Steigende Pharmakosten : Grüne fordern Einsparungen im Arzneimittelsektor
Nach Ansicht der Grünen kann im Arzneimittelsektor viel Geld eingespart werden. Damit ließen sich die Finanzen der Krankenversicherung stabilisieren.
Neue, innovative Arzneimittel sind besonders teuer, auch weil die Entwicklungskosten für die Pharmafirmen hoch sind. Die Gesetzliche Krankenversicherung zahlt viel Geld für Medikamente.
Um die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) finanziell zu stabilisieren, werden derzeit einige Vorschläge erörtert. Die Bundesregierung stützt die GKV im Haushalt 2025 und 2026 jeweils mit milliardenschweren Darlehen, die zurückgezahlt werden müssen. Eine dauerhaft tragfähige Lösung ist das nach Ansicht von Fachleuten daher nicht.
Damit weitere Beitragssprünge im kommenden Jahr vermieden werden können, hat die Koalition ein Sparpaket durchgesetzt. Aber auch das kann nur kurzfristig für Entlastung sorgen. Deswegen schlagen Gesundheitsexperten vor, als einen weiteren großen Ausgabenbereich die Arzneimittelversorgung in den Blick zu nehmen. Die Grünen-Fraktion hat den Ball aufgenommen und zu einem Antrag ausformuliert, der am Donnerstagabend im Plenum erstmals beraten wurde.
Arzneimittelausgaben steigen besonders stark
Die aktuell überproportional ansteigenden Arzneimittelkosten könne die GKV nicht nachhaltig stemmen, heißt es in dem Antrag. Die Ausgaben der GKV für Arzneimittel seien seit 2011 von 32 Milliarden Euro auf über 55 Milliarden Euro im Jahr 2024 gestiegen. Besonders ausgeprägt sei die Dynamik bei hochpreisigen Therapien, darunter sogenannten Orphan Drugs (Arzneimittel für seltene Erkrankungen) und gentherapeutischen Einmalbehandlungen.
Die Arzneimittelausgaben seien zu einem zentralen Treiber der finanziellen Instabilität in der GKV geworden. Die Abgeordneten schlagen im Bereich der Arzneimittel- und Arzneimittelpreispolitik ein 26 Punkte umfassendes Reformprogramm vor, um die GKV-Ausgaben zu senken, darunter die befristete Anhebung des Herstellerabschlags.
„Man darf den globalen Zusammenhang nicht aus den Augen verlieren.“
Paula Piechotta (Grüne) warb nachdrücklich für Reformen, um die Kosten zu senken und Innovationen für Versicherte weiter zu ermöglichen. Der Vorschlag, hohe Preise für große Innovationen und weniger hohe Preise für mäßige Innovationen, helfe am Ende allen Beteiligten. Ähnlich argumentierte Ates Gürpinar (Linke). Er hielt der Regierung vor, die florierende Pharmaindustrie auf Kosten der Versicherten zu schonen. Derweil gingen die Preise für Medikamente durch die Decke.
Der Arzneimittelmarkt ist global organisiert
Nicole Hess (AfD) forderte eine transparente Arzneimittelpolitik "ohne Hinterzimmerabsprachen". Zudem müssten zugelassene Arzneimittel auch verfügbar sein, sagte sie mit Blick auf Lieferengpässe. Matthias Mieves (SPD) wies darauf hin, dass Deutschland in Europa Spitzenreiter bei der Verfügbarkeit innovativer Medikamente sei. Das Ziel seien Versorgungssicherheit und Bezahlbarkeit für alle, fügte er mit Blick auf den Pharmadialog hinzu.
Stephan Pilsinger (CSU) warnte davor, dass Firmen innovative Arzneimittel vom deutschen Markt zurückziehen könnten. “Man darf den globalen Zusammenhang nicht aus den Augen verlieren.”
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