Piwik Webtracking Image

Foto: picture alliance/Wildfoto/Stephen Robinson
Kupfermine in Sambia: Das Land im südlichen Afrika gehört zu den weltweit größten Produzenten von Kupfer und Kobalt.

Einfluss im Globalen Süden : Weltmächte konkurrieren um Kupfer und Korridore

China, Europa und die USA lassen sich den Ausbau von Infrastruktur im Ausland Milliarden kosten. Das Ziel: Rohstoffe und Absatzmärkte sichern.

24.07.2025
True 2025-07-24T14:41:59.7200Z
4 Min

Er zählt zu den rohstoffreichsten Industrieregionen der Welt: der sogenannte Kupfergürtel in Sambia und der Demokratischen Republik Kongo. Hier lagern ein Zehntel der weltweiten Kupfervorkommen und große Mengen Kobalt; kritische Rohstoffe, die unverzichtbar sind für die europäische Energie- und Mobilitätswende - kein Solarpanel und keine Windturbine läuft ohne Kupfer, keine E-Auto-Batterie ohne Kobalt.

Doch die Wege zu Abnehmerstaaten wie China und Deutschland sind weit. Um die Metalle verschiffen zu können, quälen sich Lkw bisher über holprige Asphaltstraßen bis zu 3.000 Kilometer zu Häfen in Südafrika oder Botswana. Das ist teuer und dauert mehrere Wochen; Überfälle sind häufig.

Foto: picture alliance/AP/Ben Curtis

Ex-US-Präsident Joe Biden im Dezember 2024 im Hafen von Lobito in Angola: Finanziert mit amerikanischen und europäischen Geldern soll von hier bald eine modernisierte Eisenbahntrasse in die Bergbaugebiete im Landesinneren führen.

Doch damit soll nun Schluss sein. Anfang 2023 beschlossen die DR Kongo, Angola und Sambia, eine alte Handelsroute aus Kolonialzeiten wiederzubeleben. Die inzwischen ziemlich marode Eisenbahnlinie führt vom Kupfergürtel zum Hafen Lobito an der Atlantikküste Angolas und soll, ausgestattet mit neuen Gleisen und Waggons, die Transportwege und -zeiten nahezu halbieren, die Kosten senken und das Klima schonen.

Ein Plan, für den sich Europa und die USA schnell begeisterten: Die EU sicherte dem "Lobito-Korridor" eine Unterstützung in Höhe von fast einer Milliarde Euro zu, der damalige US-Präsident Joe Biden versprach 2023 vier Milliarden US-Dollar sowie Hilfe bei der Suche nach privaten Investoren. Damit sollen bestehende Bahnstrecken und Hafenterminals modernisiert und die Trasse um 800 Kilometer in das Bergbaugebiet von Sambia verlängert werden.

In den drei afrikanischen Staaten ist die Hoffnung groß, damit das Wirtschaftswachstum anzukurbeln. Die USA und Europa versprechen sich einen besseren Zugang zu strategisch wichtigen Rohstoffen - und weniger wirtschaftliche Abhängigkeit von China.

China kontrolliert aktuell einen Großteil der Infrastruktur in Afrika

Die Volksrepublik kontrolliert in Afrika bereits große Teile der Infrastruktur, darunter Minen, Logistikrouten und Hafenanteile. Und nicht nur dort: Um seine Energieversorgung zu sichern und neue Absatzmärkte zu erschließen, hat China im Zuge seiner "Belt and Road Initiative" (BRI) seit 2013 - laut eigenen Angaben - fast zwei Billionen US-Dollar in Projekte auf nahezu allen Kontinenten investiert und (Flug)-Häfen, Staudämme, Autobahnen, Pipelines und Eisenbahnlinien in mehr als hundert Ländern gebaut oder saniert - auch in Europa. 

Erst Ende 2024 hat es in Peru, wie die DR Kongo einer der größten Kupferproduzenten der Welt, einen 3,5 Milliarden US-Dollar teuren und mit exklusiven Nutzungsrechten ausgestatteten Tiefwasserhafen eingeweiht, der eine direkte Schiffsroute nach Peking ermöglicht.

Experten kritisieren Europas Initiativen als zu bürokratisch

Als Gegenprojekt haben führende westliche Industriestaaten im Rahmen der G7 2022 die "Partnerschaft für globale Infrastruktur und Investitionen" ausgerufen, zu der die EU mit ihrer Investitionsoffensive “Global Gateway” beiträgt. Die Ambitionen sind groß: Global Gateway trage zum ökologischen und digitalen Wandel außerhalb der EU sowie einer stärkeren europäischen Resilienz bei - "durch den Aufbau vorteilhafter Partnerschaften für beide Seiten", erklärt eine Sprecherin der EU-Kommission auf Nachfrage. 

Ihr zufolge hat die Initiative in den ersten drei Jahren Investitionen in Höhe von fast 180 Milliarden Euro in den Partnerländern mobilisiert. Der "Lobito-Korridor", eines der Leuchtturmprojekte, werde "das enorme Potenzial Angolas, der Demokratischen Republik Kongo und Sambias freisetzen", lobte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (CDU) Mitte Juni.

Globale Initiativen

🏭 Im Juni 2022 beschlossen führende Industrienationen im Rahmen der G7 die „Partnerschaft für globale Infrastruktur und Investitionen“. Mit ihr sollen in Entwicklungs- und Schwellenländern bis 2027 bis zu 600 Milliarden Euro an öffentlichen und privaten Investitionen für nachhaltige Infrastruktur mobilisiert werden. 

🟦 Die EU beteiligt sich daran mit der 2021 beschlossenen Initiative „Global Gateway“, die bis 2027 bis zu 300 Milliarden Euro an Investitionen heben soll. Die Projekte sollen nachhaltig sein. Unter anderem werden erneuerbare Energien und klimaschonende Verkehrswege gefördert.

🟥 China hat bereits 2013 die “Belt-and-Road-Initiative” gestartet, auch “Neue Seidenstraße” genannt. Die Volksrepublik gibt an, seither fast zwei Billionen US-Dollar in Projekte auf nahezu allen Kontinenten investiert und (Flug)-Häfen, Staudämme, Autobahnen, Pipelines und Eisenbahnlinien in mehr als hundert Ländern gebaut oder saniert zu haben, auch in Europa.



Doch Kritiker finden die bisherige Bilanz von Global Gateway bescheiden. Entwicklungsorganisationen wie Oxfam werfen der Initiative vor, vor allem Unternehmensinteressen im Blick zu haben und Entwicklungsziele zu vernachlässigen. Experten der Friedrich- Naumann-Stiftung (FNS) urteilten im Oktober 2024 in einer Analyse, ihr fehle eine "langfristige Vision", sie sei "zu langsam, zu unübersichtlich, zu unkoordiniert". Eine Einschätzung, die Katharina Wittke von der Deutschen Industrie- und Handelskammer teilt. Die Privatwirtschaft werde "bisher zu wenig eingebunden", für Unternehmen bleibe unklar, wie sie sich beteiligen können, sagt sie.

Auch interessant

Mehr zum Thema Das kleine Land im Norden macht große Pläne
Vorreiter Dänemark: Das kleine Land im Norden macht große Pläne

China ist auch hier einige Schritte voraus. "Chinesische Unternehmen profitieren oft von den Infrastrukturprojekten im Ausland", sagt China-Expertin Mareike Ohlberg vom German Marshall Fund. "Sie erhalten darüber häufig Aufträge und bringen sowohl Materialien als auch Arbeitskräfte selbst mit."

So könnte es bald auch im afrikanischen Kupfergürtel sein. Denn nicht nur der Westen, auch China investiert dort längst in eine strategisch wichtige Eisenbahnlinie. Eine Milliarde US-Dollar lässt es sich die Modernisierung der fast 2.000 Kilometer langen Tanzania Zambia Railway kosten, damit Kupfer und Co. ab 2027 noch schneller zum Hafen in Dar es Salaam am Indischen Ozean gelangen. Den Hafen saniert China gleich mit.

Mehr dazu im Dossier “Kritische Rohstoffe: Abhängigkeit und Versorgungsrisiken" lesen