bettina Lugk hält eine flächendeckende Musterung perspektivisch für sinnvoll. Es gehe darum, Strukturen für den Ernstfall zu haben.

17.10.2025
True 2025-10-17T12:31:52.7200Z
3 Min

Mit einem Schmunzeln empfängt sie noch im Flur des Jakob-Kaiser-Hauses. "Ich hatte kurz überlegt, ob wir uns auf morgen vertagen sollten", sagt Bettina Lugk. Denn ein Gespräch über die Wehrpflicht ist schwierig an diesem Mittwochmittag. Zu viel ist unklar, noch im Werden; trotz ausgehandelten Kompromisspapiers zwischen den Koalitionsfraktionen. 

Lugk, Abgeordnete für die SPD aus dem Wahlkreis Märkischer Kreis II, ist nicht nur sportpolitische Sprecherin ihrer Fraktion, sondern auch stellvertretende Vorsitzende des Verteidigungsausschusses, und kurz kann sie den Eindruck verbreiten, als verstehe sie die ganze Aufregung nicht. "Ich hätte mir gewünscht, dass wir erstmal in die erste Lesung mit dem Gesetzentwurf gehen, um keine Zeit zu verlieren und dann alles Inhaltliche klären."

Foto: picture alliance / Geisler-Fotopress

Bettina Lugk sitzt seit 2021 für die SPD-Fraktion im Bundestag. Die Abgeordnete ist stellvertretende Vorsitzende des Verteidigungsausschusses.

Es geht um das Vorhaben der Bundesregierung, die Fähigkeiten der Bundeswehr zu garantieren und auszubauen, mit mehr Manpower: Noch wird gefeilt an einer Musterung, an einem Fragebogen - und ab wann junge Männer "gezogen" werden sollen. "Ich denke, dass einiges dafür spricht, die flächendeckende Musterung eines kompletten Jahrgangs perspektivisch zu ermöglichen, wie vom Verteidigungsminister vorgesehen - gerade auch, um die Strukturen für den Ernstfall zu haben", sagt die 43-Jährige. Wäre das nicht zu teuer? "Nein, wenn es um unsere Sicherheit geht, dürfen wir uns hier nicht von Kostenfragen leiten lassen", entgegnet sie. 

Die Sozialdemokratin setzt auf Freiwilligkeit beim Wehrdienst

Auch zeigt sie sich optimistisch, dass die nötige Truppenstärke in den kommenden Jahren auf freiwilliger Basis realisiert werden kann. "Schließlich machen wir den Bundeswehrdienst attraktiver. Dieser wird zudem alltäglicher. Das höre ich auch bei Schülergruppen, die hier zu Besuch sind: Sie zeigen Interesse und sehen bei der Bundeswehr eine Chance zur Persönlichkeitsentwicklung. 

Ihre Sorgen betreffen vor allem die Unklarheit zur Ausgestaltung des neuen Wehrdienstes". Für sie sei das alles eine organisatorische Frage, "wir diskutieren aber gerade schon einen Schritt weiter und wollen vorbereitet sein, falls die ausgesetzte Wehrpflicht doch wieder angewandt werden müsste".


„Wenn es um unsere Sicherheit geht, dürfen wir uns hier nicht von Kostenfragen leiten lassen.“
Bettina Lugk (SPD)

Lugk schüttelt den Kopf. Sie spricht leise, abgeklärt. Professionell und unaufgeregt. Man könnte dies kurz glatt finden, würde sie einen dabei nicht stets anschauen, klare Sätze formulieren und sich unterbrechen lassen. Lugk hätte sicher nichts dagegen, sich als Pragmatikerin zu beschreiben. Sie ist Mitglied im konservativen Seeheimer Kreis der SPD, wo man auf sich hält, darauf zu schauen, wie das Geld verdient wird, welches man ausgeben will.

In die Politik kam Lugk, als sie sich über einen Vorschlag der CDU zur Neuregelung von Bafög aufregte und 2005 in die SPD eintrat. "Das Bafög war meine Chance, um zu studieren", erinnert sie sich an die Umbruchzeit Ostdeutschlands mit ihren Verwerfungen. 2011 beendete sie ein Geografie-Studium mit dem Bachelor, sattelte eine Weiterbildung zur Verwaltungsfachwirtin auf. 

Lugk lernte als Mitarbeiterin den Maschinenraum des Parlaments kennen

Da arbeitete sie schon in der Politik. Hatte den Jusos in Brandenburg als Landesgeschäftsführerin gedient, fing 2012 in der Büroorganisation einer Bundestagsabgeordneten an und wechselte dann zu Ulla Schmidt, der damaligen Vizepräsidentin des Bundestages. "Es waren wilde Zeiten", sagt sie. Es herrschte die Griechenland-Krise, dann kamen die Migration 2015 und später Corona. Es war die Zeit, in der Lugk die Stellwerke des deutschen Parlamentarismus von innen kennenlernte.

2021 wechselte sie dann aus dem Maschinenraum des Parlaments in die Verantwortung als Abgeordnete, zog seitdem über die Landesliste in den Bundestag ein. "Ich hatte eine Ahnung, wie das Parlament funktioniert. Aber wirklich gewählte Volksvertreterin zu sein, ist schon eine andere Rolle und Verantwortung."

Das kostet einen Aufwand, den man ihr nicht ansieht. Nur das Büro, in dem sie seit vergangenem Sommer sitzt, ziert noch kein Bild und wirkt karg. "Ich möchte eigene Landschaftsbilder aufhängen", sagt sie. “Aber dazu fehlte bisher die Zeit.”

Mehr zur Bundeswehr

Soldaten legen den Fahneneid ab
Neues Personal gesucht: Alles zurück auf Los
Das geplante Wehrdienstgesetz entzweit nicht nur Regierung und Opposition, sondern auch die Koalition. Es hagelte Kritik am Streit über ein mögliches Losverfahren.
Junge Rekruten lernen in der Friedenstein Kaserne in Gotha noch in Zivilkleidung das Antreten.
Die Bundeswehr und die Wehrpflicht: Eine Frage der Wehrgerechtigkeit
Ohne Wehrpflicht verfügt die Bundeswehr über zu wenige Soldaten. Doch mit einer allgemeinen Wehrpflicht wären es deutlich zu viele – ein altbekanntes Problem.
Objektschutzregiment der Luftwaffe "Friesland" in Schortens in Niedersachsen
Kurs Wachstum: Die Bundeswehr in Zahlen
Über 260.000 Menschen sichern die personelle Einsatzbereitschaft der Bundeswehr.Wie sich die Armee verändert hat, wo sie aktuell steht und welche Baustellen bleiben.

Weitere Informationen